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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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war nicht möglich, weil McPhersons Leiche auf Betreiben von Scientologen<br />

verbrannt worden war. Im Februar 2000 wi<strong>der</strong>rief <strong>die</strong> Pathologin überraschend<br />

ihre eigenen Befunde und än<strong>der</strong>te ihren Bescheid <strong>der</strong> Todesursache<br />

von »unbekannt« auf »Unfall«. 111<br />

Der Staatsanwalt plä<strong>die</strong>rte daraufhin dafür,<br />

das Strafverfahren gegen <strong>Scientology</strong> einzustellen, da <strong>die</strong> Anklage nicht mehr<br />

haltbar sei. In einem Memorandum fügte er hinzu, dass Joan Wood ständig<br />

von Privatdetektiven beobachtet worden sei und dass noch »verschiedene an<strong>der</strong>e<br />

Faktoren <strong>die</strong> Qualität ihres Urteils beeinträchtigt haben könnten«, insbeson<strong>der</strong>e<br />

»eine Andeutung von <strong>Scientology</strong>, dass man Informationen enthüllen<br />

könne, <strong>die</strong> Woods Büro und ihre Karriere extrem beschädigen könnten«. 112<br />

Es<br />

war ein frustrierter Hinweis des Strafverfolgers auf das hintergründige Wirken<br />

des <strong>Scientology</strong>-Geheim<strong>die</strong>nstes. Tatsächlich trat Joan Wood noch im gleichen<br />

Jahr von ihrem Posten zurück. 113<br />

Mit einem immensen Aufwand an Geld und juristischer Artillerie gelang<br />

es <strong>der</strong> Sekte, <strong>die</strong> drohende Verurteilung wegen Totschlags abzuwenden, <strong>die</strong><br />

ihre gesamte Gehirnwäschepraxis inklusive Introspection Rundown auf den<br />

behördlichen Prüfstand gestellt hätte. <strong>Wie</strong> im »Schneewittchen«-Skandal von<br />

1977 gestanden <strong>die</strong> führenden Scientologen scheinbar reumütig ein, dass<br />

»einzelne Mitarbeiter nachlässig« gehandelt hätten, dass <strong>die</strong> Todesumstände<br />

Lisa McPhersons »unglücklich« seien und »so etwas im >Fort Harrison< nie<br />

hätte geschehen dürfen«. 114<br />

Nach dem Sieg über <strong>die</strong> staatliche Behörde konnte<br />

<strong>Scientology</strong> ihre gesamte Feuerkraft auf <strong>die</strong> McPherson-Familie und <strong>der</strong>en<br />

Anwalt Kennan Dandar aus Tampa konzentrieren, <strong>die</strong> im Zivilverfahren weiter<br />

um Aufklärung und Entschädigung gegen den mächtigen Konzern und<br />

dessen Armada von Advokaten kämpften. 115<br />

Dandars kleine Kanzlei und <strong>die</strong><br />

McPherson-Familie waren schon fast so weit gewesen aufzugeben, als ein unverhoffter<br />

Retter auftauchte - in Gestalt eines Multimillionärs aus Boston, <strong>der</strong><br />

sich zur Ruhe gesetzt hatte und etwas Gutes tun wollte. 116<br />

Robert Minton hatte<br />

sich vorgenommen, <strong>die</strong> Gegner von <strong>Scientology</strong> zu unterstützen. Er finanzierte<br />

<strong>die</strong> juristischen Kosten <strong>der</strong> Familie schließlich mit rund zwei Millionen<br />

Dollar und ermöglichte ihnen damit weiterzumachen. Zwar zog <strong>der</strong> Millionär<br />

Minton, <strong>der</strong> fünf Jahre lang auch <strong>die</strong> wichtigsten <strong>Scientology</strong>-Kritiker <strong>der</strong><br />

USA um seinen Lisa-McPherson-Trust sammelte, 2002 überraschend seine<br />

Unterstützung zurück, nachdem <strong>die</strong> Sekte ihren Geheim<strong>die</strong>nst in <strong>die</strong> Spur<br />

geschickt und ihn mit <strong>der</strong> Androhung von Enthüllungen unter Druck gesetzt<br />

hatte. Doch <strong>die</strong> Familie von Lisa McPherson gab nicht auf. Um <strong>die</strong> anhaltende<br />

öffentliche Diskussion zu beenden, lenkte <strong>Scientology</strong> schließlich ein und<br />

schloss den Zivilprozess am 28. Mai 2004 durch einen Vergleich ab, dessen<br />

Inhalt vertraulich blieb; gerüchteweise soll sie 5,6 Millionen Dollar gezahlt<br />

haben. Zuvor hatte <strong>die</strong> Sekte nach eigenen Angaben schon rund 28 Millionen<br />

Dollar für Anwälte, Privatdetektive und Experten ausgegeben. 117<br />

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