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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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HILDEMARIE STREICH<br />

anderen können sie herkommen aus jenen unbewussten Musik- und Klangbereichen<br />

in den Tiefenschichten der menschlichen Seele, die seit frühester Zeit den Menschen<br />

singen, musizieren, komponieren und Musikinstrumente erfinden liessen.<br />

Und zum dritten können in ihnen immer neue und andere Verbindungen bewusster<br />

oder unbewusster Komponenten des Musikalischen überhaupt aufklingen.<br />

Entsprechend dem vielschichtigen Wesen der Musik und dem nicht minder vielschichtigen<br />

Wesen des einzelnen Menschen umfassen diese Träume alle Aspekte<br />

des Musikalischen von der klingenden Musik über die in Noten und Tonnamen fixierte<br />

bis in die Musikinstrumente hinein. Die ganze Mannigfaltigkeit musikalischer<br />

Erscheinungen, Gestaltungen, Ausdrucksformen, Wirkungsmöglichkeiten, Erfahrungs-<br />

und Sichtweisen ist hier lebendig.<br />

Oftmals sind diese Trauminhalte mehr oder weniger deutlich bezogen auf die<br />

uralte Bedeutung der Musik als kathartische und harmonikale Potenz, welche unvereinbar<br />

scheinende Gegensätze zu verbinden und jeweils Fehlendes zu ergänzen<br />

vermag, weshalb ihr seit alters Heilkräfte anregende Wirkungen zugeschrieben werden.<br />

So kann die Musik in Träumen wirksam sein in der Art eines regulierenden<br />

therapeutischen Faktors der Seele, ähnlich einem sorgfältig ausgewählten Heilmittel<br />

differenziert abgestimmt auf den individuellen Eigenbedarf des Träumenden.<br />

Diese Träume weisen einmal mit Bildern der Disharmonie, der musikalischen<br />

Destruktion oder Stauung auf bisher nicht wahrgenommene harmonikale Störungen<br />

im Kräftehaushalt der Psyche hin, um sie bewusst und angehbar zu machen, zugunsten<br />

einer Wiederherstellung der verlorenen Harmonie. Zum anderen erscheinen<br />

sie in der Art eines musikalischen Symbols der Mitte und des Ziels, um auf Entwicklungsmöglichkeiten<br />

zu verweisen, die es in Geduld zu verwirklichen gilt, oder auch<br />

um Zustände der Verwirrung und Desorientiertheit vorübergehend zu kompensieren.<br />

Manche dieser Träume haben ausgeprägten Initialcharakter. Das sind bestimmte<br />

charakteristische Musikträume, die den Beginn einer neuen Phase der seelischen<br />

Entwicklung gleichsam im voraus präludieren. Das Hauptziel dieser Träume scheint<br />

es zu sein, die neue Phase und ihr Zentralanliegen musikalisch zu veranschaulichen<br />

und zu initiieren. Man gewinnt den Eindruck, als schicke das Unbewusste in solchen<br />

Fällen die Musik dem Einzug des Neuen voraus, ähnlich wie seit alters beim Einzug<br />

hoher Gäste, bei Umzügen und Prozessionen die Musik vorausgeht, um ein Kommendes,<br />

Nachfolgendes, noch nicht Sagbares durch das Medium der Musik vorauszukünden.<br />

Es gibt auch Musikträume, die zu ganz beliebiger Zeit auftreten und ein<br />

Musikinstrument oder irgendein musikalisches Geschehen in den Mittelpunkt des<br />

Traumbildes stellen. Der tiefere Gehalt des betreffenden musikalischen Motivs kann<br />

nach seiner Erschliessung sehr Wesentliches <strong>zur</strong> Deutung des Traumes beitragen<br />

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