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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Schilys Antiterrorismusgesetze vom Dezember 2001 geben dem Staat seither<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, auch religiös auftretende Vereine zu verbieten. Noch einfacher<br />

lässt sich das Verbot ausführen, wenn <strong>die</strong> Zentrale eines solchen Vereins<br />

im Ausland liegt, wie bei <strong>Scientology</strong>. Dann kann er nach Paragraph 14 Absatz<br />

2 des Vereinsgesetzes bereits verboten werden, wenn er beispielsweise<br />

<strong>die</strong> politische Willensbildung, <strong>die</strong> öffentliche Sicherheit und Ordnung o<strong>der</strong><br />

»sonstige erhebliche Interessen« <strong>der</strong> Bundesrepublik beeinträchtigt. Damit<br />

wurde eine wesentliche For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sekten-Enquetekommission erfüllt:<br />

eine Gruppe nicht aufgrund ihrer vorgetragenen Legende zu beurteilen, son<strong>der</strong>n<br />

anhand ihrer Methoden, Zielsetzung und Ideologie. Schily nutzte <strong>die</strong> neue<br />

juristische Waffe sofort und entschlossen. Was gegen <strong>Scientology</strong> lange nicht<br />

möglich schien - plötzlich war es kein Problem mehr.<br />

Mit den Antiterrorgesetzen war das größte juristische Hin<strong>der</strong>nis beseitigt,<br />

das einem Verbot von <strong>Scientology</strong> im Weg stand. An<strong>der</strong>s als sonst reagierte<br />

<strong>Scientology</strong> auf <strong>die</strong> gravierenden Gesetzesän<strong>der</strong>ungen und Verbote nicht<br />

mit öffentlichem Protest. Die Sekte blieb stumm. Denn aus dem Blickwinkel<br />

des Psychokonzerns war im Großen und Ganzen Ruhe an seiner härtesten,<br />

<strong>der</strong> deutschen Front eingetreten. Wenn auch vielleicht noch kein Frieden<br />

herrschte, dann doch so etwas wie Waffenstillstand. Um gut Wetter zu machen,<br />

revi<strong>die</strong>rte <strong>der</strong> Psychokonzern damals auch seine »Clear Deutschland«-Strategie.<br />

Man wollte sich ein freundlicheres Image geben. »Es gab 1997 eine große<br />

Deutschland-Konferenz in <strong>der</strong> Karibik«, berichtet <strong>der</strong> <strong>Wie</strong>ner Ex-Scientologe<br />

Wilfried Handl. »Dort wurde <strong>der</strong> Beschluss gefasst, eine Zeitlang nicht aufzufallen.<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zweck wurde auch beschlossen, >Unterdrücker< vorerst<br />

nicht mehr zu verklagen. Es sollte nur noch auf positive Werbeträger gesetzt<br />

werden wie Tom Cruise.« Die verän<strong>der</strong>te Strategie erlebten wir selbst. Während<br />

Scientologen bis Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre mit zahlreichen Prozessen gegen<br />

unser Buch DER SEKTEN-KONZERN vorgegangen waren, wurden anschließend<br />

<strong>die</strong> Taschenbuchausgabe und <strong>der</strong> Nachfolgeband PSYCHO-SEKTEN von Scientologen<br />

juristisch nicht attackiert.<br />

Das US-Außenministerium erklärte im Februar 2000, <strong>der</strong> Umgang mit<br />

<strong>Scientology</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n sei inzwischen »Gegenstand vieler Diskussionen mit<br />

<strong>der</strong> deutschen Regierung gewesen«, man habe Fortschritte erzielt. 55<br />

Zwar veröffentlichte<br />

das State Department mit <strong>der</strong> Regelmäßigkeit eines Uhrwerks<br />

Jahr für Jahr Ermahnungen zu mehr »Toleranz«. Doch war <strong>die</strong> Kritik erheblich<br />

leiser und sanfter geworden. Ab 2002 griffen <strong>die</strong> Menschenrechtsberichte<br />

nicht einmal den »Sektenfilter« mehr an. Warum <strong>der</strong> »Sektenfilter« für einige<br />

Jahre aus den Außenamtsberichten verschwand, war im Jahr 2001 im Jahresbericht<br />

des US-Handelsbeauftragten nachzulesen. Dort wurde gemeldet, dass<br />

ab sofort Firmen, <strong>der</strong>en Mitarbeiter o<strong>der</strong> Manager <strong>Scientology</strong>-Mitglie<strong>der</strong> sind,<br />

sich wie<strong>der</strong> an öffentlichen Ausschreibungen <strong>der</strong> Bundesregierung beteiligen<br />

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