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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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einzuleiten. »Ziel <strong>die</strong>ser Aktion sei es, <strong>die</strong> <strong>Scientology</strong> feindlich gesonnene<br />

Bundesregierung durch den politischen Druck aus dem Ausland zum Rücktritt<br />

zu zwingen, zumindest aber ein Einlenken gegenüber <strong>der</strong> Organisation<br />

zu erreichen«, schreibt <strong>der</strong> Verfassungsschutz. 140<br />

Die scientologische Propaganda<br />

um den angeblichen Asylfall Antje Victore hatte <strong>die</strong>se Angaben im<br />

Grunde eindrucksvoll bestätigt. Auch stellten sich noch im November 1997<br />

drei weitere »Exil-Scientologen« auf einer Pressekonferenz in Stuttgart vor.<br />

Sie erklärten, auch sie seien ins Ausland gezogen, weil ihre Lebensgrundlage<br />

durch eine »systematische staatliche Diskriminierungspolitik zerstört worden«<br />

sei. 141<br />

Trotz aller Skepsis gegenüber den Legenden war an <strong>der</strong> beunruhigenden<br />

Tatsache nicht zu rütteln, dass Antje Victore in den Vereinigten Staaten politisches<br />

Asyl erhalten hatte und man nach wie vor nicht wusste, warum genau.<br />

<strong>Scientology</strong> wartete ihrerseits, da das Propagandapotential des Falls noch lange<br />

nicht ausgeschöpft schien, einen günstigen Zeitpunkt ab, um <strong>die</strong> Sache erneut<br />

auszuschlachten. Diese Chance eröffnete sich am 14. Juni 2000, als <strong>der</strong><br />

Kongressausschuss für internationale Beziehungen in Washington ein öffentliches<br />

Hearing zum »Umgang mit religiösen Min<strong>der</strong>heiten in Westeuropa«<br />

veranstaltete, auf dem es wie<strong>der</strong> mal vor allem um <strong>Scientology</strong> gehen sollte.<br />

Mit extrem harter Kritik trat <strong>die</strong>smal »eine Phalanx aus amerikanischen Abgeordneten,<br />

unterstützt von Hollywood-Größen« (Tagesspiegel) an <strong>die</strong> Öffentlichkeit.<br />

Auf einer bizarren Pressekonferenz sagten vor allem republikanische<br />

Abgeordnete Sätze wie: »An deutschen Schulen wird zum Hass erzogen«; <strong>die</strong><br />

»regierungsamtliche Verfolgung von Min<strong>der</strong>heiten-Religionen hat viele Künstlerkarrieren<br />

zerstört«; »Tausende brauchen unsere Hilfe, weil ihre Stimmen<br />

in Deutschland unterdrückt werden«. 142<br />

Die Situation sei äußerst brisant: Als<br />

Führungsmacht in Europa habe Deutschland inzwischen an<strong>der</strong>e Regierungen<br />

wie <strong>die</strong> von Polen, Frankreich und Dänemark mit ihrem Verfolgungswahn angesteckt.<br />

Die Abgeordneten verstiegen sich zu grotesken Anschuldigungen:<br />

Chick Corea werde <strong>die</strong> Einreise nach Deutschland verweigert, »Hun<strong>der</strong>te<br />

von Scientologen und Anhänger an<strong>der</strong>er kleiner Religionen« amerikanischer<br />

Herkunft dürften ebenfalls nicht einreisen. Mehrere Redner stellten <strong>die</strong> Einschränkung<br />

<strong>der</strong> Religionsfreiheit in Deutschland auf eine Stufe mit <strong>der</strong> Volksrepublik<br />

China. 143<br />

In einem Resolutionsentwurf wurde <strong>der</strong> US-Präsident aufgerufen,<br />

<strong>die</strong> Bundesrepublik zur Einhaltung internationaler Verpflichtungen<br />

aufzufor<strong>der</strong>n.<br />

Deutschland tat wenig, um das schiefe Bild geradezurücken und verließ<br />

sich, wie in <strong>der</strong> Vergangenheit, auf seine massive (und meist erfolgreiche)<br />

Lobbyarbeit hinter den Kulissen. Zwar erläuterte <strong>der</strong> deutsche Botschafter Jürgen<br />

Chrobog wie<strong>der</strong> einmal in einem offiziellen Brief an das Kongresskomitee<br />

<strong>die</strong> Position <strong>der</strong> Bundesrepublik, jedoch ohne damit nennenswert Eindruck<br />

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