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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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JOS DE BACKER / JAN VAN CAMP<br />

Erfahrung mit dem Medium Musik ist also eine wichtige Voraussetzung. Lassen<br />

Sie uns als Illustration den Vergleich machen zwischen einem gerade absolvierten<br />

Musiktherapeuten und einem älteren Kollegen, der schon jahrelang mit seinen<br />

eigenen musikalischen Ausdrucksweisen vertraut ist. Die Tatsache, dass der ältere<br />

Musiktherapeut seine musiktherapeutische Sprache über die Jahre weiterentwickeln<br />

und beherrschen lernte, darüber nachdenkt und damit vertraut ist, regelmässig zu<br />

Konzerten geht und dadurch auch seine innere Suche nach seiner Musik und der<br />

Musik anderer verstehen lernte, hat unmittelbare Auswirkungen auf seine<br />

musiktherapeutische Praxis.<br />

Wie der Musiktherapeut mit dem Medium Musik umgeht, damit mental<br />

beschäftigt ist, wird integriert in den therapeutischen Prozess, unabhängig vom<br />

therapeutischen Modell, in dem er arbeitet. Hierdurch kreiert der Musiktherapeut<br />

für den Patienten einen Raum von innerer Freiheit in seinem Suchen nach einem<br />

eigenen Stil des Improvisierens. Bei einem jüngeren Musiktherapeuten wird<br />

möglicherweise der Ausdruck akademischer und formeller sein, weil er seine<br />

Identität als Musiktherapeut und seine eigene musikalische Sprache noch nicht<br />

gefunden hat. Das heißt, er muss auch weiterhin vertrauter werden mit der Musik<br />

und er muß weiterhin seine Musikalität entwickeln, um sich selbst zu erfahren.<br />

In der Ausbildung zum Musiktherapeuten muss genügend Raum geboten<br />

werden, in welchem der Student seine eigene musikalische Sprache kennenlernen,<br />

explorieren und ausbreiten kann, wo er auf seine persönliche Weise zu sprechen<br />

lernt, mehr geleitet vom Gefühl als vom Verstand. Ein wichtiger Aspekt bei der<br />

Suche nach der eigenen musikalischen Sprache kann in der Instrumentenwahl<br />

liegen. Aus diesem Grunde soll der Musiktherapeut ein möglichst breites Spektrum<br />

an Musikinstrumenten anbieten. Schon die Instrumentenwahl des Musiktherapeuten<br />

selbst zeigt etwas über die Möglichkeiten und Grenzen, welche er in seiner Therapie<br />

setzt, wie er zu dem Medium Musik steht, wie er die Patienten wahrnimmt, etc.<br />

Welche Musikinstrumente, ein jedes mit seiner eigenen Symbolik, hat der<br />

Musiktherapeut gekauft? So wird der Musiktherapeut, der ein neues<br />

Musikinstrument kennenlernt (z. B. das Didjeridou) und damit eine intensive<br />

Erfahrung gemacht hat, bewusst oder unbewusst dieses Instrument in seine<br />

Therapien einbeziehen. Es hängt massgeblich von der persönlichen Erfahrung des<br />

Musiktherapeuten mit dem Instrument ab, ob er dieses bei seinen Therapien<br />

sinnvoll einsetzen kann. Die Einführung des Gongs in die therapeutische Arbeit vor<br />

einigen Jahren bietet dazu ein interessantes Beispiel. Die Entdeckung des Gonges<br />

durch die musiktherapeutische Welt führte zu einem 'Boom'-Effekt. Das Hantieren<br />

des Gongs wurde eine Art "the state of the art". Die Gefahr bestand natürlich darin,<br />

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