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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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gegeben«, meint Ursula Caberta. Immerhin: Aus Hoisdorf zogen sich Brase &<br />

Co. nach einem Jahr harter Auseinan<strong>der</strong>setzungen zurück.<br />

Als rechtspolitische Sprecherin ihrer Fraktion hatte Ursula Caberta auch<br />

ständig mit Beschwerden wegen rü<strong>der</strong> Entmietungsmethoden scientologischer<br />

Hauseigentümer in Hamburg zu tun, <strong>die</strong> Altbauten erwarben, in Eigentumswohnungen<br />

umwandelten und dann mit hohem Profit weiterverkauften.<br />

Mieter wurden drangsaliert und zum Auszug aus ihren Wohnungen gedrängt,<br />

nicht selten mit Gewalt. Auch hier war <strong>die</strong> treibende Kraft <strong>der</strong> einflussreiche<br />

Hamburger Scientologe Götz Brase. »Ich habe dafür gesorgt, dass <strong>die</strong>se<br />

Machenschaften Thema in <strong>der</strong> Bürgerschaft wurden«, sagt Caberta. Damals<br />

wurde sie völlig überrascht von <strong>der</strong> aggressiven Reaktion <strong>der</strong> Thetanen: »Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Organisation kamen zu unseren Beratungen im Rathaus und bedrohten<br />

Abgeordnete.« Bald lernte sie dann <strong>die</strong> ersten Aussteiger kennen;<br />

Menschen, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Sekte oft erst nach vielen Jahren den Rücken kehrten, nicht<br />

selten mit schweren Depressionen zu kämpfen hatten und mit dem Problem,<br />

dass sie wegen <strong>der</strong> <strong>Scientology</strong>-Kurse ruiniert waren o<strong>der</strong> sich sogar in kriminelle<br />

Handlungen (etwa Betrug) verstrickt hatten. »Manche waren so stark<br />

verschuldet, dass sie noch in den nächsten drei Leben nicht von den Schulden<br />

heruntergekommen wären«, sagt Caberta. Sie begriff, was <strong>die</strong> scientologische<br />

»Brücke zur totalen geistigen Freiheit« für <strong>die</strong> Menschen in Wahrheit bedeutete:<br />

nicht den Weg ins Para<strong>die</strong>s wie versprochen, son<strong>der</strong>n in eine Hölle totaler<br />

psychischer und finanzieller Abhängigkeit.<br />

Nach und nach erfuhr sie von den politischen Vorstellungen und Plänen <strong>der</strong><br />

Scientologen. Zu jener Zeit wurde <strong>die</strong> Organisation in Deutschland als »Jugendreligion«<br />

betrachtet und von den Me<strong>die</strong>n, aber auch öffentlichen Ämtern<br />

als eine Aufgabe angesehen, <strong>die</strong> in den Amtsbereich <strong>der</strong> großen Kirchen fiel.<br />

Die katholische und <strong>die</strong> evangelische Kirche hatten <strong>die</strong>se Meinung sogar beför<strong>der</strong>t,<br />

indem sie eigene Sektenbeauftragte bestellt hatten. Ihre Pfarrer kümmerten<br />

sich nicht nur um christliche Sektierer, son<strong>der</strong>n - weil es sonst niemand<br />

tat - auch um all jene mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> dubiosen Kulte, <strong>die</strong> im Umfeld<br />

des Epochenumbruchs auftauchten, den man heute mit <strong>der</strong> Jahreszahl 1968<br />

assoziiert und <strong>der</strong> sich mit Stichworten wie Woodstock, Studentenbewegung,<br />

Demonstrationen, Hippies und Drogenkonsum verbindet. Damals prägte<br />

<strong>der</strong> Münchner evangelische Pfarrer Friedrich-Wilhelm Haack, <strong>der</strong> Nestor <strong>der</strong><br />

deutschen Sektenaufklärung, das bis heute gebräuchliche, aber unzutreffende<br />

Wort von den »Jugendreligionen«. Er verstand darunter hoch ideologisierte,<br />

teils religiöse, teils pseudoreligiöse Gruppen. Dabei ging er von <strong>der</strong> Hauptzielgruppe<br />

<strong>die</strong>ser Sekten aus, jungen Leuten zwischen 15 und 35 Jahren. Diese<br />

Gruppen tauchten neu auf, und es waren damals vor allem junge Leute, <strong>die</strong><br />

ihr Bild prägten: <strong>die</strong> Munies, <strong>die</strong> Kin<strong>der</strong> Gottes, Hare Krishna, <strong>die</strong> Transzendentale<br />

Meditation und eben <strong>Scientology</strong>. Vielleicht dachte Haack auch, dass<br />

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