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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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nen an staatliche Ämter, wonach <strong>Scientology</strong> verstrickt sei in Drogengeschäfte,<br />

Gehirnwäsche, Kommunismus, Atheismus und Materialismus. Damals hätte<br />

wohl niemand für möglich gehalten, dass sich <strong>die</strong> Washingtoner Regierung<br />

einmal massiv zugunsten <strong>der</strong> Sekte und ihrer »Religionsfreiheit« ins Zeug<br />

legen würde.<br />

Hubbard reagierte auf <strong>die</strong> »Hetzjagd« mit einem überraschenden Coup.<br />

Er entzog sich möglicher Strafverfolgung, gründete eine »Forschungsgesellschaft«<br />

und stach mit einigen Hun<strong>der</strong>t Getreuen Ende 1967 in See, wo er außerhalb<br />

<strong>der</strong> Dreimeilenzone vor Anklagen »unterdrückerischer Regierungen«<br />

sicher war. »Ist Ihnen klar, dass 75 Prozent <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Erde vollkommen<br />

frei ist von <strong>der</strong> Kontrolle irgendeiner Regierung?«, fragte er einen Vertrauten.<br />

»Dort können wir frei sein, auf hoher See.« 156<br />

Der »Foun<strong>der</strong>« nannte<br />

sich fortan Commodore und komman<strong>die</strong>rte drei rostige Seelenverkäufer, <strong>die</strong><br />

er günstig erstanden hatte. Neben einer Jacht und einem Fischdampfer eine<br />

3280 Tonnen schwere, früher in <strong>der</strong> Irischen See benutzte Rin<strong>der</strong>fähre mit<br />

drei Decks namens »Royal Scotsman«, <strong>die</strong> er feierlich in »Apollo« umtaufte,<br />

nach dem griechischen Gott des Gesangs. Die kleine Sektenflottille kreuzte<br />

meistens im Mittelmeerraum und vor den Kanarischen Inseln, um dort »den<br />

Nie<strong>der</strong>gang alter Zivilisationen zu erforschen« und Beweise für frühere Existenzen<br />

Hubbards zu suchen sowie Goldschätze, <strong>die</strong> er vor Tausenden von Jahren<br />

an verschiedenen Orten vergraben haben wollte (»Mission into Time«). In<br />

<strong>die</strong>ser Sea Organization (Sea Org), wie er seine schwimmende Befehlszentrale<br />

getauft hatte, sorgte <strong>der</strong> Chef persönlich auch für <strong>die</strong> nautische Betreuung.<br />

Die Mannschaft bestand aus scientologischen Marinesoldaten, <strong>die</strong> zwar prächtige<br />

Uniformen mit Goldlitzen und hübsche Mützen nach dem Vorbild <strong>der</strong><br />

US-Marine hatten, aber nach Maßgabe von John Jones, dem einzigen Berufsseemann<br />

an Bord, »einen Trawler nicht von einer Straßenbahn hätten unterscheiden<br />

können«. 157<br />

Vor dem ersten Auslaufen hielt L. Ron Hubbard eine feierliche Ansprache,<br />

in <strong>der</strong> er etwa zweifelnde Crewmitglie<strong>der</strong> daran erinnerte, dass sie als Thetane<br />

in dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en früheren Leben schon Erfahrungen mit <strong>der</strong> Seefahrt<br />

gesammelt hatten: »Der Kern <strong>der</strong> Sache ist, dass ihr alle schon eine lange<br />

Zeit hier seid. Hört auf, so zu tun, als wüsstet ihr nicht, worum es geht.« Der<br />

Appell war aber nicht wirklich vonnöten. »Alle von uns waren mit Haut und<br />

Haaren Scientologen, hochmotiviert«, berichtete Hana Whitfield, eine ehemalige<br />

Krankenschwester aus Südafrika, <strong>die</strong> später zur Kapitänin <strong>der</strong> »Apollo«<br />

aufstieg. 158<br />

Englische Zeitungen schil<strong>der</strong>ten ihren verblüfften Lesern später<br />

<strong>die</strong> Abenteuer des Flaggschiffes »Apollo«, wo <strong>der</strong> »Kapitän« (Hubbard) behauptete,<br />

»er sei schon mal auf <strong>der</strong> Venus gewesen« und wo in beson<strong>der</strong>s<br />

kniffligen Navigationsfragen im Org-Buch nachgeschlagen o<strong>der</strong> ein »Test mit<br />

dem E-Meter« durchgeführt wurde. Schlagzeile: »Schiff ahoi! Die verrückteste<br />

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