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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Zwickau« und »unverantwortlichen Demagogen und Faschisten« bezeichnet<br />

und in <strong>Scientology</strong>-Manier gefor<strong>der</strong>t, dass »Vernunft, Bürgerrechte und Menschenwürde<br />

in Zwickau einkehren«. 168<br />

Julius Streicher war <strong>der</strong> Herausgeber<br />

des Nazi-Hetzblattes gegen <strong>die</strong> Juden, Der Stürmer; er wurde als Kriegsverbrecher<br />

in Nürnberg 1946 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Caberta<br />

erinnerte ihre Zuhörer an den früheren Bürgermeister <strong>der</strong> Stadt Clearwater<br />

in Florida, Gabriel Cazares, den <strong>die</strong> Scientologen ebenfalls als Faschisten beschimpft<br />

hatten, weil er sich öffentlich gegen sie stellte. »Sie sind also in guter<br />

Gesellschaft«, sagte <strong>die</strong> Hamburger Beauftragte zu Frank Seidel. Der Stadtrat<br />

hatte sich inzwischen hilfesuchend sogar an Bundeskanzler Schrö<strong>der</strong> gewandt<br />

und um eine »klare Stellungnahme« zu <strong>Scientology</strong> gebeten, denn es gehe<br />

nicht an, »auf dem Rücken von Kommunalpolitikern Probleme auszutragen,<br />

<strong>die</strong> Angelegenheiten von Verfassungsorganen <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland<br />

sind«. 169<br />

Die Bild-Zeitung titelte nach <strong>der</strong> Veranstaltung: »<strong>Scientology</strong>!<br />

Wann wacht Zwickau endlich auf?« 170<br />

Allein, <strong>die</strong> Appelle verhallten ungehört. Gerhard Schrö<strong>der</strong> ließ <strong>Scientology</strong><br />

nicht verbieten, und Rainer Eichhorn, <strong>der</strong> Fliegerbauer den phänomenalen<br />

Aufstieg letztlich erst ermöglicht hatte, blieb Regierungschef <strong>der</strong> Stadt. Gleichzeitig<br />

ging <strong>der</strong> wahre »König von Zwickau« in <strong>die</strong> Offensive. Kurt Fliegerbauer<br />

verblüffte seine Anhänger und Gegner mit <strong>der</strong> beleidigt klingenden Ankündigung,<br />

<strong>die</strong> Stadt auf immer zu verlassen. Auf einer Pressekonferenz Anfang<br />

Februar 2000 sagte <strong>der</strong> Mann, <strong>der</strong> seiner Wahlheimat den zweifelhaften Ruf<br />

einer Sektenhochburg eingetragen hatte: »Meine Frau und ich ziehen zurück<br />

nach München. Somit sind sämtliche Geschäftsaktivitäten meiner Person in<br />

<strong>die</strong>ser Stadt beendet.« Seine Firmen würden von Mitarbeitern übernommen.<br />

Er sehe »in Zwickau keine Zukunft mehr«, fühle sich in seinen Bürgerrechten<br />

missachtet und werde daher sein »geschäftliches Wirken wie<strong>der</strong> nach München<br />

verlagern«, um seine »Erfahrungen in Großobjekten im In- und Ausland<br />

einzubringen«. 171<br />

Es schien, dass <strong>der</strong> Baulöwe und Top-Scientologe <strong>die</strong> sächsische<br />

Stadt endlich von ihrem größten Problem erlösen wollte. »Ich empfinde<br />

Erleichterung«, sagte Oberbürgermeister Eichhorn. Der CDU-Mann Frank<br />

Seidel kommentierte <strong>die</strong> Ankündigung als »guten Tag für Zwickau« und fügte<br />

hinzu: »Fliegerbauer geht, aber seine Leute bleiben. Wir müssen wachsam<br />

sein.«<br />

Kurt Fliegerbauer ist nicht gegangen. Der »Pate« hatte <strong>die</strong> Stadt Zwickau<br />

nur ein weiteres Mal veralbert und <strong>der</strong> Lächerlichkeit preisgegeben. In Wahrheit<br />

ging alles weiter wie bisher. Er blieb <strong>der</strong> Herrscher über den Immobilienmarkt<br />

<strong>der</strong> Stadt, kaufte weitere Häuser und Grundstücke, sogar direkt am Rathaus<br />

und sogar vom Bundesvermögensamt. Die SPD-Regierung von Gerhard<br />

Schrö<strong>der</strong> in Berlin sei »offenbar gegenüber Sekten viel liberaler als <strong>die</strong> CDU«,<br />

erklärte Fliegerbauer seinen Gesinnungswandel. 172<br />

In einer MDR-Fernseh-<br />

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