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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Sohn erzählte, dass es dann eigentlich »total öde« gewesen sei, weil sie in <strong>der</strong><br />

Org stundenlang Filme ansehen müssten; am Schluss seien sie froh gewesen,<br />

wie<strong>der</strong> draußen zu sein. Marion Hughes glaubt, dass <strong>die</strong> drei jungen Männer<br />

nicht <strong>die</strong> Einzigen sind, <strong>die</strong> aus Interesse »mal gucken« gehen. »Mein Sohn<br />

sagte, unter jugendlichen Cliquen gilt das als eine Mutprobe - wer war schon<br />

mal bei den Scientologen?« Was <strong>die</strong> Jugendlichen dabei unterschätzen, ist <strong>die</strong><br />

Sogwirkung <strong>der</strong> gut geschulten <strong>Scientology</strong>-Mitarbeiter, <strong>der</strong> psychische Druck,<br />

<strong>der</strong> sehr schnell und sehr subtil angewandt wird. Hughes sagt: »Ich bin jedenfalls<br />

froh, dass mein Sohn mir davon erzählt hat, wenn auch erst ein paar Tage<br />

später.«<br />

Berlin im Januar 2008. Ein Jahr ist seit <strong>der</strong> Eröffnung vergangen, <strong>Scientology</strong><br />

feiert ihre Erfolge beim »Tag <strong>der</strong> offenen Tür«, und Marc Schulte schenkt in<br />

seinem Büro Kaffee ein und sagt: »Wissen Sie, ich glaube, wir haben alles<br />

richtig gemacht. Wir haben den Scientologen von Anfang an <strong>die</strong> Grenzen aufgezeigt.«<br />

Da er das 2005 liberalisierte Berliner Wegerecht nicht än<strong>der</strong>n konnte<br />

und es auch im Roten Rathaus wenig Interesse daran gab, hat Schulte mit<br />

seinen bezirklichen Mitteln versucht, <strong>die</strong> Werbung <strong>der</strong> Sekte einzudämmen.<br />

»Wir erteilen jetzt neue Auflagen für <strong>die</strong> Infostände: keine Heizpilze, keine<br />

Überdachungen, keine Sitzgelegenheiten.« Bücher dürften sie ohnehin auf<br />

<strong>der</strong> Straße nicht verkaufen, »da halten sie sich inzwischen auch dran«. Außerdem<br />

hat <strong>der</strong> Bezirk bestimmte Gegenden völlig für <strong>die</strong> Straßenwerbung gesperrt,<br />

etwa <strong>die</strong> alte Westberliner City am Kurfürstendamm. Man investierte<br />

unterdessen in <strong>die</strong> Aufklärung: in <strong>Scientology</strong>-kritische Literatur für <strong>die</strong> Stadtbibliothek,<br />

in Seminare für Lehrer an <strong>der</strong> Volkshochschule, in öffentliche<br />

Diskussionsveranstaltungen mit Experten. Schulte lächelt. Ein Netzwerk sei<br />

entstanden, in dem man sich behördenintern informiere. Nach dem Motto:<br />

»Keine Hysterie, Prävention durch Aufklärung und, soweit es <strong>die</strong> Gesetze hergeben,<br />

Grenzen ziehen.«<br />

Nach <strong>die</strong>sem Motto gelang es, <strong>die</strong> Scientologen weitgehend davon abzubringen,<br />

Schulkin<strong>der</strong> zu rekrutieren; zumindest gingen <strong>die</strong> Beschwerden zurück.<br />

An den Schulen des Bezirks wurde über <strong>Scientology</strong> informiert. Drogenberatungsstellen<br />

und Jugendclubs wurden gewarnt. Nach und nach habe <strong>die</strong> Anfangseuphorie<br />

<strong>der</strong> Hubbard-Jünger nachgelassen, sagt Schulte. »Ich bin sehr<br />

froh darüber, wie <strong>die</strong> Zivilgesellschaft hier funktioniert hat.« Es lief also ganz<br />

gut in Charlottenburg - bis Tom Cruise mit seinem Filmteam in <strong>der</strong> Stadt aufkreuzte.<br />

Was dann geschah, hat den Stadtrat sichtlich schockiert. »Die Scheinheiligkeit<br />

<strong>der</strong> Me<strong>die</strong>n war unglaublich«, sagt Schulte. »Im Januar hatten sie<br />

<strong>die</strong> Eröffnung des Zentrums äußerst kritisch beobachtet, und dann haben<br />

<strong>die</strong>selben plötzlich Tom Cruise bejubelt. Dieser Hype hat uns <strong>die</strong> Aufklärung<br />

natürlich sehr erschwert.« Pfarrer Gandow gingen damals <strong>die</strong> Augen auf. »Als<br />

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