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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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Hubert Heller verklagt hatte. Der Richter in Miami erklärte, Caberta verbreite<br />

<strong>die</strong> »Hubbard-Erklärung« lediglich in Ausübung ihres öffentlichen Amtes in<br />

Deutschland und könne dafür in den USA nicht belangt werden. Die Klage<br />

wurde abgewiesen.<br />

Bei so viel Wi<strong>der</strong>stand hätten an<strong>der</strong>e schon nach kurzer Zeit das Handtuch<br />

geworfen. Nicht Ursula Caberta. »Ich mache meinen Job nicht für mich,<br />

son<strong>der</strong>n im Auftrag <strong>der</strong> Stadt Hamburg«, sagt sie. Caberta hat viel erreicht,<br />

vielleicht, weil sie für eine ehemalige Politikerin erstaunlich wenig diplomatisch<br />

ist. Manche sagen »ruppig« dazu. Als sie in <strong>der</strong> TV-Talkshow MENSCHEN<br />

BEI MAISCHBERGER im September 2007 <strong>die</strong> Bemerkungen des Fernsehpfarrers<br />

Jürgen Fliege über <strong>die</strong> »Religionsgemeinschaft« <strong>Scientology</strong> nicht mehr<br />

ertragen wollte, fuhr sie ihn an: »Jetzt halten Sie mal für zwei Minuten den<br />

Mund!« 78<br />

Sie sagt: »Wenn ich so auftrete, heißt es, ich sei hysterisch. Wäre ich<br />

ein Mann, würden alle sagen, er ist durchsetzungsfähig.« Tatsächlich machten<br />

sich Journalisten über sie lustig, kritisierten ihre »fehlende Distanz zum<br />

Thema« o<strong>der</strong> unterstellten ihr eine Art »Allein gegen <strong>die</strong> Mafia«-Syndrom. 79<br />

Doch auch <strong>die</strong> ironischsten Kritiker mussten anerkennen, dass Ursula Caberta<br />

Stehvermögen besitzt und einiges erreicht hat. 1997 urteilte <strong>der</strong> Spiegel:<br />

»Heute wissen wohl <strong>die</strong> meisten Deutschen, dass es sich bei <strong>Scientology</strong> um<br />

eine Organisation handelt, <strong>die</strong> ihre Mitglie<strong>der</strong> manipuliert und auspresst. Das<br />

ist nicht zuletzt auch ihr Ver<strong>die</strong>nst.« 80<br />

Dass <strong>die</strong>ses Wissen inzwischen wie<strong>der</strong><br />

im Schwinden ist, hat kaum mit Caberta zu tun. In unzähligen Talkshows<br />

hat sie angriffslustig gegen <strong>die</strong> scientologische »Roboterherrschaft« gestritten,<br />

hat Sicherheitsbeauftragte, Handelskammern, Ministerien und Lehrer beraten.<br />

Sie hat entscheidend dazu beigetragen, dass <strong>die</strong> Innenministerkonferenz<br />

im Juni 1997 den Beschluss fasste, <strong>Scientology</strong> zukünftig vom Verfassungsschutz<br />

mit allen nachrichten<strong>die</strong>nstlichen Mitteln beobachten zu lassen. Für<br />

einen Moment erwog <strong>die</strong> Bundesregierung im Herbst des Jahres sogar, den<br />

Bundesnachrichten<strong>die</strong>nst mit <strong>der</strong> Überwachung <strong>der</strong> Sekte im Ausland zu betreuen,<br />

entschied sich dann aber dagegen. 81<br />

Ursula Caberta hat in 15 Jahren<br />

an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> »Arbeitsgruppe <strong>Scientology</strong>« drei politische Machtwechsel<br />

und sechs Innensenatoren überstanden. Sie ist wegen Differenzen über ein<br />

<strong>Scientology</strong>-Verbot 2000 aus <strong>der</strong> SPD ausgetreten, gehörte vier Jahre später<br />

zu den Grün<strong>der</strong>n <strong>der</strong> WASG, trat als <strong>der</strong>en Nummer zwei <strong>der</strong> Hamburger<br />

Landesliste bei den Bundestagswahlen 2005 an und verpasste nur knapp den<br />

Einzug ins Parlament. Doch sie verließ auch <strong>die</strong> neue linke Partei wie<strong>der</strong> aus<br />

Protest gegen <strong>die</strong> Fusion mit <strong>der</strong> PDS. »Das wollte ich nicht mittragen«, sagt<br />

sie. Das Thema <strong>Scientology</strong> ist ohnehin nicht parteigebunden; ihre engsten<br />

Mitstreiter kommen nicht selten aus <strong>der</strong> Union wie <strong>der</strong> frühere Arbeitsminister<br />

Norbert Blüm o<strong>der</strong> <strong>der</strong> langjährige bayerische Innenminister und spätere<br />

Ministerpräsident Günter Beckstein.<br />

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