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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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konnte, was man wollte - und es sollte seine eigene Handschrift sein. Das war<br />

wohl seine Idee: junge Menschen herzunehmen und sie zu kleinen Hubbards<br />

zu formen. Er sagte, er habe sich für Mädchen entschieden, weil Frauen loyaler<br />

seien als Männer.« Je mehr <strong>die</strong> Messengers für ihn taten, desto mehr glaubte<br />

er, dass sie <strong>die</strong> Einzigen aus <strong>der</strong> Crew waren, denen er wirklich trauen konnte.<br />

Die Boten betrachteten es ihrerseits als große Ehre, den »Grün<strong>der</strong>« be<strong>die</strong>nen<br />

zu dürfen, selbst wenn es nur darum ging, seine Hemden zu bügeln. Sie<br />

sonnten sich im Glanz seiner Autorität, <strong>die</strong> es ihnen erst ermöglichte, jene<br />

verschworene Gemeinschaft von »gefürchteten kleinen Monstern« zu werden,<br />

<strong>der</strong> niemand außer Mary Sue Hubbard wagen konnte, sich zu wi<strong>der</strong>setzen.<br />

Laut dem Hubbard-Biographen Russell Miller war es nicht ungewöhnlich,<br />

dass ein 14-jähriger Messenger einen Führungsoffizier des Schiffes anbrüllte:<br />

»Du verdammtes Arschloch, du gehst jetzt ins RPF (Straflager). Das wird dich<br />

lehren, noch mal Scheiße zu bauen.« Die Gemaßregelten kuschten, denn wer<br />

den Messengers wi<strong>der</strong>sprochen hätte, hätte Hubbard wi<strong>der</strong>sprochen.<br />

Doch konnten <strong>die</strong> Messengers auch Brüche und Marotten in <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />

ihres Herrn beobachten, <strong>die</strong> in den offiziellen Biographien nicht vorkamen,<br />

und nicht wenige von ihnen äußerten später, dass <strong>die</strong>ser »an<strong>der</strong>e Hubbard«<br />

sie erschreckt und verwirrt habe. Inzwischen hatte <strong>der</strong> Chef das gute<br />

Leben zu schätzen gelernt, seine Figur kündete von vielen üppigen Mahlzeiten,<br />

er liebte nun graue Tweedanzüge, er trug Unterwäsche, Ascotkrawatten<br />

und Kapitänsmützen aus reiner Seide und flocht französische Ausdrücke in<br />

seine Sätze ein. An Bord <strong>der</strong> »Apollo« bewohnten er und seine Frau Mary Sue<br />

(mit dem Titel »stellvertreten<strong>der</strong> Commodore«) eigene Räume und zusätzlich<br />

eine Suite auf dem Promenadendeck mit einem Raum fürs Auditing, einem<br />

Büro, einem eleganten Salon und einem holzgetäfelten Speisezimmer; <strong>die</strong>se<br />

Räume durften <strong>die</strong> Crew und normale Scientologen nicht betreten. <strong>Wie</strong> Hubbard,<br />

so hatten auch seine Frau und seine Kin<strong>der</strong> Diana, Quentin, Suzette und<br />

Arthur jeweils einen eigenen Stewart und eigene Kabinen, ganz im Gegensatz<br />

zum Rest <strong>der</strong> Mannschaft, <strong>der</strong> in schlecht gelüfteten engen Schlafsälen<br />

in Dreier-Etagenkojen untergebracht war; <strong>der</strong> Hubbard-Biograph Jon Atack<br />

spricht von »Galeerensklaven«. 11<br />

Den Commodore kümmerte das nicht, er<br />

sorgte sich lieber um sein Ego. Er war regelrecht süchtig nach Bewun<strong>der</strong>ung<br />

und Ruhm. »Rons« früherer Public-Relations-Offizier Laurel Sullivan berichtete<br />

<strong>der</strong> Los Angeles Times, dass Hubbard ihn nach öffentlichen Auftritten regelmäßig<br />

fragte: »<strong>Wie</strong> viele Minuten Applaus habe ich bekommen? <strong>Wie</strong> oft<br />

haben sie >Hip Hip Hurray!< gerufen? <strong>Wie</strong> viele Leute waren da?« 12<br />

Auf dem<br />

Schiff versammelte er abends seine Jünger um sich und genoss ihre bewun<strong>der</strong>nden<br />

Blicke, wenn er ihnen stundenlang von seinen unglaublichen Abenteuern<br />

auf <strong>der</strong> »Zeitspur« (in früheren Leben) erzählte, etwa als »Rennfahrer<br />

in <strong>der</strong> Marcabianischen Zivilisation«. 13<br />

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