10.02.2013 Aufrufe

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die zentrale Rolle bei <strong>die</strong>ser Depersonalisierung spielen das »Wortklären«<br />

und »Redefinieren«, ausgeklügelte Techniken des Sektengrün<strong>der</strong>s, mit denen<br />

Begriffe in ihr Gegenteil verkehrt o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t werden. Das sogenannte<br />

»Wortklären« steht am Beginn je<strong>der</strong> <strong>Scientology</strong>-Karriere, denn im Vorwort<br />

von Hubbard-Büchern ist stets <strong>der</strong> seltsame Satz zu lesen: »Gehen Sie nie<br />

über ein unverstandenes Wort hinweg.« Jedes Wort kann ein unverstandenes<br />

Wort sein, und dafür gibt es dann bei <strong>Scientology</strong> ein an<strong>der</strong>es Wort o<strong>der</strong> eine<br />

an<strong>der</strong>e Bedeutung. Auf Deutsch: Man trainiert Definitionen. Auf <strong>die</strong>se Weise<br />

werden <strong>die</strong> Preclears mit <strong>der</strong> Sprache und dem Denken <strong>der</strong> Sekte indoktriniert,<br />

bis aus Psychiatern zum Beispiel »unerwünschte antisoziale Elemente« werden.<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> Sektensprache soll <strong>der</strong> Mensch neu »programmiert« werden,<br />

wie in <strong>der</strong> Big-Brother-<strong>Welt</strong> von George Orwells Zukunftsroman »1984«,<br />

<strong>der</strong> 1948 entstand, kurz bevor Hubbard seinen Science-Fiction-Kult entwarf.<br />

Der britische Schriftsteller Orwell war vermutlich <strong>der</strong> Erste, <strong>der</strong> erkannte,<br />

»dass <strong>der</strong> Dreh- und Angelpunkt für <strong>die</strong> mentale Manipulation nicht physische<br />

Gewalt, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Sprache ist«, schreibt Margaret Singer. 65<br />

Denkbar<br />

ist, dass Hubbard Orwells Buch tatsächlich zur Vorlage seiner Idee einer <strong>Welt</strong><br />

voll »<strong>will</strong>iger Sklaven« machte - es sind auffallend viele Vorstellungen aus<br />

»1984« im <strong>Scientology</strong>-System Realität geworden. 66<br />

So erklärte Hubbard ganz<br />

wie <strong>der</strong> »Große Bru<strong>der</strong>« bei Orwell, man müsse nur eine »neue Definition<br />

so oft wie irgend möglich« wie<strong>der</strong>holen, bis mit bestimmten Worten <strong>die</strong> gewünschten<br />

»an<strong>der</strong>en Gefühle und Symbole« verbunden seien. 67<br />

Wer zu <strong>Scientology</strong><br />

kommt, lernt tatsächlich, neu zu denken. Ein Außenstehen<strong>der</strong> kann<br />

einen Scientologen nicht wirklich verstehen, wie je<strong>der</strong> weiß, <strong>der</strong> mal einen<br />

Blick in eine <strong>Scientology</strong>-Broschüre o<strong>der</strong> auf eine ihrer Websites geworfen hat.<br />

Ein <strong>Scientology</strong>-Text liest sich dann zum Beispiel wie <strong>die</strong> folgende Abhandlung<br />

L. Ron Hubbards über den »idealen Zustand des Menschen«: »Die Attribute<br />

von Selbstbestimmung sind mit den Attributen von Theta voll und ganz<br />

identisch. Aber wenn Sie Menschen <strong>die</strong>se Tonskala wirklich hinaufkatapultieren,<br />

dann werden sie an irgendeinem Punkt ihrer Kontrolle entgleiten. (...)<br />

Sie haben den ungefähren Toleranzbereich ihrer Randomität gefunden und so<br />

weiter; sie sind nicht mehr introvertiert. Sie extrovertieren.« 68<br />

In scientologischen Zeitschriften wie Auditor, Impact o<strong>der</strong> Source sind im<br />

Lauf <strong>der</strong> Jahrzehnte Tausende höchst abstruser Artikeln erschienen, <strong>die</strong> ohne<br />

Spezialkenntnisse nicht zu entschlüsseln sind. Das »Wortklären« mit Hilfe<br />

des scientologischen FACHWORTVERZEICHNISSES SCIENTOLOGY UND DIANE-<br />

TIK hilft einem dabei nicht wirklich, son<strong>der</strong>n führt nur immer tiefer hinein in<br />

<strong>die</strong> Kunstsprache, wie etwa beim Stichwort »Basik«: »Da ein Basik auf keiner<br />

Kette sofort zur Verfügung steht, entlastet man es gewöhnlich, indem man<br />

spätere Engramme, Secondaries und Locks läuft.« 69<br />

Viele kryptische Begriffe<br />

wie Overt, Mock-up o<strong>der</strong> Dedex sind reine Kunstwörter, an<strong>der</strong>e wie Realität, Mo-<br />

157

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!