10.02.2013 Aufrufe

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

um den Suchmaschinenbetreiber zwingen zu können, <strong>die</strong> betreffenden Seiten<br />

zu entfernen. »<strong>Scientology</strong> benutzt <strong>die</strong> angeblichen Copyrightverletzungen,<br />

um gegen ihre Kritiker vorzugehen«, sagt <strong>der</strong> Informatik-Experte Tilman<br />

Hausherr, <strong>der</strong> mit seiner <strong>Scientology</strong>-Kritik im Netz damals weltweit bekannt<br />

wurde.<br />

Tilman Hausherr war ein Internetnutzer <strong>der</strong> ersten Stunde, <strong>der</strong> sich für<br />

<strong>Scientology</strong> interessierte. 1994 machte ihn jemand in einem an<strong>der</strong>en Netzforum<br />

auf alt.religion.scientology aufmerksam. »Ich fing sofort an mitzulesen<br />

und erlebte dann den Krieg gegen das Internet mit«, berichtet er. Hausherr, ein<br />

sehr ruhiger, sehr systematisch denken<strong>der</strong> Mensch, begann damit, Informationen<br />

zum Thema <strong>Scientology</strong> zu sammeln und für eine Website aufzubereiten.<br />

1995 stellte er seine Homepage online. Weil <strong>der</strong> Softwareentwickler über<br />

ein ausgeprägtes Faible für Ironie und skurrilen Humor verfügt, präsentierte<br />

er auf seinen Internetseiten bald allerlei Karikierendes, darunter ein Bild des<br />

<strong>Scientology</strong>-Präsidenten Heber Jentzsch mit verlängerter Pinocchio-Nase und<br />

ein mit dem Dollarzeichen abgewandeltes <strong>Scientology</strong>-Symbol. Diese Frechheit<br />

rief <strong>die</strong> Sektenadvokaten auf den Plan, denn <strong>Scientology</strong> sah angeblich<br />

ihr Warenzeichen bedroht. Eine Anwaltsfirma für Markenrecht schrieb dem<br />

Kritiker einen Brief, in dem sie ihn auffor<strong>der</strong>te, das inkriminierte Symbol ab<br />

sofort nicht mehr zu verwenden. Hausherr verteidigte sich und erklärte: »Das<br />

ist nur eine Seite, <strong>die</strong> sich über <strong>Scientology</strong> lustig macht. Es ist eine Form von<br />

Kunst. Paro<strong>die</strong>n sind nach deutschen und auch nach US-Gesetzen erlaubt.«<br />

Daraufhin wandten sich <strong>die</strong> Sektenanwälte im Januar 1998 an Hausherrs Provi<strong>der</strong><br />

CompuServe und verlangten ultimativ <strong>die</strong> sofortige Löschung <strong>der</strong> Website.<br />

CompuServe gehorchte prompt und begründete seine Kapitulation mit<br />

Regelverletzungen. »Das war ein Präzedenzfall, den man sich nicht bieten<br />

lassen konnte«, sagt Tilman Hausherr. Er wechselte mit seinem Angebot zu<br />

an<strong>der</strong>en Provi<strong>der</strong>n, wo er nicht mehr behelligt wurde. Hausherrs anhalten<strong>der</strong>,<br />

mit Ironie gespickter Wi<strong>der</strong>stand brachte den Psychomulti im Lauf <strong>der</strong> Zeit<br />

so in Rage, dass <strong>der</strong> Kritiker in <strong>die</strong> Liste <strong>der</strong> bösesten »Unterdrücker« aufgenommen<br />

wurde, <strong>die</strong> <strong>Scientology</strong> als eine Art Pranger unter dem Stichwort<br />

religiousfreedomwatch.org im Internet betreibt, um sie mit Desinformation<br />

zu verleumden. Das dort von ihm veröffentlichte Foto sei von einer Überwachungskamera<br />

<strong>der</strong> amerikanischen Botschaft in Berlin aufgenommen worden,<br />

als er einmal mit an<strong>der</strong>en für <strong>die</strong> Aufklärung des Falles Lisa McPherson<br />

demonstrierte, sagt Tilman Hausherr. »Es würde mich mal interessieren, wie<br />

<strong>die</strong> Scientologen daran gekommen sind.«<br />

Für <strong>die</strong> eigenen Mitglie<strong>der</strong> hatte <strong>Scientology</strong> zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt längst<br />

eine Filtersoftware entwickelt, <strong>die</strong> sie - ähnlich wie Filter für Kin<strong>der</strong> <strong>die</strong>se vor<br />

Pornoseiten bewahren - vor <strong>der</strong> Newsgroup alt.religion.scientology und kritischen<br />

Websites »beschützt«, zu denen nicht nur Operation Clambake, Fact-<br />

519

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!