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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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an sind. Gehirnwäsche ist in Deutschland nicht strafbar. »Sammeln Sie jede<br />

Quittung eines Kurses«, rät Caberta daher praktizierenden Scientologen. Nur<br />

kann sie <strong>die</strong>se Menschen kaum erreichen, da sie in ihrer abgeschotteten <strong>Welt</strong><br />

leben, in <strong>der</strong> vom freien Willen des Individuums nicht <strong>die</strong> Rede sein kann.<br />

In einer E-Mail, <strong>die</strong> <strong>die</strong> deutsche <strong>Scientology</strong>-Sprecherin Sabine Weber vor<br />

<strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>die</strong>ses Buches im Mai 2008 »zur Information« an den<br />

Ch. Links Verlag schickte, argumentierte sie mit Gerichtsurteilen, <strong>die</strong> für<br />

<strong>Scientology</strong> positiv ausgefallen waren, mit eingestellten Ermittlungsverfahren<br />

gegen <strong>Scientology</strong> und mit Verwaltungsgerichtsverfahren, in denen <strong>Scientology</strong>-Vereinen<br />

bescheinigt wurde, in erster Linie weltanschaulich und nicht<br />

wirtschaftlich ausgerichtet zu sein. 72<br />

Weber behauptete auch, dass <strong>der</strong> Verfassungsschutz<br />

<strong>die</strong> »Kirche« seit 1997 ergebnislos beobachtet habe. In einer mitgeschickten<br />

Stellungnahme von <strong>Scientology</strong> zum Bundesverfassungsschutzbericht<br />

von 2006 wurde beteuert, es gebe »keinerlei politische Bestrebungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Scientology</strong> Kirche«, Scientologen würden stets »im Rahmen <strong>der</strong> für alle<br />

geltenden Gesetze« handeln, und <strong>die</strong> Einhaltung <strong>der</strong> Menschenrechte sei »ein<br />

Teil des Glaubensbekenntnisses <strong>der</strong> <strong>Scientology</strong> Kirche«. 73<br />

Doch das Oberverwaltungsgericht<br />

Münster urteilte letztinstanzlich am 12. Februar 2008, <strong>der</strong><br />

Verfassungsschutz dürfe <strong>die</strong> Organisation weiterhin beobachten, denn: »Es<br />

liegen tatsächliche Anhaltspunkte vor, dass <strong>der</strong> Kläger Bestrebungen verfolgt,<br />

<strong>die</strong> gegen <strong>die</strong> freiheitlich-demokratische Grundordnung gerichtet sind.« 74<br />

Mit den höchstrichterlichen Urteilen seit 1995 besaß Ursula Caberta <strong>die</strong><br />

ersehnte Lizenz zum Handeln. »Hamburg erteilt den Scientologen einfach<br />

keine Son<strong>der</strong>genehmigung für <strong>die</strong> Straßennutzung. Werben Scientologen auf<br />

öffentlichem Gelände, kassieren sie Bußgel<strong>der</strong>, sogar wenn sie nur Zettel verteilen.<br />

Man kann sagen, wir haben ihnen ein ganzes Rekrutierungsfeld weggenommen.<br />

Das ist Prävention, wie ich sie verstehe.« Da das Wegerecht Län<strong>der</strong>sache<br />

ist, ist <strong>die</strong> Situation praktisch in jedem Bundesland an<strong>der</strong>s. In München<br />

dürfen <strong>die</strong> Scientologen nicht auf <strong>der</strong> Straße werben, in Stuttgart nur unter<br />

strengen Auflagen, in Berlin gibt es keine Handhabe dagegen. Als 2007 in<br />

Hamburg mehrere Verfahren wegen Verstoßes gegen das Wegerecht aufliefen<br />

und <strong>Scientology</strong> gegen jeden einzelnen Bescheid Wi<strong>der</strong>spruch einlegte, verlor<br />

ein Hamburger Amtsrichter <strong>die</strong> Geduld und wollte wissen, wer für <strong>die</strong> Verstöße<br />

verantwortlich sei. Er ordnete eine Durchsuchung <strong>der</strong> Geschäftsräume<br />

<strong>der</strong> Organisation an. »Und schwupps waren alle Wi<strong>der</strong>sprüche plötzlich vom<br />

Tisch«, sagt Caberta lachend. Caberta geht in den Nebenraum und zeigt uns<br />

ihre neuesten »Errungenschaften«. Es sind ansprechend aufgemachte Info-<br />

Packs plus DVD von scientologischen Frontgroups mit Titeln wie »Psychiatrie -<br />

Tod statt Hilfe« o<strong>der</strong> »Fakten über Drogen«. Sie sehen aus wie Schmuckboxen<br />

von Computerspielen. »Wir haben sie aus Jugendzentren bekommen, wo man<br />

sie verteilt hat«, sagt Caberta. Frontgroups sind Tarnorganisationen, <strong>die</strong> auf den<br />

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