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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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das ehemalige Nischenforum alt.religion.scientology eine <strong>der</strong> zehn weltweit<br />

meistbesuchten Diskussionsgruppen im Netz - und blieb es für lange Zeit.<br />

Denn Kontroversen erzeugen Popularität.<br />

Diese paradoxe, aber eigentlich vorhersehbare Wirkung stachelte <strong>die</strong> Wut<br />

<strong>der</strong> <strong>Scientology</strong>-Herrscher erst richtig an. Sie hielten sich strikt an <strong>die</strong> Anweisungen<br />

Hubbards, nie zurückzustecken, son<strong>der</strong>n immer anzugreifen, machten<br />

sich selbst dadurch aber immer angreifbarer. Am 22. August 1995 fanden<br />

erneut zwei Razzien statt. Die erste traf das Antisektenarchiv FactNet und dessen<br />

Betreiber Lawrence Wollersheim in <strong>der</strong> Kleinstadt Golden in Colorado; <strong>die</strong><br />

zweite Wollersheims Kodirektor Bob Penny in Kalifornien. Es folgten Klagen,<br />

und <strong>die</strong> Internetprovi<strong>der</strong> wurden gleich mit verklagt. Diesmal allerdings war<br />

<strong>die</strong> weltweite Gemeinde gewarnt. FactNet hatte seit den Durchsuchungen vom<br />

Februar mit dem Besuch <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft gerechnet und seine User aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

so viel wie nur möglich aus dem Archiv auf <strong>die</strong> heimischen Computer<br />

herunterzuladen. Der Aufruf hatte große Resonanz gefunden. Die Antisektenseiten<br />

von FactNet waren überall auf <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> kopiert worden, und sie<br />

tauchten kurz nach <strong>der</strong> Razzia auf zahlreichen Servern und Websites wie<strong>der</strong><br />

auf, wurden weiterkopiert und woan<strong>der</strong>s online gestellt. Jetzt bekam <strong>Scientology</strong><br />

ein echtes Problem. Es war kaum noch möglich, sämtliche Veröffentlichungen<br />

ihrer »heiligen Schriften« im weltweiten Netz nachzuverfolgen. Es<br />

würde einen enormen Aufwand, internationale Kooperation und erhebliche<br />

Polizeigewalt erfor<strong>der</strong>n, um alle nachgewachsenen Drachenköpfe abzutrennen.<br />

Es war aussichtslos. Tausende Kopien <strong>der</strong> OT-Kurse zirkulierten nun auf<br />

den Festplatten und Servern <strong>der</strong> globalisierten <strong>Welt</strong>.<br />

Warum aber erfreute sich <strong>die</strong> »Kirche« nicht einfach an <strong>die</strong>ser herrlich<br />

effektiven Verbreitung <strong>der</strong> Lehre ihres 1986 verstorbenen Oberhauptes? Ganz<br />

einfach: Um auf konventionellem Wege über <strong>die</strong> »Brücke zur totalen geistigen<br />

Freiheit« zu gelangen, muss <strong>der</strong> Scientologe bekanntlich ein Vermögen<br />

aufwenden. Die kostenlose Veröffentlichung <strong>der</strong> ersten OT-Level und <strong>der</strong> noch<br />

teureren NOTs-Grade im Internet barg <strong>die</strong> reale Gefahr in sich, dass eine entscheidende<br />

Geldquelle <strong>der</strong> Organisation versiegte. Das war aus <strong>der</strong> Sicht von<br />

David Miscavige und seinen Beratern offenbar nicht hinnehmbar. Schließlich<br />

kennen nach Auskunft von <strong>Scientology</strong>-Sprechern bisher selbst von Hubbards<br />

Anhängern nur etwa zehn Prozent <strong>die</strong> bizarre Erzählung vom 75 Millionen<br />

Jahre alten außerirdischen Vernichtungskrieg, auf dem ihre gesamte<br />

»Religion« mit ihren Body-Thetanen und Engrammen letztlich beruht. Deshalb<br />

wurden in <strong>der</strong> Nachfolge <strong>der</strong> Razzien tatsächlich Prozesse angestrengt. Der<br />

Krieg verlagerte sich in <strong>die</strong> Gerichtssäle - einerseits.<br />

An<strong>der</strong>erseits war <strong>die</strong> globale Netzgemeinde nun vollends alarmiert. Die angesehene<br />

Internet-Schutzorganisation Electronic Frontier Foundation gewährte<br />

zahlreichen Verklagten anwaltlichen Beistand, und man konnte den Fortgang<br />

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