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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Der <strong>Scientology</strong>-Star<br />

Tom Cruise - <strong>der</strong> neue Graf Stauffenberg<br />

Sechs Millionen Fernsehzuschauer sind dabei, als <strong>der</strong> Abend seinen Höhepunkt<br />

erreicht. Frank Schirrmacher, Mitherausgeber <strong>der</strong> Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung und einer <strong>der</strong> einflussreichsten Meinungsmacher Deutschlands,<br />

stürmt auf <strong>die</strong> Bühne, um zu erklären, warum ausgerechnet <strong>der</strong> Hollywoodschauspieler<br />

Tom Cruise den neu gestifteten »Bambi für Courage« erhalten<br />

soll. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass das Aushängeschild einer<br />

vom Verfassungsschutz beobachteten Organisation einen solch gefeierten<br />

Preis annehmen kann. Es ist Donnerstag, <strong>der</strong> 29. November 2007, das Erste<br />

Deutsche Fernsehen überträgt <strong>die</strong> Bambi-Gala in Düsseldorf.<br />

Schirrmacher redet etwa fünf Minuten lang. Dabei bringt er das Kunststück<br />

fertig, nicht mit einem Wort <strong>die</strong> Psychosekte zu erwähnen, <strong>der</strong>en prominentestes<br />

Mitglied <strong>der</strong> Mime mit dem markanten Kinn ist: <strong>die</strong> <strong>Scientology</strong>-<br />

Organisation. Stattdessen spricht <strong>der</strong> Laudator über den Preisträger mit einem<br />

Schmelz in <strong>der</strong> Stimme, als huldige er einem Heiland. »Als ER vor etwas über<br />

einem Jahr United Artists übernahm, das legendäre Studio von Charlie Chaplin,<br />

überlegte man, welchen Titel man IHM geben sollte: Geschäftsführer?<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong>? Präsident?«, sagt er. Nein, man habe sich dann für das<br />

Naheliegende entschieden, denn »kein Titel schien so groß wie SEIN Name«:<br />

TOM CRUISE.<br />

Schirrmacher spricht in seiner Lobrede, <strong>die</strong> Journalisten an<strong>der</strong>ntags »wahrlich<br />

bizarr« und »devot« nennen werden, über <strong>die</strong> Rolle des Schauspielers<br />

in <strong>der</strong> Hollywood-Produktion VALKYRIE, einem Film über <strong>die</strong> »Operation<br />

Walküre«. Das war <strong>der</strong> Codename für das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli<br />

1944. In dem gerade abgedrehten Historienstreifen verkörpert Tom Cruise<br />

den Wehrmachtsoffizier Claus Graf Schenk von Stauffenberg, <strong>der</strong> eine Bombe<br />

in Hitlers Hauptquartier »Wolfsschanze« platzierte, um den Diktator zu töten.<br />

Das Attentat misslang, Stauffenberg wurde im Berliner Bendlerblock hingerichtet,<br />

gegen zahlreiche Mitverschwörer wurden Todesurteile vollstreckt.<br />

Für Schirrmacher hat Cruise mit dem Film eine historische Leistung vollbracht<br />

- endlich werde <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> erfahren, dass es in Deutschland auch Wi<strong>der</strong>stand<br />

gab gegen das Böse und nicht alle blind mitmachten: »Es bedurfte<br />

eines Querdenkers, um <strong>die</strong>ses Vorurteil zu durchbrechen. Es bedurfte eines<br />

<strong>Welt</strong>stars, um sich damit im Ausland Gehör zu verschaffen.« Schirrmacher<br />

hebt <strong>die</strong> Stimme, sein Ton wird noch sakraler. Mit seiner »mutigen Entscheidung«,<br />

sagt er, erfülle Cruise das Vermächtnis Stauffenbergs: das Ansehen<br />

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