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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Wi<strong>der</strong>spruch aus <strong>der</strong> Familie des Attentäters. Berthold Schenk von Stauffenberg,<br />

<strong>der</strong> älteste Sohn des Mannes, <strong>der</strong> Hitler töten wollte, for<strong>der</strong>te den US-<br />

Schauspieler öffentlich auf, »<strong>die</strong> Finger von meinem Vater zu lassen«, und<br />

äußerte <strong>die</strong> Befürchtung, dass bei dem Film »ein grauenvoller Kitsch rauskommt«.<br />

16<br />

Nicht zuletzt wandte sich Peter Steinbach, <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />

Leiter <strong>der</strong> Gedenkstätte Deutscher Wi<strong>der</strong>stand, entschieden gegen eine »erneute<br />

Hinrichtung« Stauffenbergs im Ehrenhof <strong>der</strong> Gedenkstätte; er nannte<br />

<strong>die</strong> geplanten Dreharbeiten im Deutschlandradio Kultur »geschmacklos«; es<br />

passe nicht zur »Würde des Ortes«, wenn <strong>der</strong> Repräsentant einer totalitären<br />

Sekte einen Kämpfer gegen den Totalitarismus darzustellen versuche. 17<br />

Dagegen<br />

sprachen sich <strong>die</strong> früheren Regierenden Bürgermeister von Berlin, <strong>der</strong><br />

Sozialdemokrat Klaus Schütz und <strong>der</strong> Christdemokrat Eberhard Diepgen,<br />

für Cruise aus; endlich sei Berlin als »Filmstandort erster Klasse« anerkannt,<br />

und nur weil jemand einer umstrittenen Sekte angehöre, dürfe man ihn nicht<br />

gleich diskriminieren. 18<br />

Von Diskriminierung konnte aber nicht <strong>die</strong> Rede sein,<br />

denn <strong>der</strong> Film des Scientologen Tom Cruise wurde mit vier Millionen Euro aus<br />

dem vom Bund finanzierten Deutschen Filmför<strong>der</strong>fonds unterstützt - und <strong>die</strong><br />

Summe mitten in <strong>der</strong> hitzigen Debatte vom Kulturstaatsminister Neumann<br />

auf 4,8 Millionen erhöht.<br />

Ende Juni 2007 hieß es plötzlich, es sei ihnen verboten worden, im Bendlerblock<br />

zu filmen, obwohl <strong>die</strong> Hollywoodleute dafür gar keinen Drehantrag gestellt<br />

hatten. An <strong>der</strong> Meldung stimmte nur, dass <strong>der</strong> deutsche Verteidigungsminister<br />

Franz Josef Jung sich gegen <strong>die</strong> Drehgenehmigung im Bendlerblock<br />

ausgesprochen hatte. Erst Wochen später lehnte das zuständige Finanzministerium<br />

<strong>die</strong> Genehmigung ab, doch ein formelles »Verbot« hatte es nie gegeben.<br />

Dennoch brachen Deutschlands Feuilletonisten zu einer ungeahnt heftigen<br />

Verteidigung <strong>der</strong> Religions- und Kunstfreiheit gegen vermeintliche deutsche<br />

Engstirnigkeit auf, wobei <strong>die</strong> meisten Cruises <strong>Scientology</strong>-Mitgliedschaft als<br />

reine Privatsache bezeichneten. Von »kleinkarierten« Sektenbeauftragten,<br />

»verbotsgeilen« Amtsinhabern und »politisch korrekten« Besorgnisträgern<br />

war <strong>die</strong> Rede. Niemand erwähnte, dass Cruise weit mehr als nur Schauspieler,<br />

son<strong>der</strong>n schließlich auch <strong>der</strong> Produzent des Films war, dessen Thema an<strong>der</strong>s<br />

als jede seiner MISSIONS: IMPOSSIBLE vor historischer Bedeutung nur so ächzt.<br />

Interessant war, was außerdem nicht berichtet wurde: dass drei Jahre zuvor<br />

in Norwegen eine fast identische Debatte entbrannt war, als Tom Cruise in<br />

Oslo <strong>die</strong> Ansagen beim Konzert für den Friedensnobelpreis übernehmen sollte.<br />

Auch dort ging es um <strong>die</strong> Frage, ob <strong>der</strong> bekannteste Scientologe <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

<strong>der</strong> Richtige sei, um das Andenken eines Nationalhelden - Alfred Nobels - zu<br />

pflegen. 19<br />

Gegen heftigen Wi<strong>der</strong>stand konnte Tom Cruise dann zwar auftreten,<br />

aber es war kein Triumph des Mimen wie in Deutschland. Hier riss noch<br />

bevor irgendwelche Dreharbeiten begannen, <strong>die</strong> Frankfurter Allgemeine <strong>die</strong> De-<br />

18

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