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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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damals fassungslos, dass <strong>die</strong> Unterlagen anschließend in Sektenkreisen <strong>die</strong><br />

Runde machten. Auch <strong>die</strong> Scientologen hatten sie. 22<br />

Der Vorgang war umso<br />

erschrecken<strong>der</strong>, als <strong>die</strong> Hearings unter Ausschluss <strong>der</strong> Öffentlichkeit stattgefunden<br />

hatten, um abtrünnigen Sektenmitglie<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Angst vor einer Aussage<br />

zu nehmen.<br />

Im Marseiller Prozess, dem zweiten großen Verfahren gegen französische<br />

Hubbard-Jünger, ging es im November 1999 wie in Lyon um lang zurückliegende<br />

Taten: Die Scientologen aus Marseille und Nizza hatten zwischen 1987<br />

und 1990 zehn Personen um ihr Vermögen gebracht, indem sie ihnen »medizinisch-therapeutische<br />

Behandlungen« - etwa den sogenannten Reinigungs-<br />

Rundown - zu Phantasiepreisen verkauften, <strong>die</strong> bis zu 150000 Franc (rund<br />

25000 Euro) betrugen. 23<br />

Ein Elektriker erklärte, seine andauernde körperliche<br />

Behin<strong>der</strong>ung sei das Ergebnis scientologischer »Heilverfahren« für seine<br />

Knieschmerzen. Ein Arzt klagte über eine »schwere Erkrankung« nach dem<br />

Besuch von <strong>Scientology</strong>-Kursen. Das Verfahren gegen sieben Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Organisation vor dem Marseiller Landgericht begann mit verschwundenen<br />

Akten. Diesmal waren es sage und schreibe 3,5 Tonnen (!) Dokumente - Buchhaltung,<br />

Auditing-Unterlagen, auch beschlagnahmtes Material aus Hausdurchsuchungen<br />

-, <strong>die</strong> eine angeblich ahnungslose Gerichtsangestellte aus einem<br />

versiegelten Raum geschleppt und anschließend durch den Reißwolf gejagt<br />

hatte. Die Frau habe geglaubt, <strong>der</strong> Prozess sei bereits abgeschlossen, weil ein<br />

erstes Verfahren in <strong>der</strong> gleichen Sache wegen Formfehlern 1995 eingestellt<br />

worden war, ließ <strong>die</strong> Justizverwaltung erklären. Das war selbst den diskreten<br />

Franzosen ein bisschen zu starker Tobak. Er glaube »keine Sekunde« an ein<br />

Versehen, erklärte umgehend <strong>der</strong> stellvertretende Präsident <strong>der</strong> Nationalversammlung,<br />

Raymond Forni, »vielmehr seien <strong>die</strong> Akten bewusst aus dem Verkehr<br />

gezogen worden«, um das Verfahren gegen <strong>die</strong> angeklagten Scientologen<br />

zu behin<strong>der</strong>n. Beweise dafür hatte er nicht, und so nutzten <strong>die</strong> Sektenverteidiger<br />

das »versehentliche« Verschwinden eines kompletten Lastwagens von<br />

Beweismaterial, um lautstark <strong>die</strong> Einstellung des Prozesses zu for<strong>der</strong>n.<br />

Das Pariser Nachrichtenmagazin Le Point fragte daraufhin, wie <strong>die</strong> Regierung<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung <strong>die</strong> enorme »Kluft zwischen politischen Willenserklärungen«<br />

- etwas gegen <strong>Scientology</strong> zu tun - »und den Fakten, dass nämlich<br />

nichts getan wurde seit dem letzten Sektenbericht vor 16 Jahren«, erklären wolle.<br />

Justizministerin Elisabeth Guigou nannte den Aktenskandal »sehr ernst« und<br />

<strong>Scientology</strong> »sehr gefährlich« und beauftragte den Generalstaatsanwalt mit<br />

einer Untersuchung - <strong>die</strong> dann im Sande verlief. Natürlich waren <strong>die</strong> Erwartungen<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit an das Marseiller Gericht nach dem Aktenskandal<br />

enorm. Aber wie in Lyon standen auch in Marseille <strong>die</strong> Zeugen <strong>der</strong> Anklage<br />

unter enormem Druck. Am Ende waren von zehn <strong>Scientology</strong>-Geschädigten<br />

gerade noch zwei übrig; <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en hatten sich zurückgezogen - »aus Angst<br />

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