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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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muss. Jede Stunde hören in 90 Län<strong>der</strong>n 5000 Menschen seine Worte über<br />

<strong>Scientology</strong>. Jede Minute je<strong>der</strong> Stunde greift jemand nach LRH Technologie<br />

o<strong>der</strong> betritt <strong>die</strong> Brücke (bucht <strong>Scientology</strong>-Kurse, d. A.), einfach weil er weiß,<br />

dass Tom Cruise Scientologe ist.« 45<br />

Der Schauspieler hatte schon 2003 versucht, Szenen seines Actionfilms<br />

MISSION: IMPOSSIBLE III in <strong>der</strong> Kuppel des Berliner Reichstags zu drehen -<br />

für <strong>Scientology</strong> hoch symbolisch. Doch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse<br />

zog <strong>die</strong> Reißleine und ließ <strong>die</strong>s wegen »<strong>der</strong> Würde des Ortes« nicht zu. Die<br />

Rolle als Claus Schenk von Stauffenberg gab Cruise nun <strong>die</strong> Chance, mitten in<br />

Deutschland gegen <strong>die</strong> Nazis zu kämpfen. »Wenn Tom Cruise den wichtigsten<br />

Helden des deutschen Wi<strong>der</strong>stands spielt, dann sagt er damit: Wir Scientologen<br />

bekämpfen <strong>die</strong> Nazis. Er <strong>will</strong> Politik machen«, erläutert Ursula Caberta,<br />

<strong>die</strong> <strong>Scientology</strong>-Beauftragte des Hamburger Senats. Der scientologische Superman<br />

spielt den deutschen »Übermenschen«, <strong>Scientology</strong> gegen Hitler auf<br />

<strong>der</strong> ganz großen Bühne. Wer <strong>Scientology</strong> kennt, weiß, dass man dort wirklich<br />

so simpel denkt. Daher auch <strong>der</strong> Kampf um den symbolträchtigen Ort, obwohl<br />

Regisseur Bryan Singer <strong>der</strong> New York Times erklärt hatte, es wäre zwar nett, im<br />

Bendlerblock zu filmen, aber er benötige ihn nicht wirklich: Es wäre kein Problem,<br />

<strong>die</strong> Szenen in Kulissen zu drehen. 46<br />

Nur Tom Cruise brauchte offenbar<br />

verzweifelt den authentischen Ort. »Die Drehgenehmigung im Bendlerblock<br />

war eine Trophäe für <strong>Scientology</strong>«, so sieht es Ursula Caberta.<br />

Nur wenige jedoch schien <strong>die</strong>ser Hintergrund zu interessieren. Einer von<br />

ihnen war <strong>der</strong> junge deutsche Filmregisseur Marcus Rosenmüller, dessen<br />

Spielfilmdebüt WER FRÜHER STIRBT, IST LÄNGER TOT <strong>die</strong> Überraschung des<br />

Jahres 2006 war. Rosenmüller sagte im Spiegel-lnterview auf <strong>die</strong> Frage zur<br />

Cruise-Stauffenberg-Debatte, ob nicht je<strong>der</strong> glauben dürfe, an was er <strong>will</strong>:<br />

»Doch. Und ich glaube daran, dass Tom Cruise keinen moralisch integren deutschen<br />

Volkshelden spielen sollte. Ein verführbarer Jugendlicher trennt doch<br />

nicht zwischen Schauspieler, Rolle und Person. <strong>Scientology</strong> ist eine dumme<br />

Religion. Sie übt Druck auf Menschen aus. Cruise wirbt für <strong>Scientology</strong>. Und<br />

deswegen ist es in Ordnung, wenn ihm hier Druck gemacht wird.« 47<br />

Gegen <strong>die</strong> Verharmlosungswelle des vereinten deutschen Feuilletons drang<br />

<strong>der</strong> erfahrene evangelische Sektenexperte Thomas Gandow aus Berlin nur<br />

noch durch, als er Tom Cruise drastisch den »Goebbels von <strong>Scientology</strong>«<br />

nannte. »Er ist nach Deutschland gekommen, um <strong>die</strong> Bewegungsfreiheit<br />

<strong>der</strong> Scientologen zu erweitern«, erklärte Gandow. »In <strong>der</strong> Öffentlichkeit wird<br />

darüber aber kaum geredet.« 48<br />

Einer <strong>der</strong> wenigen, <strong>die</strong> es ähnlich sahen, war<br />

<strong>der</strong> bekannte Grafiker und Präsident <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Künste, Klaus Staeck:<br />

»Der professionelle Charme des Hollywood-Mimen ist ja auch einfach entwaffnend.<br />

So entwaffnend, dass <strong>die</strong> Feuilletonisten in <strong>die</strong>sem Land bereits vor<br />

seiner Doppelrolle als Schauspieler und Missionar kapituliert haben. Kaum<br />

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