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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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ald auch sein neues Rechts- und Strafsystem: »Wenn es dem Einzelnen nicht<br />

gelingt, Ethik bei sich selbst anzuwenden, dann unternimmt <strong>die</strong> Gruppe Aktionen<br />

gegen ihn. Das nennt man Justiz.« 34<br />

Auf See arbeitete Hubbard im Rahmen seiner umdefinierten Ethik einen<br />

differenzierten Strafkatalog aus. Geringste Vergehen wie »fallende Statistiken«,<br />

»schlechte PR« (Public Relations) o<strong>der</strong> Anflüge von Skepsis führten zu<br />

Minuspunkten und Sanktionen bis hin zur Erklärung als »Unterdrücker«.<br />

Wenn Mitarbeiter gegen <strong>die</strong> Disziplinarordnung verstießen o<strong>der</strong> »falsche Berichte«<br />

lieferten, wurden sie in bestimmte »Lower Conditions« (min<strong>der</strong>e Zustände)<br />

auf Hubbards Ethik-Skala versetzt und bestraft - laut Befehl so hart,<br />

»dass einem schlecht wird«. 35<br />

Oft mussten <strong>die</strong> Delinquenten Kniebeugen und<br />

Liegestütze absolvieren o<strong>der</strong> auf Deck 50 Runden laufen. Dann wurden sie in<br />

neu geschaffene Straf- und Arbeitsbataillone gesteckt, <strong>die</strong> Hubbard zunächst<br />

Mud Box Brigade (Schlammkastenbrigade), Deck Project Force (Schiffsdeckprojekttruppe)<br />

und Estate Project Force (<strong>Projekt</strong>truppe des Anwesens) nannte. Es<br />

waren Strafarbeitsprogramme für jene Sea-Org-Leute, <strong>die</strong> nach Hubbards Meinung<br />

»Schnorrer waren, <strong>die</strong> auf ihrem Posten faulenzten und sich mit dem<br />

Wind treiben ließen«. 36<br />

Sie mussten <strong>die</strong> Drecksarbeiten verrichten, auf dem<br />

Schiff <strong>die</strong> Kästen reinigen, in <strong>die</strong> <strong>die</strong> Ankerketten Schlamm hineintrugen,<br />

Treibstoff- und Wasserleitungen säubern; in Saint Hill Toiletten und Schlafräume<br />

putzen (das sogenannte MEST Work).<br />

Der jeweilige Ethik-Zustand <strong>der</strong> Mitarbeiter einer Org wurde am Org-Board<br />

für alle sichtbar angezeigt. Wer schlechte Umsätze machte, dessen Statistiken<br />

sanken ebenso wie seine Ethik-Stufe. Je tiefer Scientologen fielen, desto weniger<br />

durften sie sich <strong>der</strong> Körperpflege widmen, durften mit niemandem außer<br />

ihrem Aufseher reden o<strong>der</strong> bekamen nur Reis und Bohnen zu essen. Hubbard<br />

nannte <strong>die</strong>se drakonischen Strafen »harte Ethik«. 37<br />

Der Ethik-Katalog ist bis<br />

heute in Kraft. Ein Delinquent im Zustand Danger (Gefahr) »darf nicht baden,<br />

kein Make-up tragen, nicht zum Friseur gehen, sich nicht rasieren«. Im Zustand<br />

Liability (Schuld) sind nur »minimale Essenspausen« mit abgestandenen<br />

Speisen und Wasser erlaubt und »ein graues Armband am linken Arm«<br />

vorgeschrieben. Wer unter Doubt (Zweifel) fällt, muss das Armband durch<br />

»Handschellen« ersetzen und wird von je<strong>der</strong> Kommunikation ausgeschlossen,<br />

und <strong>die</strong> Unglücklichen in noch tieferen »Zuständen« können eingesperrt<br />

werden. Man würde meinen, <strong>der</strong> obskure Begriff Non-Existence (Nichtexistenz)<br />

bezeichne das untere Ende <strong>der</strong> Hubbard-Skala. Aber weit gefehlt, darunter<br />

stehen noch Treason (Verrat), Confusion (Verwirrung) und <strong>der</strong> gefürchtete<br />

Zustand Enemy (Feind) für jemanden, <strong>der</strong> öffentlich gegen <strong>Scientology</strong> auftritt<br />

und daher als »Unterdrücker« o<strong>der</strong> »Krimineller« gilt.<br />

Den Zustand des »Feindes« definierte <strong>der</strong> Sekten- und Flottenchef als<br />

Fair Game Or<strong>der</strong> (Freiwildbefehl) in drei Richtlinienbriefen ab 1965 wie eine<br />

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