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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Charleroi <strong>der</strong> »Missbrauch einer Position <strong>der</strong> Schwäche« durch »mentale Manipulation«<br />

unter Strafe gestellt werden. 88<br />

Noch im selben Jahr wurde ein Gesetzesvorschlag<br />

eingebracht, jeden »betrügerischen Missbrauch von Unwissenheit<br />

o<strong>der</strong> Schwäche zu bestrafen«, sei es »eines Min<strong>der</strong>jährigen o<strong>der</strong> einer<br />

verletzlichen Person«, wenn <strong>die</strong>ser dadurch »schwerer Schaden entstehen«<br />

würde - Bestimmungen, <strong>die</strong> es zum Beispiel erlaubten, eine Sekte wie <strong>die</strong><br />

Zeugen Jehovas zu bestrafen, wenn sie kranken Mitglie<strong>der</strong>n Bluttransfusionen<br />

verbietet. Außerdem sollten auch Drohungen, Einschüchterungen o<strong>der</strong><br />

moralischer Druck auf eine »verletzliche Person« strafrechtlich verfolgt werden.<br />

Es sind sehr weitgehende Vorschläge, <strong>die</strong> im Jahr 2008 noch immer debattiert<br />

werden.<br />

Entscheidungen getroffen hat dagegen <strong>die</strong> Justiz. Acht Jahre nach den Razzien<br />

erhob <strong>die</strong> belgische Generalstaatsanwaltschaft im November 2007 Anklage<br />

gegen das Europabüro von <strong>Scientology</strong> in Brüssel, den belgischen Zweig<br />

<strong>der</strong> Organisation und zwölf führende Scientologen. <strong>Scientology</strong> sei eine verbrecherische<br />

Organisation, sagte <strong>die</strong> Sprecherin <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft, sie be<strong>die</strong>ne<br />

sich krimineller Methoden wie Erpressung, Verletzung <strong>der</strong> Privatsphäre,<br />

illegaler medizinischer Praktiken, Betrug und unlauterer Geschäftsverträge. 89<br />

Das Verfahren hatte sich unter an<strong>der</strong>em deswegen so lange hingezogen, weil<br />

sich noch zwei extrem wichtige Zeugen, ehemalige belgische Top-Scientologen,<br />

<strong>der</strong> Staatsanwaltschaft zur Verfügung stellten. Dazu sagte <strong>der</strong> in Sektenprozessen<br />

erfahrene Brüsseler Anwalt Jean-Pierre Jouglas, falls nicht nur <strong>die</strong><br />

einzelnen Angeklagten, son<strong>der</strong>n <strong>Scientology</strong> als Organisation verurteilt würde,<br />

würde sie wahrscheinlich sofort aufgelöst und verboten werden. 90<br />

Zwei Monate<br />

zuvor hatte sich aber schon Tom Casey, Sprecher des amerikanischen State<br />

Department, in Sachen Belgien zu Wort gemeldet: Seine Regierung verurteile<br />

»jeden Versuch, eine ganze Gruppe nur wegen ihrer religiösen Überzeugungen<br />

zu stigmatisieren«. 91<br />

Er sagte es allerdings zu einem Zeitpunkt, als <strong>Scientology</strong><br />

auch in den USA längst nicht mehr als unantastbar galt.<br />

Das Internet - <strong>Scientology</strong>s Vietnam<br />

Als <strong>die</strong> New York Times <strong>die</strong> Recherchen ihres Reporters Douglas Frantz<br />

über <strong>die</strong> Steuerbefreiung von <strong>Scientology</strong> veröffentlichte, war <strong>die</strong>s nicht nur<br />

wegen seiner Enthüllungen eine Überraschung. Ebenso erstaunlich war <strong>die</strong><br />

Tatsache, dass <strong>der</strong> Artikel überhaupt publiziert wurde. Denn damit endete eine<br />

lange Periode, in <strong>der</strong> <strong>die</strong> großen Me<strong>die</strong>n des Landes - sonst so stolz auf ihre<br />

investigativen Traditionen - <strong>Scientology</strong> nur mit spitzen Fingern o<strong>der</strong> überhaupt<br />

nicht angefasst hatten. »Es ist wie ein Aufatmen«, sagte uns damals <strong>der</strong><br />

Anwalt Graham Berry aus Los Angeles, Rechtsvertreter vieler <strong>Scientology</strong>-Kri-<br />

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