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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Professor Stephen Kent nennt <strong>Scientology</strong> einen »Global Player, <strong>der</strong> sich weltweit<br />

strategische Vorteile für seine Marktziele zu sichern versucht«. 50<br />

Kent<br />

sieht im religiös begründeten Wehgeschrei <strong>der</strong> Scientologen vor allem eine<br />

»internationale Lobbyismus-Strategie«, um ihre politischen Ziele durchzusetzen.<br />

Dass <strong>die</strong> Organisation damit tatsächlich Erfolg hatte und einen erheblichen<br />

Ansehensverlust <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland in <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Öffentlichkeit bewirkte, sei auch ihrer schlauen Bündnispolitik zu<br />

verdanken. <strong>Scientology</strong> habe nach dem Fall des Kommunismus geschickt an<br />

<strong>die</strong> evangelikalen Christen angedockt, <strong>die</strong> damals in den ehemaligen Ostblock<br />

zur Missionierung strömten. Diese christlichsten Christen, wie sich <strong>die</strong> amerikanischen<br />

Evangelikaien selbst sehen, halten sich (wie <strong>Scientology</strong>) für <strong>die</strong><br />

Einzigen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Erde vor dem Untergang bewahren können. Während sie<br />

in Amerika oftmals nichts so sehr bekämpfen wie Toleranz (etwa gegenüber<br />

Homosexuellen), for<strong>der</strong>ten <strong>die</strong>se Gruppen nun in allen neuen Staaten »völlige<br />

religiöse Toleranz« ein und trafen damit in Washington auf offene Ohren. Das<br />

hat damit zu tun, dass <strong>der</strong> Ruf nach Toleranz im Glauben in den Vereinigten<br />

Staaten tiefe historische Wurzeln besitzt. Die USA wurden von religiösen Abweichlern,<br />

Ketzern und Sektierern gegründet. Viele Einwan<strong>der</strong>er flohen nicht<br />

nur aus ökonomischen Gründen nach Amerika, son<strong>der</strong>n auch, weil sie daheim<br />

religiös verfolgt wurden: Puritaner, Baptisten, Mennoniten. In <strong>der</strong> Neuen<br />

<strong>Welt</strong> sorgten sie für eine Gesetzgebung, <strong>die</strong> ihnen freie Entfaltung und <strong>die</strong><br />

strikte Trennung von Staat und Religion garantierte. Seither sind traditionelle,<br />

aber auch selbsternannte Glaubensgemeinschaften im Sektendorado USA fast<br />

unantastbar. Umgekehrt wurde Europa seine Dissidenten auf elegante Weise<br />

los. Doch als sich das Abendland nach und nach demokratisierte, präsentierten<br />

<strong>die</strong> Sekten aus <strong>der</strong> Neuen <strong>Welt</strong> <strong>die</strong> offene Rechnung. Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

tauchten in Europa Mormonen und Zeugen Jehovas auf, im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Pfingstler und mo<strong>der</strong>ne Bibel-Fundamentalisten. Deren aktuelle Nachfolger<br />

sind <strong>die</strong> apokalyptisch geprägten evangelikalen Christen - <strong>die</strong> prozentual am<br />

schnellsten wachsende religiöse Bewegung <strong>der</strong> Erde, <strong>die</strong> nach dem Ende des<br />

Kommunismus einen unvergleichlichen Aufschwung erlebte.<br />

Kam es beim Missionieren in Osteuropa o<strong>der</strong> China zu Problemen, wandten<br />

sich <strong>die</strong> Prediger hilfesuchend direkt ans Weiße Haus, und in Bill Clinton<br />

trafen sie auf einen verständnisvollen Ansprechpartner. Der tief gläubige<br />

Politiker aus Arkansas musste <strong>die</strong> enorm gewachsene Macht <strong>der</strong> Evangelikalen<br />

als Wähler bedenken, aber er begrüßte auch <strong>die</strong> religiösen wie politischen<br />

Chancen, <strong>die</strong> sich den USA hier boten. Denn <strong>die</strong> Evangelikalen verbreiteten<br />

auf ihrem »Feldzug für Christus« nicht nur den amerikanischen »Glauben«,<br />

son<strong>der</strong>n auch amerikanische »Werte«. Ihre Ziele stimmten mit denen <strong>der</strong> politischen<br />

und wirtschaftlichen Agenda <strong>der</strong> USA überein, und oft sind sie im<br />

Auftreten von amerikanischen Unternehmen überhaupt nicht zu unterschei-<br />

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