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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Frieden mit Washington<br />

Überraschende Steuerbefreiung<br />

Mitte des Jahres 1996 sah es so aus, als könnte <strong>Scientology</strong> in Deutschland<br />

ernsthaft Probleme bekommen. Der <strong>Sektenkonzern</strong> verlor zunehmend Mitglie<strong>der</strong><br />

und hatte Schwierigkeiten, neue zu gewinnen; eine ganze Reihe scientologischer<br />

Wirtschaftsbosse setzte sich in <strong>die</strong> Vereinigten Staaten ab. »Plötzlich<br />

stiegen <strong>die</strong> Leute reihenweise aus, und <strong>die</strong> Aufklärung begann auch in<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft zu greifen«, erinnert sich Ursula Caberta. Der Geldstrom aus<br />

Deutschland und <strong>der</strong> Schweiz, <strong>der</strong> laut Gunther Träger rund ein Drittel <strong>der</strong><br />

weltweiten Einnahmen des <strong>Sektenkonzern</strong>s ausgemacht hatte, ließ spürbar<br />

nach. Vor allem wegen <strong>Scientology</strong> beschlossen <strong>die</strong> Abgeordneten des Deutschen<br />

Bundestags, eine parlamentarische Enquetekommission einzusetzen,<br />

um das Phänomen Sekten und Psychogruppen in Deutschland zu untersuchen.<br />

Einige Verfassungsschutzämter begannen, Material zu sammeln. Die Organisation<br />

musste sogar damit rechnen, als verfassungsfeindliche Gruppe verboten<br />

zu werden.<br />

Wer sich mit Hubbards Truppe auskannte, <strong>der</strong> wusste, dass unweigerlich<br />

ein Gegenangriff erfolgen würde. Unklar war nur, wann und wie. Da lieferte<br />

<strong>der</strong> Protest <strong>der</strong> Jungen Union gegen den Tom-Cruise-Film MISSION: IMPOS-<br />

SIBLE den Scientologen im Juli 1996 eine Steilvorlage, um über <strong>die</strong> Bande zu<br />

spielen. Sie griffen nicht direkt an, son<strong>der</strong>n sie marschierten mit allen verfügbaren<br />

Ressourcen auf Washington. Dort saß mit Bill Clinton seit 1992 ein<br />

Präsident im Weißen Haus, <strong>der</strong> für Hollywoodstars ein beson<strong>der</strong>s offenes Ohr<br />

hatte. Zwar pflegten <strong>die</strong> amerikanischen Präsidenten schon immer ein spezielles<br />

Verhältnis zur Traumfabrik. In <strong>der</strong> antikommunistischen McCarthy-Ära<br />

waren <strong>die</strong> Verbindungen äußerst eng; John F. Kennedy war mit Frank Sinatra<br />

und Marilyn Monroe befreundet; mit Ronald Reagan hatte ein Filmstar 1980<br />

sogar den Weg ins Präsidentenamt geschafft. Bill Clinton aber war <strong>der</strong> erste<br />

Präsident aus <strong>der</strong> Generation <strong>der</strong> »Baby Boomer«, <strong>die</strong> von klein auf mit <strong>der</strong><br />

amerikanischen Fernsehkultur aufgewachsen waren. »Clinton mochte Filme,<br />

und er mochte Filmstars. Viele Stars mochten ihn auch, und ihre gegenseitige<br />

Zuneigung zeitigte enorme finanzielle Folgen: Geldspenden und Zuwendungen<br />

erst für den Kandidaten und später für den Präsidenten«, schreibt Stephen<br />

A. Kent vom soziologischen Institut <strong>der</strong> Universität Alberta in Kanada,<br />

<strong>der</strong> <strong>die</strong> Verbindung des Washingtoner Establishments mit Hollywood und<br />

<strong>Scientology</strong> analysiert hat. Diese spiele im politischen Geschäft <strong>der</strong> USA eine<br />

kaum zu überschätzende Rolle. 1<br />

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