10.02.2013 Aufrufe

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Scientology</strong>-Religion interessiert sind und damit begonnen haben, sich mit<br />

<strong>der</strong> religiösen Lehre zu beschäftigen.«<br />

Knapp 500 Meter von <strong>der</strong> »<strong>Scientology</strong> Kirche« entfernt liegt das alte Sandsteinrathaus<br />

des Stadtbezirks Charlottenburg. In einem Seitenflügel hat <strong>der</strong><br />

SPD-Wirtschaftsstadtrat Marc Schulte sein Büro. Da <strong>Scientology</strong> im Bezirk als<br />

Gewerbe verstanden wird, fällt <strong>die</strong> Sekte in Schultes Zuständigkeit. Gerade<br />

hat das Bezirksamt eine neue Kontakt- und Beschwerdestelle eingerichtet;<br />

30 Anfragen sind in knapp einer Woche aufgelaufen, meist geht es um <strong>die</strong><br />

penetrante Straßenwerbung <strong>der</strong> Thetanen. »Wir haben das Problem, dass wir<br />

ihnen <strong>die</strong> Stände genehmigen müssen, weil unser Wegerecht in Berlin sehr<br />

liberal ist. Aber das heißt ja nicht, dass wir nicht genau hinschauen, was sie<br />

dann machen«, sagt <strong>der</strong> 39-jährige Stadtrat. Schulte ist ein ruhiger, unaufgeregter<br />

Mann, <strong>der</strong> inzwischen genügend Erfahrungen mit <strong>der</strong> neuen Nachbarschaft<br />

gesammelt hat, um sich auszukennen. Das war ein Jahr zuvor noch<br />

ganz an<strong>der</strong>s. »Wir wurden völlig überrumpelt. Erst ein Bauantrag hat uns auf<br />

<strong>die</strong> Scientologen aufmerksam gemacht«, sagt <strong>der</strong> stu<strong>die</strong>rte Mathematiklehrer.<br />

Unbemerkt von Politik und Öffentlichkeit hatte <strong>die</strong> Sekte das Haus gekauft,<br />

ausgebaut und erst kurz vor <strong>der</strong> Eröffnung den Antrag gestellt, einen<br />

großen Schriftzug mit ihrem Namen und dem Strahlenkreuz an <strong>der</strong> Fassade<br />

anzubringen. »Das mussten wir genehmigen, <strong>die</strong> Gesetze sind so in Berlin.«<br />

Schulte wusste damals wenig über <strong>die</strong> Organisation und musste sich erst mal<br />

kundig machen. Für den Stadtrat war es <strong>die</strong> erste große Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

er war gerade einen Monat im Amt. »Da war <strong>die</strong> Angst, <strong>die</strong> Unsicherheit:<br />

Was kommt da auf uns zu?« Er sagt, ohne <strong>die</strong> Hilfe von Ursula Caberta und<br />

Thomas Gandow wäre alles wesentlich schwerer geworden.<br />

Es war <strong>der</strong> evangelische Sektenbeauftragte Gandow, <strong>der</strong> als Erster Wind von<br />

dem Vorhaben bekam. Der 61-jährige Pfarrer berichtet, dass er am 30. November<br />

2006 von dem Bru<strong>der</strong> einer Scientologin aus Westdeutschland angerufen<br />

wurde, <strong>der</strong> ihm besorgt erzählte, seine Schwester würde nach Berlin beor<strong>der</strong>t.<br />

Dort würde eine große »Zusammenrottung« geplant, wie man bei <strong>Scientology</strong><br />

sagt. Der Mann sagte: »Es soll eine große Neueröffnung geben. Die abberufenen<br />

Mitarbeiter sollen bei Bekannten und in Jugendherbergen untergebracht<br />

werden, bis es losgeht.« Als Thomas Gandow das hörte, war er elektrisiert.<br />

Er wusste, dass <strong>die</strong> Berliner Scientologen nach den Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

um <strong>die</strong> brutalen Methoden ihrer Immobilienfirmen Schwierigkeiten hatten,<br />

neues Personal zu rekrutieren. Nur ein paar Monate zuvor waren sie aus ihrer<br />

repräsentativen Nie<strong>der</strong>lassung im bürgerlichen Bezirk Steglitz in eine winzige<br />

Butze im Kleine-Leute-Quartier Mariendorf (Tempelhof) umgezogen. Das hatte<br />

einen desolaten Eindruck hinterlassen. Als wäre den Hubbard-Jüngern <strong>die</strong><br />

Luft ausgegangen. Sie wurden auf gerade noch 200 Personen in Berlin geschätzt.<br />

108

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!