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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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wäsche und elektronischem Hokuspokus« beschrieb. 94<br />

Hubbard nannte das<br />

batteriebetriebene Gerät »Elektropsychometer«, kurz E-Meter, und pries seine<br />

»Erfindung« euphorisch: »Im Vergleich ... zu existierenden Geräten ist es,<br />

als würde man durch ein Elektronenmikroskop statt durch einen Quarzstein<br />

schauen.« 95<br />

Zwar erkannte <strong>die</strong> British Psychological Society 1970, dass es sich bei dem<br />

Apparat um eine unzuverlässige Version des seit hun<strong>der</strong>t Jahren bekannten<br />

Psychogalvanometers handelte. 96<br />

Das E-Meter ist nichts weiter als ein simpler<br />

Lügendetektor, <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen des elektrischen Hautwi<strong>der</strong>standes registriert,<br />

wenn man <strong>die</strong> zwei Metalldosen anfasst und damit Teil eines Stromkreises<br />

wird. Auch wenn das Prinzip schon bekannt war, so waren <strong>die</strong> Scientologen<br />

<strong>die</strong> Ersten, <strong>die</strong> den Trickkasten gewerblich nutzten, denn frühere Anwen<strong>der</strong><br />

hatten stets <strong>die</strong> hohe Fehlerquote bemängelt. Doch viele Menschen in unserer<br />

technikgläubigen Kultur lassen sich durch <strong>die</strong> Maschine davon überzeugen,<br />

dass »<strong>Scientology</strong> funktioniert«. Sie fasziniert offenbar <strong>die</strong> Möglichkeit, dass<br />

<strong>die</strong> eigenen Gedanken, Gefühle und psychischen Probleme technisch messbar<br />

und obendrein leicht reparierbar sein sollen. Den Scientologen ist das<br />

»Gerät zur geistlichen Beratung« daher lieb und teuer. Obwohl <strong>der</strong> Materialwert<br />

kaum 100 Euro beträgt, blättern sie für Luxus-Ausgaben wie das »Mark<br />

Super VII Quantum E-Meter« gut und gerne 7428 Euro (Preisliste 2003) auf<br />

den Tisch. 97<br />

Sie verehren den schlichten Apparat als heiligen Gegenstand und<br />

rituelles Werkzeug - Magie des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Das E-Meter <strong>die</strong>nt freilich nicht nur dazu, Engramme zu finden und zu<br />

löschen. Sein eigentlicher Zweck entspricht seiner technischen Funktion. Die<br />

Sekte nutzt ihr »Mikroskop« auf perfide Weise tatsächlich als Lügendetektor.<br />

Mittels Blechbüchsencheck wird <strong>der</strong> Proband (Preclear) stundenlang über intime<br />

Geheimnisse, schmerzhafte und erregende Erlebnisse ausgefragt. Ist er<br />

aufgeregt, etwa, weil ihm eine Frage unangenehm ist, schlägt <strong>die</strong> Nadel aus.<br />

Nun hat sein Auditor einen klaren Hinweis darauf, dass irgendetwas nicht<br />

stimmt; er hakt nach, drängt und droht. Hubbard schrieb: »Einige Leute mit<br />

schlechtem Gewissen haben berechtigte Angst vor dem E-Meter, weil es alles<br />

und jedes, was sie getan haben und gewesen sind, ans Licht bringt, wenn es<br />

von einem erfahrenen Fachmann benutzt wird.« 98<br />

Der Inquisitor soll während<br />

des Verhörs keinerlei Mitgefühl zeigen, selbst wenn <strong>der</strong> Preclear unter den Erinnerungen<br />

erheblich leidet. Im Gegenteil. L. Ron Hubbard empfahl seinen<br />

Vernehmern, cool zu bleiben und zu »lächeln«: »Wenn ein Auditor sich geistig<br />

so einstellt, dass er ruhig sitzen bleiben und ein Liedchen pfeifen könnte,<br />

während Rom vor ihm abbrennt, wird er optimale Arbeit leisten.« 99<br />

Die Nadel<br />

misst zwar jede Verän<strong>der</strong>ung, doch mit etwas Übung lässt sie sich auch manipulieren.<br />

»Im Laufe <strong>der</strong> Jahre, als ausgebildeter Auditor allemal, weiß man<br />

schließlich, wie man das E-Meter überlisten kann. Und eine schwebende Nadel<br />

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