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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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liefert <strong>die</strong> Entstehungsgeschichte ihrer »religiösen« Inhalte und Zeremonien.<br />

Im Oktober 1962 befasste sich <strong>die</strong> für Lebens- und Arzneimittel zuständige<br />

amerikanische Bundesbehörde Food and Drug Administration (FDA) wie<strong>der</strong><br />

einmal kritisch mit den Elektrometern <strong>der</strong> Organisation, <strong>die</strong> in Anzeigen<br />

fälschlich als wirksame Instrumente zur Behandlung von Kranken bezeichnet<br />

worden waren. Ohne das E-Meter war aber inzwischen kein Auditing mehr<br />

möglich, und ohne Auditing gab es keine Scientologen, folglich war <strong>Scientology</strong><br />

durch <strong>die</strong> Untersuchung im Kern bedroht. Hubbard, <strong>der</strong> offenbar schon<br />

das Schlimmste fürchtete, gab daraufhin einen Richtlinienbrief mit dem Titel<br />

»Religion« heraus, in dem er seine Apparate ausdrücklich mit dem Argument<br />

rechtfertigte, Scientologen benutzten sie, »um dem in Behandlung befindlichen<br />

Individuum <strong>die</strong> Wahrheit zu enthüllen und es so spirituell frei zu<br />

machen«. 126<br />

Rein spirituell, nicht etwa auch körperlich wie früher, im Sinne dessen<br />

also, was <strong>der</strong> Kritiker Friedrich-Wilhelm Haack eine »Freiheit produzierende<br />

Glaubensmaschine« nannte. 127<br />

Hubbard sah jetzt auch schon klarer, was er tun musste, um sich vor feindlichen<br />

Gesundheitsämtern und Medizinerverbänden zu schützen. Es reichte<br />

nicht aus, eine o<strong>der</strong> sogar drei »Kirchen« auf dem Papier zu besitzen, er<br />

brauchte dazu einen echt wirkenden »kirchlichen« Apparat. Daher kündigte<br />

er im genannten Richtlinienbrief an, dass »<strong>Scientology</strong> 1970 als eine religiöse<br />

Organisation in <strong>der</strong> ganzen <strong>Welt</strong> geplant« werde. Offenbar war <strong>die</strong>se Ansage<br />

nun aber geeignet, seine therapeutisch gesinnten Mitglie<strong>der</strong> zu verstören,<br />

so dass Hubbard <strong>die</strong>se beruhigte, sie hätten im täglichen Geschäft nichts zu<br />

fürchten, denn in Wahrheit sei <strong>die</strong> Neuorganisation »ganz und gar eine Angelegenheit<br />

für Buchhalter und Rechtsanwälte«. 128<br />

Und mochte er <strong>die</strong> Organisation<br />

auch Kirche nennen, so hieß das nicht, dass er ihr auch einen Gott im<br />

Sinne eines »höchsten Wesens« gab. 1971 fühlte sich Hubbard genötigt, intern<br />

eindeutig klarzustellen: »<strong>Scientology</strong> ... ist we<strong>der</strong> eine Psychotherapie noch<br />

eine Religion.« 129<br />

Noch 1981 schrieb er in seinem Buch DIE GRUNDLAGEN DES<br />

DENKENS: »Was ist <strong>die</strong> <strong>Scientology</strong>? Die <strong>Scientology</strong> ist <strong>der</strong> Zweig <strong>der</strong> Psychologie,<br />

<strong>der</strong> sich mit dem Gebiet <strong>der</strong> menschlichen Fähigkeit befasst. Sie ist eine<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> Dianetik ...« 13<br />

°<br />

Hubbards Religionsbrief vom Oktober 1962 konnte dennoch nicht verhin<strong>der</strong>n,<br />

dass <strong>die</strong> FDA am 4. Januar 1963 zu einer großangelegten Razzia in <strong>der</strong><br />

scientologischen »Gründungskirche« in Washington anrückte und drei Tonnen<br />

Material beschlagnahmte, darunter mehr als hun<strong>der</strong>t E-Meter. Die Polizeiaktion<br />

beschädigte zwar das Ansehen von <strong>Scientology</strong>, gab den Scientologen<br />

aber auch <strong>die</strong> Gelegenheit, den Rauchschirm einer Religionsgemeinschaft<br />

erstmals voll zu entfalten und sich als Märtyrer darzustellen. So wurde <strong>der</strong><br />

vermeintliche Rückschlag paradoxerweise zum Anstoß <strong>der</strong> stürmischen Entwicklung<br />

von <strong>Scientology</strong> in den folgenden Jahren. In ihrer Beschwerde hieß<br />

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