10.02.2013 Aufrufe

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1997 wandelten <strong>die</strong> Berufungsrichter in Lyon das Hafturteil gegen Mazier jedoch<br />

in eine Bewährungsstrafe um. Fünf weitere <strong>der</strong> 15 Angeklagten kamen<br />

wegen Beihilfe zum Betrug nun ebenfalls mit Bewährungs strafen zwischen<br />

acht Monaten und einem Jahr davon. Die übrigen wurden freigesprochen, darunter<br />

<strong>der</strong> französische OSA-Chef Jean-Paul Chapellet.<br />

Die Strafmil<strong>der</strong>ung löste bei <strong>der</strong> <strong>Scientology</strong>-Führung in Los Angeles helle<br />

Freude aus. Noch größeren Jubel rief das Berufungsgericht mit seiner erstaunlichen<br />

Feststellung hervor, <strong>die</strong> <strong>Scientology</strong>-Organisation sei eine religiöse Gemeinschaft<br />

und könne »in aller Freiheit ihre Aktivitäten entfalten«. Das Innenministerium<br />

teilte daraufhin mit, <strong>der</strong> Urteilsspruch habe we<strong>der</strong> rechtliche<br />

Folgen noch irgendeine gesetzliche Bedeutung. Jean-Pierre Brard, Mitglied<br />

<strong>der</strong> Interministeriellen Sektenkommission <strong>der</strong> Regierung (MILS), war entsetzt<br />

und sprach vom langen Arm <strong>der</strong> Sekte hinter dem Urteilsspruch: »<strong>Scientology</strong><br />

verfügt heute über echte Macht in Wirtschaft, Politik und Verwaltung.« 14<br />

Das<br />

Oberste Gericht Frankreichs Cour de Cassation korrigierte <strong>die</strong>ses Urteil 1999:<br />

Die Bemerkung über <strong>die</strong> Religionseigenschaft von <strong>Scientology</strong> sei völlig irrelevant<br />

und ohne rechtliche Bedeutung. 15<br />

Erstaunlicher war, dass eine an<strong>der</strong>e Affäre in Frankreich keinen landesweiten<br />

Skandal auslöste. 1991 veröffentlichte <strong>der</strong> Pariser Journalist Serge Faubert<br />

sein aufsehenerregendes Buch UNE SECTE AU COEUR DE LA REPUBLIQUE (Eine<br />

Sekte im Herzen <strong>der</strong> Republik). Faubert waren Dokumente aus dem scientologischen<br />

Geheim<strong>die</strong>nst OSA zugespielt worden, <strong>die</strong> eine gezielte Infiltration<br />

von zwei Ministerien, weiterer Regierungsstellen und des Büros des damaligen<br />

Staatspräsidenten Francois Mitterand durch <strong>Scientology</strong>-Einflussagenten<br />

belegten - <strong>die</strong> bislang erfolgreichste bekannt gewordene Unterwan<strong>der</strong>ungsoperation<br />

<strong>der</strong> Sekte weltweit. Sie folgte den Anweisungen, <strong>die</strong> Hubbard einst<br />

in seinem Befehlsbrief über »Behördenangelegenheiten« nie<strong>der</strong>gelegt hatte:<br />

»Die Aktion, eine Pro-<strong>Scientology</strong>-Regierung zustande zu bringen, besteht daraus,<br />

dass man einen Freund bei <strong>der</strong> höchsten erreichbaren Regierungsperson<br />

schafft, <strong>die</strong> man erreichen kann, und dass man sogar einen Scientologen in<br />

häuslichen o<strong>der</strong> untergeordneten Posten in dessen Nähe einsetzt und dafür<br />

sorgt, dass <strong>Scientology</strong> seine persönlichen Schwierigkeiten und seinen Fall<br />

löst.« 16<br />

Ein Agent mit dem Codenamen F10 arbeitete im engsten Umfeld des<br />

Präsidenten; er wurde nach den Enthüllungen diskret entlassen. <strong>Scientology</strong><br />

klagte gegen Fauberts Buch, jedoch vergeblich. Der Elysee-Palast hat bis heute<br />

we<strong>der</strong> eingeräumt noch dementiert, dass <strong>die</strong> Hubbardisten es bis in <strong>die</strong> innersten<br />

Schaltstellen <strong>der</strong> Macht in Frankreich geschafft hatten - es standen<br />

»höhere Interessen« auf dem Spiel. Nur indirekt waren <strong>die</strong> schweren Erschütterungen<br />

zu spüren, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Affäre hinterließ. In Kommentaren führen<strong>der</strong><br />

französischer Politiker zu <strong>Scientology</strong> kommt bis heute das Entsetzen über <strong>die</strong><br />

damaligen Vorgänge zum Ausdruck, auch wenn sie nie konkret benannt wer-<br />

479

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!