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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Runde weiter, knüpfte an den Berliner Sektenpfarrer Gandow an und bezeichnete<br />

Tom Cruise als zeitgemäße Version von Joseph Goebbels (»Wollt ihr den<br />

totalen Krieg?«). 197<br />

Denn als Cruise im Video rief: »Do you want to clean this<br />

place up?«, meinte er <strong>die</strong> Erde. Die <strong>Scientology</strong>-Literatur, jede einzelne <strong>Scientology</strong>-Broschüre<br />

schreit einem das eine große Ziel entgegen: »Säubert den<br />

Planeten! Reinigt <strong>die</strong> Erde! Klärt das Universum!« Es mag lächerlich klingen,<br />

aber es ist durchaus ernst gemeint. Tom Cruise glaubt offensichtlich daran,<br />

so wie er daran glaubt, sein Leben fest im Griff zu haben. »Clean this place<br />

up bedeutet Clear the planet, und das heißt erstens, macht genügend Leute zu<br />

Scientologen, um <strong>die</strong> Macht zu übernehmen. Zweitens, säubert <strong>die</strong> Erde von<br />

den Feinden <strong>der</strong> <strong>Scientology</strong>«, sagt Wilfried Handl aus <strong>Wie</strong>n. »Das ist eine<br />

Ideologie des Hasses, wie bei Hitler. Wenn <strong>die</strong> Scientologen so könnten, wie<br />

sie wollten, würden sie nicht davor zurückschrecken, ihre Feinde zu vernichten.<br />

Aber auch Hitler musste erstmal zur Macht kommen, um dann handeln<br />

zu können.« Auch Andrew Morton schreibt, dass ihn <strong>die</strong> Veranstaltungen<br />

<strong>der</strong> Scientologen »an solche <strong>der</strong> Nazis erinnern«. Und ihr »Glaube« sei zwar<br />

einer, »über den man sich lustig macht«, aber »den man auch fürchtet«, <strong>der</strong><br />

wenig mit Buddhismus, aber viel mit dem deutschen Philosophen des »Übermenschen«,<br />

Friedrich Nietzsche, zu tun habe, den auch <strong>die</strong> Nazis als ihren<br />

Ahnherrn ansahen. 198<br />

Mortons Buch ist gut recherchiert, und er kommt dem<br />

»Geheimnis« <strong>der</strong> Persönlichkeit von Tom Cruise vermutlich sehr nahe - auch<br />

wenn <strong>die</strong> Sekte in einer 15-seitigen Stellungnahme sämtliche Vorwürfe bestritt<br />

und <strong>die</strong> Biographie ein »diffamierendes Bündel Lügen« nannte. Tom Cruise<br />

sei we<strong>der</strong> »<strong>der</strong> zweite noch <strong>der</strong> hun<strong>der</strong>tste« Scientologe, son<strong>der</strong>n nur ein »einfaches<br />

Gemeindemitglied«. 199<br />

Andrew Morton geht auch <strong>der</strong> Frage nach, warum Cruise überhaupt Scientologe<br />

wurde. Von einer persönlichen Krise kann in <strong>der</strong> Zeit seiner Rekrutierung<br />

kaum <strong>die</strong> Rede sein, Cruise war damals ein aufsteigen<strong>der</strong> Stern. Morton<br />

glaubt, dass <strong>Scientology</strong> den »Ruinpunkt« des Schauspielers dennoch zielsicher<br />

ausfindig gemacht habe - seine Sehnsucht nach einer intakten Familie,<br />

<strong>die</strong> er nie hatte. »Das ist es, was er bei <strong>Scientology</strong> bekommt.« Der Biograph<br />

überschätzt allerdings <strong>die</strong> Rolle von Tom Cruise für <strong>Scientology</strong> in den 1990er<br />

Jahren. Damals hieß ihr eigentliches Zugpferd aus <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> »Celebrities«<br />

noch John Travolta; Cruise tat alles, um nicht mit <strong>der</strong> Sekte in Verbindung<br />

gebracht zu werden. Morton täuscht sich auch in seiner Einschätzung, dass<br />

<strong>Scientology</strong> ohne Tom Cruise vielleicht gar nicht mehr existieren würde. Im<br />

Gegenteil, Tom Cruise ist seit seinem »<strong>Scientology</strong>-Outing« nach 2001 dank<br />

seiner desaströsen Auftritte von einem »Booster« zu einer Bedrohung des Psychounternehmens<br />

geworden. Es sieht tatsächlich so aus, als ob Cruise sich<br />

»ausgerechnet in <strong>der</strong> Rolle, <strong>die</strong> <strong>Scientology</strong> ihm zugedacht hat, als Fehlbesetzung<br />

erweist« (FAZ). 200<br />

Während es früher hieß: »Wenn <strong>Scientology</strong> bedeutet,<br />

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