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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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(ehemaligen) Imbissbudenbesitzer Olaf Kling, einen unsympathischen und<br />

eher hinterhältigen Charakter.<br />

Der Berliner Innensenator Ehrhart Körting erklärte nach <strong>der</strong> Feier, er zumindest<br />

sei nicht beeindruckt: »Bisher hat <strong>Scientology</strong> in Berlin nicht Fuß<br />

fassen können und war hier inaktiv. Ich gehe davon aus, dass das so bleibt.« 55<br />

Das war etwas blauäugig, schließlich mussten <strong>die</strong> rund 50 Stoffs im neuen<br />

Domizil sich ihre Auditings und gewiss auch <strong>die</strong> laufenden Kosten des Hauses<br />

selbst ver<strong>die</strong>nen. Daher folgte exakt, was Experten befürchtet hatten: ein scientologischer<br />

Werbefeldzug, wie ihn Berlin noch nicht erlebt hatte. Die lächelnden<br />

Body Router (Körperfänger) schwärmten Tag für Tag aus, um Passanten,<br />

Berlin-Touristen, aber auch Jugendliche anzusprechen. Sie füllten <strong>die</strong> Briefkästen<br />

<strong>der</strong> Umgebung mit ihren Flyern. Sie überschwemmten Jugendclubs,<br />

Drogenberatungen und auch Lehrer mit ihren »Drogen-Kits« - äußerst ansprechendem,<br />

mo<strong>der</strong>n layoutetem Material ihrer Frontgroup »Sag Nein zu<br />

Drogen - Sag ja zum Leben« mit CD und DVD und allem Drum und Dran,<br />

etwa zum Thema »Die Fakten über den Joint«.<br />

Es dauerte nicht lange, bis sich aufgebrachte Schuldirektoren, Eltern, Anwohner<br />

und <strong>die</strong> Leiter bezirklicher Einrichtungen über <strong>die</strong> aggressive Werbung<br />

<strong>der</strong> Thetanen beschwerten. »Sie haben versucht, in <strong>die</strong> Drogenberatung,<br />

<strong>die</strong> Psycho-AG und <strong>die</strong> Schülerberatung einzudringen, aber sie wurden schnell<br />

enttarnt«, sagt <strong>der</strong> Stadtrat Schulte. Er ist in <strong>die</strong>sem Jahr zum <strong>Scientology</strong>-<br />

Experten geworden. »Man kann vor ihnen warnen, aber wenn man sie persönlich<br />

kennenlernt, dann sind sie nette, freundliche, lächelnde Leute«, sagt er.<br />

»Das macht den Umgang mit ihnen viel schwieriger als mit <strong>der</strong> NPD.« <strong>Wie</strong><br />

aussichtslos es jedoch ist, mit den Scientologen ernsthaft diskutieren zu<br />

wollen, dokumentierte <strong>die</strong> Süddeutsche Zeitung anhand eines Gesprächs mit<br />

<strong>der</strong> Sprecherin Sabine Weber: »Werden Aussteiger unter Druck gesetzt?« -<br />

»Wenn jemand lange bei uns war, fragen wir nach, warum er geht, wir haben<br />

da eine Verantwortung.« - »Gelten Menschenrechte für alle Menschen?« -<br />

»Hubbard hat für <strong>die</strong> Menschenrechte gekämpft.« - »Darf man eine unterdrückerische<br />

Person mit allen Mitteln bekämpfen?« - »In Ausnahmesituationen,<br />

wenn zum Beispiel Hitler an <strong>die</strong> Macht kommt.« - »Aber Ursula Caberta aus<br />

Hamburg, Ihre schärfste Kritikerin, wird auch als unterdrückerische Person<br />

bezeichnet.« - »Sie bekämpft uns mit unfairen Mitteln.« - »Gegen sie ist alles<br />

erlaubt?« - »Wir tun nichts Ungesetzliches.« 56<br />

Ein perfektes Aneinan<strong>der</strong>-Vorbeireden, das aber wie so oft bei <strong>Scientology</strong><br />

fast alle Fragen offenlässt. Fragen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Neugier anstacheln, vor allem junger<br />

Leute. Die Berliner Journalistin Marion Hughes berichtet, dass ihr 19-jähriger<br />

Sohn mit zwei Freunden aus Wissbegier das Zentrum besucht habe. »Trotz<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Aufregung war ja nicht bekannt, was dort eigentlich passiert.<br />

Worin <strong>die</strong> große Gefahr besteht. Das fanden <strong>die</strong> Jugendlichen spannend.« Ihr<br />

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