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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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des Auditings ich hörte, desto klarer wurde mir, dass wir <strong>die</strong> Menschen davor<br />

schützen müssen«, sagt Caberta. Die traurige Wahrheit jedoch ist, dass<br />

es in <strong>der</strong> Bundesrepublik zwar einen Verbraucherschutz für alles und jedes<br />

gibt, nur nicht für <strong>die</strong> Psyche. Wer Zähne behandelt o<strong>der</strong> einen Herzkatheter<br />

legt, muss viele Jahre stu<strong>die</strong>ren und strenge Prüfungen ablegen. Wer aber in<br />

<strong>der</strong> Seele frem<strong>der</strong> Menschen herumfuhrwerkt, braucht dafür - solange er sich<br />

nicht Psychotherapeut nennen <strong>will</strong> - noch nicht einmal einen Heilpraktikerschein.<br />

Je<strong>der</strong> kann sich als Therapeut bezeichnen ohne irgendeinen Ausbildungsnachweis.<br />

»Das ganze Gebiet ist bis heute ein weitgehend rechtsfreier<br />

Raum«, sagt Caberta. Immerhin war nun das Problem definiert und <strong>die</strong><br />

Lösung auch: ein Verbraucherschutzgesetz für den Psychomarkt - das es bis<br />

zum heutigen Tag nicht gibt.<br />

Wegen <strong>der</strong> aggressiven Sektenwerbung, <strong>der</strong> Bedrohung von Mietern durch<br />

<strong>die</strong> scientologischen Immobilienmakler und <strong>der</strong> offenkundigen Einflussnahme<br />

auf Parteien wie <strong>die</strong> FDP wurde <strong>der</strong> Psychokult in Hamburg ein <strong>der</strong>art drängendes<br />

Problem, dass <strong>der</strong> damalige SPD-Senat im Herbst 1992 beschloss, eine<br />

»Arbeitsgruppe <strong>Scientology</strong>« zu gründen. Sie sollte <strong>die</strong> Machenschaften und<br />

internen Anweisungen <strong>der</strong> Organisation dokumentieren und Handlungsvorschläge<br />

erarbeiten. Als Leiterin war Ursula Caberta <strong>die</strong> logische Wahl, weil sie<br />

sich inzwischen in <strong>der</strong> Materie bestens auskannte. Sie gab ihr Bürgerschaftsmandat<br />

ab und überzeugte den wi<strong>der</strong>strebenden SPD-Innensenator Werner<br />

Hackmann, ihre Truppe statt im Jugendsenat in seinem Ressort anzusiedeln.<br />

Man teilte ihr vier Planstellen zu, <strong>die</strong> heute unter an<strong>der</strong>em mit einem Volljuristen<br />

und einer Verwaltungsexpertin besetzt sind. »Es war ein Quantensprung<br />

in <strong>der</strong> Aufklärung, denn erstmals wurde <strong>Scientology</strong> unter dem Gesichtspunkt<br />

behandelt, <strong>der</strong> <strong>der</strong> einzig richtige ist: als innenpolitisches Problem«,<br />

sagt Caberta. Seit 2001 ist sie außerdem Leiterin <strong>der</strong> Obersten Landesbehörde<br />

für den Jugendschutz bezüglich neuer und ideologischer Gemeinschaften und<br />

Psychogruppen bei <strong>der</strong> Hamburger Innenbehörde, kurz: <strong>die</strong> Sektenbeauftragte<br />

<strong>der</strong> Hansestadt.<br />

Bevor sie sich damals an den Schreibtisch setzte, hatte sie noch geglaubt,<br />

dass ihr Job nach rund vier Jahren erledigt sein würde. Doch kaum hatte sie<br />

ihr Büro bezogen, wurde ihr klar, dass es wohl länger dauern würde. Obwohl<br />

ihre Nummer noch fast unbekannt war, klingelte ununterbrochen das Telefon.<br />

Aktive Scientologen meldeten sich und wollten mit ihr diskutieren. Aus Steiger<br />

riefen an, um ihre Geschichten zu erzählen, und sie brachten Unterlagen vorbei:<br />

interne Anweisungen, Namenslisten, Statistiken, Kursmaterialien, <strong>Scientology</strong>-Bücher.<br />

Das ist bis heute so geblieben. Manchmal stehen ein paar Kisten<br />

mit Akten vor <strong>der</strong> Tür ihrer Behörde - ein Ehemaliger, ein Zweifeln<strong>der</strong> hat<br />

sie abgeliefert. Ein symbolischer Akt, <strong>der</strong> den Willen zeigt, sich zu lösen, ein<br />

erster Schritt. »Mit den Füßen draußen zu sein ist das eine. Der Kopf muss<br />

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