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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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den mit ihr befreundeten Künstler um seine Existenz bringen wollten. Wenig<br />

später tauchte sie überraschend in <strong>der</strong> Sekten-Enquetekommission des Bundestages<br />

auf, ausgerechnet, als es dort um <strong>Scientology</strong> ging. Es kam zum<br />

Eklat, als sich Ursula Caberta weigerte, in Vollmers Gegenwart <strong>die</strong> als Zeugen<br />

geladenen Verfassungsschützer über den Psychokonzern zu befragen. Caberta<br />

sagte, <strong>die</strong> Vizepräsidentin werde »ungewollt« von den Scientologen für ihre<br />

Zwecke eingespannt. Wütend verließ Antje Vollmer <strong>die</strong> Sitzung und kritisierte<br />

anschließend in einem Kommentar in <strong>der</strong> Münchner Abendzeitung grundsätzlich<br />

<strong>die</strong> Entscheidung des Parlaments, <strong>die</strong> Kommission einzurichten. 38<br />

Abgesehen<br />

vom Son<strong>der</strong>fall <strong>Scientology</strong> for<strong>der</strong>ten <strong>die</strong> Sektenkritiker aber lediglich<br />

mehr staatliche Information, Aufklärung in den Schulen und verbesserten<br />

Verbraucherschutz. Auf dem Höhepunkt <strong>der</strong> sogenannten Sektenhysterie sendete<br />

das Fernsehen häufig Talkshows, in denen auch Scientologen ausführlich<br />

zu Wort kamen und angstfrei ihre krudesten Thesen verbreiten konnten - von<br />

Hetzjagd keine Spur.<br />

Dass mit <strong>Scientology</strong> nicht zu spaßen war, musste auch <strong>die</strong> Grünen-Abgeordnete<br />

Angelika Köster-Loßack einräumen, nachdem <strong>die</strong> Enquetekommission<br />

kurz vor dem Abschluss ihrer Beratungen im Februar 1998 eine Informationsreise<br />

in <strong>die</strong> USA angetreten hatte. In Washington wurde <strong>die</strong> deutsche<br />

Delegation auf Schritt und Tritt von Scientologen begleitet, <strong>die</strong> sie als »Nazis«<br />

beschimpften und »religiöse Toleranz« einfor<strong>der</strong>ten. Scientologen warteten<br />

vor und nach jedem Termin auf sie mit Sprechchören, Transparenten<br />

und Kameras. »Sie sind hier, um eine Botschaft von Hass zu verkaufen«, hieß<br />

es auf einer gemeinsamen Pressekonferenz <strong>der</strong> Scientologen mit Geistlichen<br />

verschiedener Religionen. Die Kommissionsvorsitzende Ortrun Schätzle von<br />

<strong>der</strong> CDU erklärte nach <strong>der</strong> Rückkehr, bei dem Besuch seien <strong>die</strong> »zwei Gesichter«<br />

von <strong>Scientology</strong> »erschreckend deutlich geworden«: »Der strahlenden<br />

Hollywood-Fassade steht <strong>die</strong> dunkle totalitäre Innenseite <strong>der</strong> Organisation<br />

gegenüber.« 39<br />

Es war <strong>die</strong> Zeit, als Heber Jentzsch den Deutschen unverhohlen<br />

drohte: »Es besteht kein Zweifel, dass du groß bist, Deutschland, aber wenn<br />

du <strong>Scientology</strong> angreifst, hast du es mit <strong>Scientology</strong> sowie <strong>der</strong> weltgrößten Supermacht<br />

zu tun, und du wirst ganz offen gesagt verlieren!« 40<br />

Der 600 Seiten starke Abschlussbericht gab dann, wie <strong>der</strong> Spiegel treffend<br />

urteilte, »ein weich gezeichnetes Bild <strong>der</strong> Sekten und Psychogruppen«, das<br />

»fast wie eine Absolution« geklungen habe. 41<br />

Er las sich in keiner Weise hysterisch,<br />

son<strong>der</strong>n wissenschaftlich-distanziert, abwägend und nüchtern. Darin<br />

hieß es, <strong>die</strong> Gruppen stellten zwar eine Bedrohung für den Einzelnen, aber<br />

»insgesamt keine Gefahr dar für Staat und Gesellschaft o<strong>der</strong> für gesellschaftlich<br />

relevante Bereiche«, von einer Unterwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wirtschaft könne<br />

keine Rede sein. 42<br />

Tatsächlich stehen <strong>die</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Bonner Enquetekommission<br />

in einem krassen Gegensatz zu denen an<strong>der</strong>er europäischer Län<strong>der</strong><br />

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