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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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MARCO NAARDEN<br />

Was unsere Patienten brauchen, ist Struktur und einen sicheren Spielraum, in<br />

dem ihnen die Möglichkeit geboten werden kann, ihre Gefühle von Anfang an neu<br />

zu strukturieren. Diese Möglichkeit kann eine verbale Therapie- methode solchen<br />

Patienten sicher am Anfang nicht bieten. Kurzum - was sie brauchen ist...... Musik!<br />

Popmusik als therapeutische Behandlungsmethode<br />

Musik ist eine Quelle für Energie, ruft Gefühle hervor und sorgt für<br />

Entspannung. Mit Musik wird die Lust zu Spielen stimuliert und das ist etwas, was<br />

viele Patienten während ihrer frühen Entwicklung nicht gelernt haben. Musik<br />

stimuliert Kommunikation, lässt Erinnerungen hochkommen und garantiert durch<br />

die Anwesenheit von Struktur dennoch eine kontrollierbare und sichere Umgebung.<br />

Diese Erklärung kann ich mir einem Patienten gegenüber sparen. Wenn ich ihm<br />

auf diese Weise erläutern würde, warum eine Musiktherapie gut für ihn wäre, müsste<br />

ich doch wieder seine problematische Persönlichkeit <strong>zur</strong> Sprache bringen und würde<br />

probieren, ihn mit Worten zu motivieren. Die Gefahr der Ablehnung wäre<br />

besonders groß. Das ist auch gar nicht nötig, denn die Motivation kann auch durch<br />

die Musik selbst zustande kommen. Der allerwichtigste Effekt von Musik ist SPAß!<br />

Diese Freude ist der Schlüssel <strong>zur</strong> Motivation. Und Motivation bei Behandlung von<br />

TBS-Patienten ist und bleibt ein Problem. Einer der Gründe für die fehlende<br />

Motivation ist auf die Tatsache <strong>zur</strong>ückzuführen, daß, auch wenn wir von<br />

Behandlung sprechen anstatt von Strafe, die Patienten doch oft das Gefühl haben,<br />

bestraft zu werden. Sie sitzen doch meistens gegen ihren eigenen Willen im<br />

Maßregelvollzug.<br />

Wir sprechen zwar über Patienten, begegnen ihnen aber nicht nur in Bezug auf<br />

die Behandlung ihrer Störungen. Wir sehen sie als Erwachsene und ein Teil ihres<br />

Verhaltens ist auch durchaus das Erwachsener. Durch ihre Störung können sie<br />

manchmal sehr unerwachsen reagieren: Sie auf nur einer dieser zwei Ebenen<br />

anzusprechen, würde sie nicht zu ihrem Recht kommen lassen. Neben der<br />

Aufmerksamkeit für ihre Krankheit muß ihnen auch Spielraum für die Entwicklung<br />

ihrer gesunden, erwachsenen Persönlichkeit angeboten werden. Dazu gehört die<br />

Festigung ihrer kognitiven, emotionellen, motorischen und kreativen Fertigkeiten.<br />

Im Vordergrund steht dabei immerwährend die Stimulierung zu<br />

eigenverantwortlichem Handeln.<br />

Ich spreche gegenüber Patienten im Allgemeinen von Musikunterricht und nicht<br />

von Musiktherapie. Der Musikunterricht ist ein essentieller Bestandteil des<br />

Behandlungsprogrammes der Patienten unserer Klinik. Mit meinen Patienten<br />

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