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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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zu Protokoll: »Es wurden Nachbarn befragt, um negative Dinge herauszufinden.<br />

Es wurden Mülltonnen durchwühlt, um belastendes Material aus dem<br />

Privatleben zu finden.« Auf <strong>die</strong> Frage, warum <strong>der</strong> Dienst so vorgehe, erwi<strong>der</strong>te<br />

<strong>der</strong> ehemalige Geheimagent: »Eine <strong>der</strong> Aufgaben von OSA ist es, Ermittlungen<br />

gegen sogenannte Feinde durchzuführen, um Dinge über <strong>die</strong>se herauszufinden,<br />

so dass man sie unter Druck setzen o<strong>der</strong> vernichten kann. Feinde<br />

<strong>der</strong> <strong>Scientology</strong> müssen natürlich mundtot gemacht werden und gemäß <strong>der</strong><br />

Richtlinie, wenn möglich, vollständig finanziell ruiniert werden.« 84<br />

Die Mülltonnensuche<br />

bei Ingo Heinemann blieb allerdings erfolglos. »Papier werfe ich<br />

grundsätzlich nur geschred<strong>der</strong>t in den Müll«, sagt <strong>der</strong> <strong>Scientology</strong>-Kritiker.<br />

Die Münchener Staatsanwaltschaft kam 1986 angesichts des von ihr beschlagnahmten<br />

Belastungsmaterials zu dem Schluss: »<strong>Scientology</strong> ... benutzt<br />

zur Abwehr innerer und äußerer Gegner <strong>der</strong> Organisation auch geheim<strong>die</strong>nstliche<br />

Methoden, operiert im Grenzbereich zur Illegalität und scheut gegebenenfalls<br />

auch nicht vor kriminellen Aktionen zurück.« 85<br />

Daran hat sich trotz<br />

gegenteiliger Schwüre <strong>der</strong> deutschen <strong>Scientology</strong>-Sprecherin Sabine Weber<br />

offenbar nicht wirklich etwas geän<strong>der</strong>t. Bei <strong>der</strong> Gerichtsverhandlung über <strong>die</strong><br />

Verfolgungsjagd auf Pfarrer Gandow und Gerry Armstrong im Mai 2004 gab<br />

<strong>der</strong> Haupttäter Mirko O. <strong>die</strong> Observierung zu und erklärte, er habe »im Auftrag<br />

<strong>der</strong> Rechtsabteilung von <strong>Scientology</strong>« Fotos von Gandow und Armstrong<br />

aufnehmen sollen. Sie seien für »amerikanische Anwälte« bestimmt gewesen,<br />

»<strong>die</strong> mit Herrn Armstrong befasst sind«. Der Angeklagte bestritt jedoch, dass<br />

er jemanden gefährdet habe - <strong>der</strong> ganze Vorfall sei vergleichsweise harmlos<br />

gewesen. Das hatten selbst seine Auftraggeber an<strong>der</strong>s gesehen, als sie unmittelbar<br />

nach <strong>der</strong> Tat von »kircheninternen Strafen« gegen ihn sprachen. Vor<br />

dem Amtsgericht kam Mirko O. wegen Nötigung im Straßenverkehr mit einer<br />

Geldbuße von gerade 1000 Euro an UNICEF in fünf Monatsraten davon; seine<br />

Komplizen blieben unerkannt. 86<br />

Mirko O. durfte auch Mitglied des Immobilienverbandes<br />

Deutschland (IVD) bleiben, obwohl <strong>der</strong> einen Unvereinbarkeitsbeschluss<br />

gegen <strong>Scientology</strong> gefasst hatte. Angeblich sei juristisch nichts<br />

auszurichten, weil <strong>der</strong> Scientologe schon vor dem Beschluss eingetreten war,<br />

ließ <strong>der</strong> Verband erklären. Der mutmaßliche OSA-Agent wird von <strong>der</strong> Industrie-<br />

und Handelskammer Berlin sogar regelmäßig als Gutachter berufen. Angeblich<br />

gibt es auch dagegen keine juristische Handhabe. 87<br />

Seit 2006 schickt<br />

Mirko O. regelmäßig seine Firmenreklame an Gandows Büroadresse. »So<br />

zeigt mir das OSA: Wir haben dich weiter auf dem Radar«, sagt <strong>der</strong> Pfarrer.<br />

Zwar sind Mirko O.s rabiate Praktiken in Europa (an<strong>der</strong>s als in den USA)<br />

eher <strong>die</strong> Ausnahme als <strong>die</strong> Regel. Aber ein Mittel zum Kampf gegen Kritiker<br />

hat <strong>Scientology</strong> hier wie dort bis zur Perfektion entwickelt - und setzt es inzwischen<br />

wie<strong>der</strong> verstärkt ein: Einschüchterungsversuche gegen Journalisten.<br />

Am harmlosesten und eher leicht zu durchschauen sind Leserbrieflawinen<br />

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