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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Häufig scheitert <strong>der</strong> Ausstieg, weil einfach niemand da ist, um zu helfen.<br />

Denn abgesehen von <strong>der</strong> Angst, <strong>die</strong> man ihm einjagt, spricht aus <strong>der</strong> Sicht<br />

eines Scientologen vieles dagegen, <strong>die</strong> Gruppe zu verlassen. Er fragt sich, ob<br />

nicht eher er sich irrt als seine »zehn Millionen« Sektengenossen. Er hängt<br />

an den »guten Seiten« <strong>der</strong> Ideologie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gruppe und hofft, dass »alles<br />

wie<strong>der</strong> besser wird«. <strong>Wie</strong> jedem Menschen fällt es ihm schwer, den gewohnten<br />

Alltag für eine ungewisse Zukunft zu verlassen, zumal er weiß, dass all<br />

seine scientologischen Freunde den Kontakt zu ihm abbrechen müssen. Die<br />

Rückkehr in <strong>die</strong> Gesellschaft, von <strong>der</strong> er sich einst abwandte, empfindet er als<br />

eigenes Scheitern. Deshalb bleiben <strong>die</strong> meisten langjährigen Scientologen lieber<br />

in dem System, das sie kennen und in dem sie sich zwar kontrolliert, aber<br />

auch sicher fühlen. Am schwierigsten ist <strong>der</strong> Schritt hinaus aus dem System<br />

für <strong>Scientology</strong>-Kin<strong>der</strong>, weil sie an<strong>der</strong>s als <strong>die</strong> Späteinsteiger keine reale Vorstellung<br />

davon haben, was sie dort draußen erwartet.<br />

Die meisten Sektenjünger schaffen den Absprung aus eigener Kraft - in<br />

<strong>der</strong> Regel, wenn <strong>die</strong> Euphorie <strong>der</strong> Anfangsphase abgeklungen ist. An<strong>der</strong>e stolpern<br />

plötzlich über einen Wi<strong>der</strong>spruch in <strong>der</strong> Ideologie, ringen wochenlang<br />

mit sich selbst und ziehen dann einen Schlussstrich. »Die meisten steigen<br />

aus, wenn sie bankrott sind«, sagt <strong>der</strong> ehemalige Österreich-Chef von <strong>Scientology</strong>,<br />

Wilfried Handl. Wer <strong>die</strong> Org verlas st, muss aber nicht nur mit Zweifeln<br />

und Ängsten fertigwerden. Da es aus scientologischer Sicht keinen legitimen<br />

Grund gibt, <strong>die</strong> Gruppe jemals wie<strong>der</strong> zu verlassen, setzt <strong>die</strong> Sekte sofort alle<br />

Hebel in Bewegung, um den verlorenen Sohn o<strong>der</strong> <strong>die</strong> abtrünnige Tochter<br />

wie<strong>der</strong> einzufangen: Telefonate, Besuche, Einladungen zum Kaffee; da wird<br />

geschmeichelt, gelockt und gedroht. Der ehemalige Scientologe Heinrich Stei<strong>der</strong>!<br />

aus <strong>Wie</strong>n erinnert sich: »Langsam begann <strong>die</strong> Hubbardsche >Rückholmaschinerie<<br />

zu arbeiten: In den ersten Monaten nach meinem Ausstieg läutete<br />

sehr oft das Telefon. Diverse Jung-Scientologen versuchten mich zuerst<br />

telefonisch und dann auch schriftlich in <strong>die</strong> Mission zurückzuholen. Sie wollten<br />

mit mir sprechen, Missverständnisse aufklären, Ethiksitzungen arrangieren<br />

und alles Erdenkliche tun, um mich wie<strong>der</strong> zu einem aktiven Scientologen<br />

zu machen. Ich blieb jedoch in <strong>die</strong>ser Sache hart und lehnte jeden Kontakt<br />

ab.« 98<br />

Wohl je<strong>der</strong> Ausstiegs<strong>will</strong>ige fürchtet, den Suppressive Person Declare zu erhalten<br />

- das letzte Mittel <strong>der</strong> düsteren <strong>Scientology</strong>-Justiz. Die scientologische<br />

Exkommunikation erklärt den Delinquenten zur unterdrückerischen Person<br />

und verpflichtet alle Scientologen, jeden Kontakt zu ihm sofort abzubrechen.<br />

Wer mit dem SP Declare geächtet wird, verliert ab sofort sein soziales Umfeld,<br />

soweit es aus Scientologen besteht. So heißt es in einem SP Declare, mit dem<br />

das Hubbard Communication Office Hamburg am 2. Oktober 2002 zwei ehemalige<br />

altge<strong>die</strong>nte Scientologen bestrafte: »Astrid und Heiner ... werden hier-<br />

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