10.02.2013 Aufrufe

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ursula Caberta - Feind Nummer eins<br />

Wi<strong>der</strong>stand aus Hamburg<br />

»Tom Cruise kriegt den Bambi für Courage! Das ist doch nicht zu fassen!«<br />

Ursula Caberta ist eine robuste Frau und eigentlich schwer aus <strong>der</strong> Fassung<br />

zu bringen. Aber an <strong>die</strong>sem Tag ist <strong>die</strong> 56-jährige Amtschefin einfach nur entsetzt.<br />

»Seit dem frühen Morgen klingelt mein Handy ununterbrochen, ich<br />

muss ein Interview nach dem an<strong>der</strong>en geben«, sagt sie, als sie in ihr Büro gegenüber<br />

<strong>der</strong> Hamburger Speicherstadt kommt. Dann sprudelt <strong>die</strong> Empörung<br />

aus ihr, ohne Punkt und Komma. »Wenn sie ihn als Vampir ausgezeichnet<br />

hätten, okay - aber für Courage? Es ist das erste Mal in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland, dass ein Verfassungsfeind einen Tapferkeitspreis<br />

bekommt! Für einen gefährlichen Verführer! Und keiner <strong>der</strong> anwesenden<br />

Politiker sagt etwas! Feiglinge!«, schnaubt sie. Dann sagt sie: »Daran sieht<br />

man, wie viel Macht <strong>die</strong> Scientologen hier in <strong>der</strong> Kulturszene schon haben.<br />

Das hätte ich nur in Hollywood für möglich gehalten.«<br />

Es ist Freitag, <strong>der</strong> 30. November 2007, <strong>der</strong> Morgen nach <strong>der</strong> Vergabe des<br />

Courage-Bambis an Tom Cruise. Ursula Caberta wird an <strong>die</strong>sem Tag noch viele<br />

Interviews geben müssen und mehr als einmal »Unglaublich!« fauchen. Dennoch<br />

herrscht in ihrem Büro ein trotziger Ton. Die Mitarbeiter durchkämmen<br />

das Internet nach Agenturmeldungen und werten sie aus, für Presseanfragen.<br />

»Das ist ein ungeheurer Sieg für <strong>Scientology</strong>, aber mir kommt es trotzdem<br />

vor, als wäre es so etwas wie das letzte Aufbäumen vor dem Untergang«, sagt<br />

Caberta. Dann lacht sie. Und wenn <strong>die</strong> Frau mit <strong>der</strong> Löwenmähne ihr wildes<br />

Lachen lacht, hört sich das tatsächlich an, »als könnte sie mit einem Atemzug<br />

drei Aktenordner vom Tisch pusten«, wie <strong>die</strong> Süddeutsche Zeitung einmal<br />

schrieb. 1<br />

Ursula Caberta ist <strong>die</strong> Chefin <strong>der</strong> »Arbeitsgruppe <strong>Scientology</strong>« des Hamburger<br />

Senats. Aber das so schlicht als »Arbeitsgruppe« betitelte Amt hat es<br />

in sich. Es ist <strong>die</strong> einzige Einrichtung <strong>die</strong>ser Art auf <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>. Sie kann als <strong>der</strong><br />

größte anzunehmende Gegner <strong>der</strong> Scientologen gelten, und Ursula Caberta<br />

als ihr weltweiter Feind Nummer eins. Ein Feind, so hartnäckig, wi<strong>der</strong>ständig<br />

und überzeugend, wie ihn <strong>die</strong> Psychosekte nie zuvor erlebt hat. Früher<br />

war Cabertas Sitz am Hamburger Hauptbahnhof, nicht weit entfernt von <strong>der</strong><br />

ehemaligen <strong>Scientology</strong>-Zentrale am Steindamm - einer Straße, <strong>die</strong> nicht nur<br />

wegen <strong>der</strong> Scientologen, son<strong>der</strong>n auch durch <strong>die</strong> islamistischen Attentäter des<br />

11. Septembers zu zweifelhafter Berühmtheit gelangte, denn <strong>der</strong>en Moschee<br />

lag nur einen Steinwurf vom Sektenquartier entfernt. Vier Jahre, nachdem<br />

78

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!