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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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den. So äußerte sich <strong>der</strong> Vizepräsident <strong>der</strong> Nationalversammlung, Raymond<br />

Forni, im Oktober 1999 über <strong>Scientology</strong> folgen<strong>der</strong>maßen: »Es erstaunt mich<br />

überhaupt nicht, dass <strong>die</strong>se Sekte protegiert wird o<strong>der</strong> zumindest über Beziehungen<br />

bis in den Justizapparat hinein verfügt.« 17<br />

<strong>Wie</strong> systematisch <strong>die</strong> Organisation Richter beeinflusste, »<strong>die</strong> mit <strong>Scientology</strong>-Fällen<br />

befasst sind«, erläuterte damals <strong>der</strong> hochrangige amerikanische<br />

<strong>Scientology</strong>-Aus Steiger Jesse Prince. Zunächst würden Daten über <strong>die</strong> Richter<br />

gesammelt, dann <strong>der</strong>en Bekannte und Kollegen kontaktiert. Die Einschüchterungstaktik,<br />

so Prince, folge <strong>der</strong> 2400 Jahre alten KUNST DES KRIEGES des Chinesen<br />

Sun Tzu, einem Buch, das L. Ron Hubbard nicht nur den Agenten des<br />

Guardiarts Office, son<strong>der</strong>n allen Scientologen beson<strong>der</strong>s ans Herz legte. Man<br />

sammle Steuerbescheide, Bankdaten, medizinische Unterlagen und heimliche<br />

Tonaufnahmen über <strong>die</strong> Richter, versuche dann, über Mittelsmänner auf ihr<br />

Umfeld Einfluss zu nehmen, und stelle ihnen, sollten <strong>die</strong>se Mittel keinen Erfolg<br />

haben, sogar »Sexfallen«. Während des »Schneewittchen«-Prozesses habe<br />

<strong>Scientology</strong> 260000 Dollar ausgegeben, um einen Richter zu überwachen<br />

und ihm auf einer komplett verwanzten Luxusyacht in Florida zwei Prostituierte<br />

zuzuführen, bezeugte Jesse Prince - woraufhin <strong>die</strong>ser sich für befangen<br />

erklärte und aus dem Verfahren ausschied. Die Vorwürfe wurden auch<br />

in einem Bericht des bayerischen Verfassungsschutzes dargelegt, <strong>Scientology</strong><br />

wies sie empört zurück. 18<br />

Die Justiz in Frankreich brachte nicht nur immer wie<strong>der</strong> großes Verständnis<br />

für <strong>Scientology</strong> auf, son<strong>der</strong>n hatte auch Schwierigkeiten, ihre Akten zusammenzuhalten.<br />

Bei einem Prozess gegen <strong>Scientology</strong>-Mitglie<strong>der</strong> in Paris wegen<br />

Betrugs verschwanden 1998 auf seltsame Weise an<strong>der</strong>thalb Tonnen Akten aus<br />

dem Pariser Justizpalast und tauchten nie wie<strong>der</strong> auf. Dieser Vorgang wurde<br />

zunächst als grobe Schlamperei verbucht, <strong>die</strong> Zeitungen fragten sich, warum<br />

<strong>die</strong> Richterin keine Kopien <strong>der</strong> Anklageschrift hatte anfertigen lassen. 19<br />

Aber<br />

dann geschah etwas Ähnliches ein Jahr später noch einmal in <strong>der</strong> südfranzösischen<br />

Hafenstadt Marseille, und nun droschen <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n förmlich auf <strong>die</strong><br />

Verantwortlichen ein, so dass sich Frankreichs Premierminister Lionel Jospin<br />

gezwungen sah, persönlich einen Kommentar abzugeben. »Es stellt sich von<br />

neuem <strong>die</strong> Frage, ob bestimmte Staats<strong>die</strong>nste nicht womöglich von Sektenorganisationen<br />

unterwan<strong>der</strong>t sind«, sagte er. 20<br />

Genau genommen war es bereits<br />

das vierte Mal innerhalb von drei Jahren, dass wichtige Unterlagen über<br />

<strong>Scientology</strong> aus staatlicher Obhut entschwanden. Schon im Lyoner Prozess<br />

waren geheime Akten entwendet worden. Doch <strong>der</strong> größte Skandal ereignete<br />

sich 1996: Die umfangreichen Protokolle des parlamentarischen Sekten-Untersuchungsausschusses<br />

waren illegal kopiert worden - obwohl sie im Panzerschrank<br />

<strong>der</strong> Nationalversammlung im Pariser Palais Bourbon lagen. 21<br />

Der<br />

Berichterstatter <strong>der</strong> Sektenkommission, <strong>der</strong> Sozialist Jacques Guyard, bestätigte<br />

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