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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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<strong>die</strong> Hamburger Org im Juni 2005 insgesamt 165 freie Mitarbeiter (Field Stoff<br />

Members), <strong>die</strong> innerhalb von zwei Jahren 326 Leute anwarben. Das ist kein<br />

beson<strong>der</strong>s gutes Ergebnis, aber es zeigt, dass sich <strong>die</strong> Lage normalisiert und<br />

mehr Leute hinzukommen als aussteigen. Einige Neulinge seien gleich »auf<br />

Staff« o<strong>der</strong> »in <strong>die</strong> Sea Org« gegangen, und es habe auch ein paar »Lowlights«<br />

gegeben, <strong>die</strong> wie<strong>der</strong> weggingen, heißt es in dem Papier. Der beste Rekrutierer<br />

Rainer B. habe im AbrechnungsZeitraum »für mehr als 150000 Euro« gesorgt;<br />

mit seinen Adepten »könnte er einen Kursraum alleine füllen«, wurde<br />

er gelobt. Ähnliche Zahlen brachte <strong>der</strong> Journalist Fredy Gareis in Erfahrung,<br />

als er im Frühjahr 2008 inkognito in <strong>der</strong> Berliner Idealm Org recherchierte.<br />

Innerhalb eines Jahres hatte <strong>die</strong> Org 125 Menschen »auf <strong>der</strong> Brücke gestartet«.<br />

An einem Sonnabend Ende März feierten <strong>die</strong> Berliner Scientologen den Erfolg<br />

mit einem Büfett. Im jährlichen Wettrennen <strong>der</strong> Orgs um Abschlüsse und<br />

Verkäufe waren sie weltweit <strong>die</strong> Nummer eins geworden. Dies sei »<strong>der</strong> Start<br />

für eine neue Zivilisation«, zitierte Gareis eine Rednerin. »Und damit drehen<br />

wir auch Europa!« Seither können sich <strong>die</strong> Berliner Scientologen Hoffnung<br />

machen, bald den Saint-Hill-Status verliehen zu bekommen; dann dürften sie<br />

auch OT-Kurse verkaufen und ein Straflager einrichten. »Wir sind wie Rottweiler«,<br />

sagte eine Scientologin zu Gareis. »Wir lassen nicht mehr los.« 62<br />

Man<br />

orientiert sich nun offenbar nicht mehr in erster Linie am Geld, son<strong>der</strong>n an<br />

<strong>der</strong> Masse. Beson<strong>der</strong>s intensiv wird in östlichen Berliner Außenbezirken wie<br />

Marzahn und Hellersdorf geworben, wo viele isolierte Menschen und Hartz-<br />

IV-Empfänger leben. So lässt sich <strong>die</strong> Statistik auch anheben.<br />

Hilfreich für ungestörte Rekrutierung war sicher, dass mehrere Verfassungsschutzämter<br />

nach dem 11. September aus <strong>der</strong> Beobachtung von <strong>Scientology</strong><br />

ausstiegen. »Sie brauchten nun das ganze Personal für <strong>die</strong> Verfolgung einer<br />

an<strong>der</strong>en religiösen Min<strong>der</strong>heit - radikaler Islamisten«, sagt Ursula Caberta<br />

ironisch. Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>Scientology</strong> verlagerte sich im Wesentlichen<br />

auf <strong>die</strong> Gerichte. Dort war eine klare Linie allerdings nicht entfernt zu<br />

erkennen. Während das Verwaltungsgericht München urteilte, <strong>Scientology</strong> sei<br />

ein Gewerbe und dürfe daher nicht als Verein auftreten, entschied das Verwaltungsgericht<br />

Stuttgart genau entgegengesetzt. 63<br />

Mal sahen <strong>die</strong> Richter einen<br />

religiösen Hintergrund, mal nicht. Einerseits entschied das Bundessozialgericht<br />

in Kassel 2002, dass eine Scientologin keine Arbeitsvermittlung führen<br />

dürfe, weil ihr <strong>die</strong> gesetzlich verlangte Zuverlässigkeit dafür fehle: Sie hatte<br />

Au-Pair-Mädchen nicht darüber informiert, dass sie auch an Scientologen<br />

vermittelt würden. 64<br />

An<strong>der</strong>erseits wies das Bundesarbeitsgericht in Erfurt im<br />

gleichen Jahr <strong>die</strong> Klage eines früheren ehrenamtlichen Mitarbeiters von <strong>Scientology</strong><br />

auf nachträglichen Lohn von insgesamt 335 000 Euro ab, weil er als leitendes<br />

Mitglied viele Möglichkeiten gehabt habe, <strong>die</strong> Geschicke <strong>der</strong> Organisation<br />

zu bestimmen - und damit seine eigenen. Es könne nicht Aufgabe <strong>der</strong><br />

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