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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Dead Agenting (<strong>die</strong> Tote-Agenten-Methode) beinhaltet laut Hubbard, einen Kritiker<br />

durch »schwarze Propaganda« so zu diskreditieren, »dass <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong><br />

ihm geglaubt haben, aber jetzt herausfinden, dass seine Angaben falsch sind,<br />

ihn töten - o<strong>der</strong> wenigstens aufhören, ihm zu glauben«. 71<br />

Die berüchtigte Erklärung<br />

eines Kritikers als Fair Game (Freiwild) bedeutet im Grunde nichts<br />

an<strong>der</strong>es als eine Auffor<strong>der</strong>ung zur Lynchjustiz. Danach darf man Feinde auch<br />

»zerstören«. Deshalb konnte Gerry Armstrong nicht einmal mehr lächeln,<br />

wenn man ihn darauf hinwies, dass Hubbard <strong>die</strong> Fair-Game-Doktrin angeblich<br />

abgeschafft hatte. »Das ist Blödsinn«, sagte er. »Die Fair-Game-Richtlinie<br />

ist noch immer in Kraft. Das sieht man an mir. Es soll nur aus PR-Gründen<br />

nicht mehr öffentlich erklärt werden.« Und Pfarrer Gandow sagt: »Was uns in<br />

Brandenburg auf <strong>der</strong> Autobahn passierte, war <strong>die</strong> Praktizierung <strong>der</strong> Freiwild-<br />

Richtlinie. Nicht im Wilden Westen, son<strong>der</strong>n am helllichten Tag und mitten in<br />

Deutschland.«<br />

Gerry Armstrong hatte sich 1986 auf einen Vergleich mit <strong>der</strong> Organisation<br />

eingelassen, <strong>die</strong> ihm eine halbe Million Dollar zahlte und <strong>die</strong> Angriffe einzustellen<br />

versprach, wohingegen Armstrong sich verpflichten sollte, nie wie<strong>der</strong><br />

ein Wort über <strong>Scientology</strong> zu sagen - das übliche Schweigeabkommen <strong>der</strong><br />

Sekte. Nachdem <strong>Scientology</strong>, so Armstrong, unmittelbar nach dem Vertragsabschluss<br />

aber <strong>der</strong> Los Angeles Times wie<strong>der</strong> verleum<strong>der</strong>ische Unterlagen über<br />

ihn zugespielt hatte, ließ er sich den Mund nicht länger verbieten und redete<br />

weiter über Hubbards Lügen, über <strong>die</strong> Straflager und <strong>die</strong> Gehirnwäsche. 1995<br />

verurteilte ihn ein Richter in Kalifornien, deshalb 300000 Dollar Vertragsstrafe<br />

zu zahlen. Als Armstrong fürchten musste, wegen »Missachtung des<br />

Gerichts« im Gefängnis zu landen, verließ er <strong>die</strong> USA. Es war <strong>der</strong> Beginn<br />

einer Odyssee, <strong>die</strong> ihn im Jahr 2002 für einige Monate nach Deutschland<br />

führte, »in eines <strong>der</strong> wenigen Län<strong>der</strong>«, sagt Armstrong, »das <strong>Scientology</strong> noch<br />

<strong>die</strong> Stirn bietet«. Hier fand er vorübergehend Unterschlupf bei Pfarrer Gandow<br />

- bis das OSA ihn auch dort aufstöberte und auf Flugblättern als »ausgemachten<br />

Hochstapler« bezeichnete.<br />

In Deutschland nennt sich <strong>der</strong> Geheim<strong>die</strong>nst OSA Department für Spezielle<br />

Angelegenheiten (DSA). Es wird auch verharmlosend als Presse- und Rechtsamt<br />

bezeichnet. In dessen Münchener Zentrale arbeiteten in den neunziger Jahren<br />

rund 30 Agenten an <strong>der</strong> »Unterdrückung <strong>der</strong> Unterdrücker«; wie viele<br />

es heute sind, ist unbekannt. 1992 äußerte sich erstmals ein deutscher OSA-<br />

Agent gegenüber den Me<strong>die</strong>n. Den Stuttgarter Nachrichten erklärte er: »Es läuft<br />

praktisch ab wie bei <strong>der</strong> Mafia.« Das OSA werde selbständig tätig, sobald Kritik<br />

o<strong>der</strong> Negativschlagzeilen auftauchen. Der Aussteiger konnte nach eigenen<br />

Angaben in <strong>der</strong> Münchener OSA-Abteilung Aufzeichnungen über Mitarbeiter<br />

einsehen, <strong>die</strong> am E-Meter darauf überprüft worden waren, ob sie »eine Gefahr<br />

für <strong>die</strong> Organisation« seien. 72<br />

Der Schleswiger <strong>Scientology</strong>-Experte Ralf Bernd<br />

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