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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Auskünfte über seinen Bru<strong>der</strong> zu bekommen, lief ins Leere. »Die haben den<br />

Konrad verleugnet«, sagte er. Freundlich und mitfühlend habe man ihn in <strong>der</strong><br />

Org behandelt - konkrete Informationen gab es nie. <strong>Scientology</strong> lehnte jede<br />

Verantwortung für den Tod Konrad Aigners ab. Keinesfalls, so <strong>der</strong> Pressesprecher<br />

<strong>der</strong> Organisation, Johann Altendorfer, zur Süddeutschen Zeitung, habe<br />

man dem Mitglied »zum Kauf o<strong>der</strong> Konsum von Tabletten o<strong>der</strong> sonstigen<br />

Präparaten geraten«. Und natürlich hatte auch Konrad Aigner <strong>die</strong> Erklärung<br />

unterschrieben, wonach er <strong>Scientology</strong> von allen »unvorhersehbaren Ansprüchen«<br />

betreffs des Reinigungs-Rundown freistellte. Nicht einmal krankenversichert<br />

war <strong>der</strong> Busfahrer, denn er »wusste« ja, dass ein Clear <strong>die</strong>sen Schutz<br />

nicht benötigt. »Clears bekommen keinen Schnupfen«, heißt es im DIANETIK-<br />

Buch. 2<br />

Am 17. Juli 1997, einem Donnerstag, wurde Konrad Aigner abends angerufen.<br />

»Ja, ich komme sofort«, sagte er. Er fuhr nach München, blieb dort<br />

im <strong>Scientology</strong>-Zentrum, fühlte sich aber zunehmend unwohl. Am Montag,<br />

dem 21. Juli, sollte er mit seinem Bus eine Gruppe von Scientologen zu einer<br />

»Demonstration für Religionsfreiheit« und gegen ihre »Unterdrückung in<br />

Deutschland« nach Frankfurt fahren. Am Sonntag sprach ein Kollege mit ihm<br />

am Bustelefon. Aigner habe geklungen, als könne er nicht einmal mehr stehen<br />

und richtig sprechen, erinnerte sich <strong>der</strong> Mann gegenüber <strong>der</strong> Süddeutschen<br />

Zeitung. »Alles aus«, habe Aigner nur gesagt, »kann ich dir nicht erklären,<br />

alles aus.« Noch am Sonntag verursachte er in München einen Auffahrunfall,<br />

besorgte sich einen Mietwagen, fuhr trotz seiner Beschwerden nach Frankfurt,<br />

obwohl er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Gegen 22 Uhr war er wie<strong>der</strong><br />

zurück in <strong>der</strong> Org, dort brach er zusammen. Es blieb unklar, was für Beschwerden<br />

ihn quälten. »Wir hätten viel früher einen Arzt verständigt. Wenn<br />

Konrad zu Hause gewesen wäre, hätte er nicht sterben müssen«, meinte sein<br />

Bru<strong>der</strong> Bernhard.<br />

Zwar waren <strong>die</strong> Ermittlungen wegen Medikamentenmissbrauchs ergebnislos<br />

verlaufen, doch Konrad Aigner hatte seiner Familie nicht nur Schulden und<br />

körbeweise <strong>Scientology</strong>-Broschüren hinterlassen, son<strong>der</strong>n auch Dokumente,<br />

wie man sie bis dahin in Deutschland noch nicht gesehen hatte. Es handelte<br />

sich um zwei scientologische Knowledge Reports (Wissensberichte), <strong>die</strong> später<br />

im Internet veröffentlicht wurden und <strong>die</strong> seine verhängnisvolle Verstrickung<br />

mit <strong>Scientology</strong> belegen. Scientologen müssen solche »Wissensberichte« praktisch<br />

über alle wesentlichen Vorgänge schreiben und beim Ethik-Offizier in <strong>der</strong><br />

Org abliefern. Aigner hatte <strong>die</strong> Protokolle noch in seinem Besitz, weil er dazu<br />

Stellung hatte nehmen sollen; er hatte wohl vergessen, sie zurückzugeben.<br />

Darin schil<strong>der</strong>ten zwei Scientologinnen namens Gaby B. und Rosi F. auf 30<br />

Seiten detailliert, wie sie versuchten, an das Geld des Busfahrers zu kommen.<br />

Die entlarvenden Protokolle waren in <strong>der</strong> <strong>Scientology</strong>-Sprache abgefasst,<br />

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