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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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gen«, kommentierte <strong>die</strong>s <strong>der</strong> Anwalt von Nelly Vic. Als es ihnen nicht gelang,<br />

alle Zeugen mundtot zu machen, erinnerten sich <strong>die</strong> Scientologen an <strong>die</strong> rabiaten<br />

Ratschläge ihres verblichenen Gurus zur Abwehr von »Unterdrückern«.<br />

Der Ermittlungsrichter Georges Fenech berichtete: »Ich hatte oft das Gefühl,<br />

verfolgt zu werden.« Auch Jean-Marie Abgrall, <strong>der</strong> psychiatrische Gutachter<br />

im Lyoner Verfahren, klagte über schwere Belästigungen. <strong>Scientology</strong>-Anhänger<br />

hätten ihn auf Flugblättern als neuen »Hitler« diffamiert, mit anonymen<br />

Anrufen terrorisiert, mit 18 Klagen überzogen und sein Auto beschädigt. Als<br />

er drei Scientologen schließlich wegen Post<strong>die</strong>bstahls verklagte, gaben sie zu,<br />

<strong>die</strong> Kampagne gegen ihn im Auftrag des OSA inszeniert zu haben. Abgrall<br />

hatte den Sektengrün<strong>der</strong> Hubbard einen »gefährlichen Irren, einen Paranoiker<br />

im Delirium« und <strong>Scientology</strong> eine »wahrhafte Gehirn-Amputation« genannt.<br />

Ähnlich äußerte sich Staatsanwalt Ricard im Prozess. Die Sekte wende<br />

Methoden an, <strong>die</strong> »<strong>die</strong> öffentliche Ordnung gefährden können«, sagte er.<br />

Auf <strong>die</strong> hohen Preise für <strong>die</strong> Kurse <strong>der</strong> »Zarathustras aus dem Popcorn-<br />

Land« (Le Figaro) angesprochen, entfuhr dem angeklagten <strong>Scientology</strong>-Chef<br />

Mazier vor Gericht <strong>der</strong> Satz: »Teurer als <strong>die</strong> katholische Kirche ist es vielleicht.«<br />

Tatsächlich wurden in dem Lyoner Verfahren erstmals genaue Zahlen über<br />

<strong>die</strong> scientologischen Geldflüsse bekannt. Demnach gingen von 1988 bis 1991<br />

nachweislich 943 Millionen Franc (rund 142 Millionen Euro) über ein Luxemburger<br />

Konto von Europa in <strong>die</strong> USA; dabei handelte es sich vermutlich um<br />

<strong>die</strong> zehnprozentigen Lizenzgebühren, so dass <strong>der</strong> tatsächliche Umsatz in Europa<br />

1,4 Milliarden Euro betragen hätte, eine durchaus realistische Zahl. Die<br />

Lyoner Kriminalpolizei schätzte, dass allein von 1993 bis 1996 umgerechnet<br />

mehr als 1,5 Milliarden Euro weltweit auf Konten von <strong>Scientology</strong> geflossen<br />

seien. 12<br />

Ein Jahr später enthüllte <strong>die</strong> Londoner Sunday Times <strong>die</strong> Umsätze <strong>der</strong><br />

Sekte in Großbritannien. Dort hatte <strong>Scientology</strong> 1995 Einkünfte von 5,6 Millionen<br />

Pfund Sterling (nach damaligem Wert 6,3 Millionen Euro), besaß ein<br />

Immobilienvermögen von 8,1 Millionen Pfund (9,2 Millionen Euro) und hatte<br />

zwölf Millionen Pfund in Fonds angelegt (13,6 Millionen Euro). 13<br />

Die Zahlen<br />

entsprechen auch sonstigen Schätzungen; auf ihnen beruht <strong>die</strong> Einordnung<br />

von <strong>Scientology</strong> als weltweit größtem Psychomarkt-Anbieter (und nicht auf<br />

Mitglie<strong>der</strong>zahlen). Als wohl einziger Konzern <strong>die</strong>ser Größenordnung publiziert<br />

<strong>Scientology</strong> aber nach wie vor keine Umsatz- und Gewinnangaben.<br />

Das Lyoner Verfahren, <strong>der</strong> erste große Prozess in Frankreich, bei dem es<br />

um <strong>die</strong> dubiosen Methoden von <strong>Scientology</strong> ging, endete im Oktober 1996 mit<br />

Schuldsprüchen. Mazier wurde zu drei Jahren Haft und einer Geldstrafe von<br />

500000 Franc (74000 Euro) wegen fahrlässiger Tötung und Betruges verurteilt,<br />

15 Mitangeklagte erhielten ebenfalls Haft- und Geldstrafen. <strong>Scientology</strong><br />

ziele darauf ab, Menschen »mit betrügerischen Methoden« Geld zu entlocken,<br />

indem sie ihnen <strong>die</strong> Willensfreiheit nehme, stellte das Gericht fest. Ende Juli<br />

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