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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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er während eines Besuchs in <strong>der</strong> amerikanischen Hauptstadt Anfang März<br />

1996 im berühmten National Press Club eine Pressekonferenz gab. Er wollte<br />

auch <strong>die</strong> deutsche Haltung zu <strong>Scientology</strong> erläutern und klarstellen, dass von<br />

einer Diskriminierung religiöser Gruppen in <strong>der</strong> Bundesrepublik keine Rede<br />

sein könne; allein in seiner Heimatstadt Hamburg seien 46 Religionsgemeinschaften<br />

tätig und keine einzige Sekte verboten. Plötzlich erhob sich ein Herr<br />

aus dem Publikum, zeigte einen dicken Aktenordner vor und erklärte, sein<br />

Name sei Gerhard Haag. Er sei Scientologe und habe bei »Nacht und Nebel«<br />

aus Deutschland emigrieren müssen, weil er dort verfolgt worden sei und seinen<br />

Beruf nicht mehr habe ausüben dürfen. »Ich war völlig überrascht und<br />

konnte dazu nichts inhaltlich sagen, weil ich den Fall nicht kannte«, erinnert<br />

sich Duve im Gespräch. In Wahrheit war Gerhard Haag, <strong>der</strong> einschlägig bekannte<br />

bankrotte Stahlbauunternehmer aus Esslingen, in <strong>die</strong> Sektenhochburg<br />

Clearwater in Florida gezogen, weil er rechtskräftig verurteilt worden war und<br />

seinerzeit mit Haftbefehl wegen Steuervergehen gesucht wurde. 125<br />

Mit ähnlichen Affären ging <strong>die</strong> Organisation immer wie<strong>der</strong> in den USA hausieren.<br />

Im Fall Haag verfehlte <strong>die</strong> Inszenierung allerdings ihren Zweck, denn<br />

im Publikum saß auch ein ehemaliger Scientologe namens Arnaldo »Arnie«<br />

Lerma, <strong>der</strong> nun aufstand und laut sagte: »Ich war lange <strong>Scientology</strong>-Mitglied<br />

in den USA. Nach dem Austritt ließ <strong>die</strong> Sekte meine Wohnung durchsuchen.<br />

Sie verklagten mich vor Gericht. Sie wollen mich fertigmachen. Ich bin ein<br />

Opfer von <strong>Scientology</strong>.« 126<br />

Lerma hatte nach seinem Ausstieg im Internet über<br />

<strong>Scientology</strong> aufgeklärt und war daraufhin 1994 von <strong>der</strong> Sekte vor Gericht gezerrt<br />

worden. Die Prozesse kosteten ihn 1,3 Millionen Dollar; glücklicherweise<br />

besaß er eine Rechtsschutzversicherung. Die Organisation bekam trotz einer<br />

Millionenfor<strong>der</strong>ung nur 2500 Dollar wegen fünf »Copyright-Verletzungen«.<br />

Lerma ist sich indessen sicher, dass <strong>Scientology</strong> vorhatte, ihn wirtschaftlich<br />

zu »vernichten«. Mit ähnlichen juristischen und an<strong>der</strong>en Finessen wie gegen<br />

ihn nehme <strong>der</strong> Kult auch staatliche Organe ins Visier, sagte er: »Jede Abteilung<br />

<strong>der</strong> US-Regierung ist infiltriert von <strong>Scientology</strong>-Mitglie<strong>der</strong>n. <strong>Scientology</strong><br />

ist <strong>die</strong> subversivste Organisation <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>.« 127<br />

Arnie Lerma hat sich nicht einschüchtern<br />

lassen und betreibt noch immer seine kritische Website, eine <strong>der</strong><br />

umfangreichsten und informativsten über <strong>Scientology</strong> weltweit. 128<br />

Im Sommer 1997 legte <strong>Scientology</strong> den Kongressabgeordneten ein Dossier<br />

über angeblich verfolgte Mitglie<strong>der</strong> in Deutschland vor. Von 1500 Fällen von<br />

Berufsverbot war <strong>die</strong> Rede, Kin<strong>der</strong> würden aus Kin<strong>der</strong>gärten ausgeschlossen,<br />

Angestellte ihre Arbeit verlieren, es gebe Bombendrohungen und »rassistische<br />

Hetze« gegen Scientologen. Einige Fälle wurden konkret beschrieben.<br />

Auch darauf ging <strong>der</strong> deutsche Botschafter Jürgen Chrobog in seinem Brief<br />

an <strong>die</strong> Abgeordneten ein. Er konnte auf Dossiers <strong>der</strong> Bundesregierung verweisen,<br />

<strong>die</strong> schon seit 1994 versuchte, den aufgeführten Fällen von »Diskriminie-<br />

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