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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Weniger rasant ist <strong>die</strong> Entwicklung in Tschechien und <strong>der</strong> Slowakei, wo <strong>die</strong><br />

Missionen in den Hauptstädten Prag und Bratislava aber inzwischen auch<br />

deutlich mehr und jüngere Menschen anlocken als in <strong>Wie</strong>n. So gut wie nie<br />

tritt <strong>die</strong> Sekte in den östlichen Län<strong>der</strong>n als das auf, was sie im Westen stets<br />

zu sein behauptet: eine Religionsgemeinschaft. In Tschechien, Polen, Ungarn,<br />

Bulgarien, Albanien o<strong>der</strong> auch in Russland behaupteten <strong>die</strong> Betreiber<br />

von Hubbard- o<strong>der</strong> Dianetik-Zentren in den zurückliegenden Jahren stets,<br />

eine »wissenschaftliche <strong>Welt</strong>anschauung« zu vertreten. Der Psychokonzern<br />

präsentierte sich dort <strong>der</strong> Öffentlichkeit seit dem Fall des Kommunismus als<br />

»wissenschaftliche Methode <strong>der</strong> Dianetik«, <strong>die</strong> als westlich, mo<strong>der</strong>n und karriereför<strong>der</strong>nd<br />

gepriesen wurde; <strong>die</strong> meisten Interessenten ahnten nicht einmal,<br />

dass sich dahinter das System <strong>Scientology</strong> verbarg. In <strong>der</strong> serbischen Zeitung<br />

Vreme schaltete <strong>Scientology</strong> 1996 eine 13-seitige Anzeige, in <strong>der</strong> sie ihre Lehre<br />

als nichtreligiösen Moralkodex darstellte, <strong>der</strong> vollständig auf dem Verstand beruhe.<br />

19<br />

Dieses taktische Vorgehen hat eine lange Tradition. Als <strong>die</strong> Scientologen<br />

1981 nach Japan gingen, schrieb <strong>der</strong> leitende Sea-Org-Offizier Vinay Agarwala<br />

in einem Memorandum, was zuvor zu klären sei: »Treten wir religiös auf<br />

o<strong>der</strong> als Dianetik?« 20<br />

Die zentrale Frage war hier, ob <strong>Scientology</strong> sich als Religion<br />

o<strong>der</strong> als Wissenschaft <strong>der</strong> mentalen Gesundheit (laut dem Buchtitel DIA­<br />

NETIK - DIE MODERNE WISSENSCHAFT DER GEISTIGEN GESUNDHEIT) vorstellen<br />

solle. Deshalb betonte <strong>der</strong> Sea-Org-Mann Agarwala in seinem Memo, bei <strong>der</strong><br />

Frage <strong>der</strong> Übersetzung von Hubbard-Büchern sei es enorm wichtig, »zu bedenken,<br />

ob wir religiös o<strong>der</strong> nicht-religiös auftreten, weil davon abhängt, ob<br />

<strong>die</strong> Bücher <strong>die</strong> Church erwähnen o<strong>der</strong> nicht und ob Symbole <strong>der</strong> Church darin<br />

vorkommen etc.« 21<br />

Das entwaffnende Memorandum enthüllt wie kaum ein<br />

an<strong>der</strong>es Dokument, dass <strong>Scientology</strong> flexibel auf unterschiedliche Kulturen<br />

und Län<strong>der</strong> reagiert und offenbar sofort bereit ist, auf ihre »Religionsmarke«<br />

zu verzichten, wenn <strong>die</strong>se gerade nicht opportun erscheint o<strong>der</strong> sie an <strong>der</strong> Vermarktung<br />

an<strong>der</strong>er Teile <strong>der</strong> LRH-Tech hin<strong>der</strong>n könnte. Nach Recherchen des<br />

kanadischen <strong>Scientology</strong>-Experten Stephen Kent trat <strong>der</strong> Psychokult in Japan<br />

tatsächlich nicht religiös auf, als er seine Org 1985 in Tokio einweihte, son<strong>der</strong>n<br />

gab bekannt, dass eine »Gruppe von Scientologen Japan <strong>der</strong> Philosophie von<br />

<strong>Scientology</strong> öffnet«. 22<br />

Ganz ähnlich wie in Japan war es anfangs aber auch in Europa. Als <strong>die</strong><br />

Scientologen erstmals nach <strong>Wie</strong>n kamen, sprachen sie nie von Religion.<br />

»Wenn damals jemand gesagt hätte, wir sind eine Religion, hätte ich mich <strong>Scientology</strong><br />

nie angeschlossen«, sagt Wilfried Handl. »Das Ganze funktionierte<br />

nur, weil es hieß, wir sind eine Philosophie, und weil <strong>die</strong>se ganzen Prominenten<br />

mitmachten.« Der prominenteste Scientologe aus <strong>Wie</strong>n war neben dem<br />

Maler Gottfried Heinwein <strong>der</strong> spätere Grün<strong>der</strong> des Zirkus Roncalli, Bernhard<br />

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