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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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eine Art innere Kündigung verfallen, wussten Mitarbeiter von Beratungs- und<br />

Anlaufstellen für Ehemalige zu berichten, <strong>die</strong> damals Hochkonjunktur hatten.<br />

Neue Mitglie<strong>der</strong> konnten wegen <strong>der</strong> erfolgreichen Aufklärungsarbeit kaum<br />

noch gewonnen werden. Die Probleme waren so massiv, dass <strong>die</strong> Offiziere <strong>der</strong><br />

Sea Org offenbar, um nicht das Gesicht zu verlieren, nach ihrer Intervention in<br />

Hamburg von »gefälschten Statistiken« sprachen.<br />

In Hamburg war <strong>die</strong> finanzielle Lage so desolat, dass es nicht einmal mehr<br />

für <strong>die</strong> Miete reichte. Das Hamburger und Berliner Immobiliengeflecht um<br />

den Kaufmann und Operierenden Thetan <strong>der</strong> Stufe 7 Götz Brase war löchrig<br />

geworden; Brases früher so umsatzstarke Firmen gingen 1998 in Konkurs,<br />

er selbst verließ Ende <strong>der</strong> 90er Jahre desillusioniert <strong>Scientology</strong> und versucht<br />

seither, Hamburger Esoteriker als »Tantratrainer« mit »Tangomeditationen«<br />

aufzumuntern. 46<br />

Aufgrund <strong>der</strong> verbesserten Aufklärung brach <strong>der</strong> Markt für<br />

umgewandelte Mietwohnungen in Hamburg, den <strong>die</strong> Scientologen zu 50 Prozent<br />

beherrscht hatten, für sie zusammen. Schließlich verließen weitere finanzkräftige<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>die</strong> Sekte, darunter <strong>der</strong> Eigentümer des <strong>Scientology</strong>-Gebäudes<br />

am Steindamm, <strong>der</strong> es sogar wagte, ausstehende Mieten in Millionenhöhe<br />

von seinen früheren Ko-Thetanen nachzufor<strong>der</strong>n. Das neue Quartier in <strong>der</strong><br />

Hamburger Domstraße konnte nur noch mit Geld aus <strong>der</strong> US-Zentrale finanziert<br />

werden. Im Juli 1998 bezeichnete <strong>der</strong> bayerische Innenminister Günter<br />

Beckstein <strong>die</strong> staatlichen Maßnahmen gegen <strong>Scientology</strong> als »außerordentlich<br />

erfolgreich«, <strong>die</strong> Zahl ihrer »Kunden und Opfer« gehe zurück, <strong>die</strong> Sekte verhalte<br />

sich »konsequent taktisch« und halte sich mit <strong>der</strong> Einschüchterung von<br />

Mitglie<strong>der</strong>n und Kritikern zurück. Die Beobachtung durch den Verfassungsschutz<br />

habe offensichtlich Wirkung gezeigt. Er warnte jedoch, <strong>der</strong> Charakter<br />

von <strong>Scientology</strong> als »menschenverachtendes System, das hart am Rande <strong>der</strong><br />

organisierten Kriminalität« operiere, habe sich nicht geän<strong>der</strong>t. 47<br />

Wären nicht <strong>die</strong> alarmierenden Menschenrechtsberichte aus Amerika gewesen,<br />

wäre <strong>Scientology</strong> in Deutschland fast in Vergessenheit geraten. Doch<br />

trotz <strong>der</strong> »deutlichen Klarstellungen, dass in <strong>der</strong> Bundesrepublik niemand<br />

religiös diskriminiert wird«, wie sie <strong>die</strong> Sekten-Enquetedelegation bei ihren<br />

Gesprächen in Washington abgegeben hatte, kritisierte das US-Außenministerium<br />

im Februar 1999 erneut in scharfer Form angebliche Menschenrechtsverletzungen<br />

in Deutschland: In mehr als 20 Fällen sei es zu Verstößen gegen<br />

<strong>die</strong> Glaubensfreiheit gekommen. Diesmal erwähnte <strong>der</strong> Report erstmals, dass<br />

<strong>die</strong> negative Stimmung in an<strong>der</strong>e europäische Län<strong>der</strong>, vor allem nach Frankreich<br />

hinüberschwappe. 48<br />

Erneut brachten US-amerikanische Parlamentarier<br />

Resolutionen in beide Häuser des Kongresses ein, um Deutschland und<br />

nun auch Frankreich wegen ihrer »Verfolgungspolitik« zu verurteilen. Lei<strong>der</strong><br />

ziehe Deutschland inzwischen an<strong>der</strong>e europäische Län<strong>der</strong> mit sich, hieß es<br />

darin. 49<br />

Der Ton <strong>der</strong> US-Kritiker war mindestens so aggressiv wie zu Beginn<br />

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