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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Um uns zum Kauf zu animieren, führte <strong>die</strong> Scientologin uns zuletzt in den<br />

hauseigenen Buchladen. Zwei furchteinflößende Männer flankierten breitbeinig<br />

den Eingang. Sie waren offenbar bewaffnet, zeigten keine Regung, musterten<br />

uns wie Aussätzige o<strong>der</strong> Kriminelle. Der Raum selbst war kühl, hell und<br />

glänzend, Chrom, Glas und Marmorfliesen wie in einem Juweliergeschäft. Auf<br />

Präsentiertischen stapelten sich schreiend bunte Bücher von L. Ron Hubbard,<br />

<strong>der</strong> auf Wandbil<strong>der</strong>n als Kapitän dargestellt war. Es gab Comics, in denen<br />

das aufregende Leben des sommersprossigen Propheten gewürdigt wurde.<br />

Eine <strong>Welt</strong>karte sollte <strong>die</strong> »Expansion« <strong>der</strong> »Kirche« belegen. In <strong>die</strong>sem Laden<br />

standen aber nicht nur Bücher, son<strong>der</strong>n auch gläserne Vitrinen, in denen auf<br />

samtenen Kissen goldener Scientologen-Kitsch dargeboten wurde: <strong>der</strong> rituelle<br />

Buchstabe S in zwei ineinan<strong>der</strong> verschlungenen Dreiecken als Manschettenknopf,<br />

Anhänger, Ring.<br />

Inmitten all dessen thronte eine mächtige Hubbard-Büste aus Bronze. Auf<br />

einem Extrasockel hatte man ihr zu Füßen einen Koffer mit einem »Hubbard-<br />

Elektropsychometer« aufgebaut. Trotz des horrenden Preises von mehreren<br />

tausend Dollar standen E-Meter zu Dutzenden herum, schlicht in Weiß o<strong>der</strong><br />

Rot, luxuriös in Le<strong>der</strong> o<strong>der</strong> verchromt. Ein beleibter Amerikaner ermunterte<br />

uns, das Gerät auszuprobieren. Dazu muss <strong>der</strong> »Student« <strong>die</strong> beiden Blechbüchsen<br />

in <strong>die</strong> Hände nehmen, sich in den Arm kneifen lassen, und schon<br />

schlägt <strong>der</strong> Zeiger des Messgerätes aus. »Jetzt denken Sie nur an den Kniff!«,<br />

sagte <strong>der</strong> Dicke. Es klappte, <strong>der</strong> Messfühler rührte sich. Dieser Trick funktioniert<br />

immer, weil sich beim Gedanken an den Schmerz <strong>der</strong> Hautwi<strong>der</strong>stand<br />

verän<strong>der</strong>t - das E-Meter ist ein schlichter Lügendetektor. Mit dem Test war <strong>die</strong><br />

Führung beendet, auf den Hubbard-Film verzichteten wir. Ohne etwas zu kaufen<br />

o<strong>der</strong> uns bei <strong>der</strong> Sekte einschreiben zu müssen, kamen wir heil aus dem<br />

Gebäude. Vor dem Eingang und an den Ecken des »Fort Harrison« patrouillierten<br />

Wachschutzmänner. Die Sicherheitsbeamten <strong>der</strong> <strong>Scientology</strong>-Organisation<br />

tuschelten in ihre Walkie-Talkies. Sie behielten uns im Auge.<br />

Im »Fort Harrison« und den übrigen Büros sind mehr als 1400 uniformierte,<br />

mit Armutslöhnen besoldete <strong>Scientology</strong>-Angestellte tätig. Sie be<strong>die</strong>nen<br />

jene etwa 2000 wohlhabenden Sektenmitglie<strong>der</strong> aus aller <strong>Welt</strong>, <strong>die</strong> sich<br />

ständig im »Fort Harrison«, im »Oak Cove« und demnächst im Super Power<br />

Building aufhalten, weil sie das Geld haben, sich <strong>die</strong> horrend teuren höheren<br />

Kurse leisten zu können. 9<br />

In Werbebroschüren <strong>der</strong> Organisation werden <strong>die</strong><br />

Sea-Org-Mitglie<strong>der</strong> ähnlich wie <strong>die</strong> US-Marinesoldaten dargestellt, als »das<br />

härteste, engagierteste Team, das <strong>die</strong>ser Planet jemals gesehen hat«, o<strong>der</strong>, wie<br />

es in einer an<strong>der</strong>en Rekrutierungsbroschüre heißt: »Gegen ein solch starkes<br />

Team hat <strong>die</strong> Opposition nicht den Hauch einer Chance.« 10<br />

Der ehemalige deutsche Sea-Org-Mann Martin Ottmann arbeitete ab 1990<br />

zwei Jahre lang »bis zum Umfallen« in Clearwater in <strong>der</strong> Abteilung Flag Service<br />

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