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wiener beiträge zur musiktherapie band 3 theorie ... - Praesens Verlag

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Musiktherapie als psychotherapeutischer Weg<br />

gelernt und bezeichne sie als ein „ungesättigtes monotones Klanggewebe“. Es ist einer<br />

klingenden Projektionsfläche vergleichbar, bereit, Assoziationen aufzunehmen).<br />

Plötzlich bricht es aus Franziska hervor: „Happy birthday to you, happy birthday to<br />

you, Marmelade, Marmelade, Marmelade im Schuh!“, und der gegenwärtige<br />

Augenblick erhält plötzlich eine Bedeutung.<br />

Meine gleichschwebende Aufmerksamkeit ruft mir ein ähnliches Motiv in<br />

Erinnerung, bei dem es heißt: „... Blut ist im Schuh! Blut ist im Schuh.“. Es ist der<br />

Gesang des Täubchens im Märchen vom Aschenputtel. In dieser Geschichte finden<br />

sich in der Originalversion der Gebrüder Grimm auch dramatische Elemente der<br />

Selbstverstümmelung, wenn die zwei Stiefschwestern – um in den Schuh des<br />

Prinzen zu passen und folglich geheiratet zu werden – ihre Ferse und ihre Zehe<br />

abschneiden. Auf dem Weg in´s Schloß verrät eine weiße Taube den Betrug:<br />

„Ruckedigu, Ruckedigu, Blut ist im Schuh, Blut ist im Schuh! Die falsche Braut<br />

führt ihr nach Haus, die rechte wartet noch zuhaus!“. In diesem Märchen nützt die<br />

Selbstkastration, noch dazu von der Mutter suggeriert, nichts.<br />

Nachdem Franziska gesungen hat und ohne meine Interpretationen (ich schwieg),<br />

ist sie nunmehr sehr wach. Sie erzählt sodann von ihrem Exfreund, der Sehnsucht,<br />

dem Übergewicht und der eigenen Traurigkeit. Sie ist so in ihre Trauerarbeit<br />

eingetreten, die Teil ihrer Therapie ist und es noch lange sein wird.<br />

Literatur<br />

Benedetto Di, A. (1999). Ascoltare i suoni dell´anima. L´inconscio attraverso la<br />

vocalità. In Larocca F. (a cura di), Atti del V° Convegno Internazionale 1998<br />

”Musicoterapia, Danzaterapia e Arteterapia per l´handicap” (pp.11-26). Verona:<br />

Libreria Editrice Universitaria.<br />

Fonagy I. (1993). Il significato dello stile vocale. Il verri, annata 1993, fasc. 1-2<br />

Gordon, D. (1990). Therapeutische Metaphern, Paderborn: Junfernmann <strong>Verlag</strong>.<br />

Groove D.J., Panzer B.I. (1992). Das Trauma heilen. Metaphern und Symbole in der<br />

Psychotherapie. Freiburg im Breisgau: VAK <strong>Verlag</strong> für angewandte Kinesiologie<br />

GmbH.<br />

Mauder, H. (2001). In die weite Welt hinein ... Psychotherapie mit geistig und<br />

mehrfach Behinderten. Programmfolder des Kongresses am 14.-15. Sept. 2001 in<br />

Wien. Wien: Landesver<strong>band</strong> für Psychotherapie.<br />

Müller-Hohagen, J. (1987). Psychotherapie mit behinderten Kindern. München:<br />

Kösel-<strong>Verlag</strong>.<br />

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