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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Christopher Evans analysiert zu Recht, »dass <strong>die</strong> Dianetik in den Anfängen<br />

mit ihren Vorstellungen von <strong>der</strong> Schaffung des Übermenschen und ihrer unausgesprochenen<br />

Verachtung für etablierte Glaubensrichtungen je<strong>der</strong> Art geradezu<br />

antireligiös war«. 107<br />

Viele Anhänger <strong>der</strong> ersten Stunde betrachteten <strong>die</strong><br />

Dianetik denn auch als Überwindung <strong>der</strong> Religion; umgekehrt sahen religiöse<br />

Menschen in ihr finsterstes Teufelszeug, auch ohne Hubbards Vorleben als<br />

Satanist zu kennen. <strong>Wie</strong> sonst sollte ein Christ auf eine Lehre reagieren, <strong>die</strong><br />

behauptete, mit <strong>Scientology</strong> sei es möglich, <strong>die</strong> »glühende Energie und das<br />

Potential des Jesus Christus« zu erlangen, und zwar durch lediglich »zwei bis<br />

25 Stunden angemessener Übung«? 108<br />

Das Konzept »Religion« wurde außer in einem Testflugblatt 1954, das aber<br />

nur wenige Interessenten anlockte, bis zum Ende <strong>der</strong> 60er Jahre nicht in <strong>der</strong><br />

Werbung für <strong>Scientology</strong> verwendet. Im unaufhörlichen Strom von Wörtern,<br />

<strong>die</strong> <strong>der</strong> rothaarige Guru in <strong>die</strong>ser Zeit ausstieß, gingen <strong>die</strong> wenigen Bemerkungen<br />

über »Religion« weitgehend unter, spielten weiter keine Rolle o<strong>der</strong><br />

waren so allgemein formuliert, dass »Religion« alles und nichts bedeuten<br />

konnte - und laut Hubbard nicht einmal Glauben voraussetzte: »<strong>Scientology</strong><br />

ist eine praktische Religion für alle Bekenntnisse und erfor<strong>der</strong>t keinen Glauben<br />

an irgend jemanden, bis Sie irgend etwas gefunden haben, an das Sie<br />

glauben können.« 109<br />

Lediglich wenn <strong>die</strong> Möglichkeit von Privilegien aufschien<br />

o<strong>der</strong> eine Behörde wie<strong>der</strong> einmal drohte, <strong>die</strong> Organisation wegen unerlaubter<br />

Heilkunde zu belangen, griff <strong>der</strong> Chef zur »Religionskeule« - und zwar nur<br />

dann, wie <strong>der</strong> kanadische Religionssoziologe Stephen Kent nachweist. 110<br />

So<br />

etwa 1956, als <strong>die</strong> scientologische Founding Church of <strong>Scientology</strong> (Gründungskirche)<br />

in Washington, D. C. - wohin Hubbard 1955 inzwischen sein Hauptquartier<br />

verlegt hatte - beim amerikanischen Finanzamt Internal Revenue<br />

Service (IRS) erstmals den Antrag stellte, von <strong>der</strong> Einkommensteuer befreit<br />

zu werden.<br />

Damit begann ein jahrzehntelanger Streit mit <strong>der</strong> Behörde um <strong>die</strong> fundamentale<br />

Frage: Ist <strong>Scientology</strong> eine Religion o<strong>der</strong> ein pseudowissenschaftlicher<br />

Schwindel mit Amateurpsychologie? Die Antwort auf <strong>die</strong>se Frage ist<br />

lebenswichtig, denn eine als Kirche betrachtete »gemeinnützige« Gruppe zahlt<br />

in den Vereinigten Staaten keine Steuern. Dort können Glaubensgemeinschaften<br />

jeglicher Art relativ leicht in den Genuss <strong>die</strong>ses Vorrechts kommen, wenn<br />

sie bestimmte formale Bedingungen erfüllen. Selbst <strong>die</strong> »Church of Satan«<br />

des Crowley-Anhängers La Vey o<strong>der</strong> <strong>die</strong> »Church of Euthanasie« müssen kein<br />

Geld an den Fiskus abführen. Auch Hubbard wurde <strong>der</strong> Antrag zunächst ohne<br />

weitere Prüfung genehmigt, da es ihm 1955 gelungen war, <strong>die</strong> »Gründungskirche«<br />

als »religiöse Organisation« in Washington eintragen zu lassen. Im Januar<br />

1957 billigte <strong>der</strong> IRS <strong>der</strong> Organisation erstmals das Steuerprivileg zu. Zur<br />

Untermauerung seiner Ansprüche führte <strong>der</strong> »Grün<strong>der</strong>« sechs Monate später<br />

197

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