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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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habe Herrn Fliegerbauer daraufhin mitgeteilt, dass ich nicht beabsichtige,<br />

hierzu Stellung zu nehmen«, sagte Bouffier dazu später im Hessischen Landtag.<br />

160<br />

Diese Antwort schien Fliegerbauer gar nicht zu gefallen, und er begann,<br />

dem Unionspolitiker sein Instrumentarium zu zeigen. <strong>Wie</strong> <strong>die</strong>ses aussehen<br />

könnte, hatte L. Ron Hubbard in einem seiner Befehlsbriefe formuliert: »Diejenigen,<br />

<strong>die</strong> <strong>Scientology</strong> kritisieren o<strong>der</strong> abfällige Bemerkungen darüber machen,<br />

können einer eingehenden Überprüfung ihrer vergangenen Taten o<strong>der</strong><br />

Absichten nicht standhalten. Das ist Gott sei Dank ein glücklicher Umstand<br />

für uns. Der Kriminelle scheut das Tageslicht. Und wir sind das Licht.« 161<br />

Zuerst verfasste Kurt Fliegerbauer im November 1999 einen schlichten Leserbrief.<br />

Dem Schreiben an <strong>die</strong> Freie Presse in Zwickau fügte er eine kleine Liste<br />

seiner Kunden bei, darauf auch <strong>die</strong> Namen <strong>der</strong> drei prominenten Hessen-Politiker.<br />

Mit <strong>der</strong> Demaskierung gab sich <strong>der</strong> Scientologe aber noch nicht zufrieden.<br />

»Offenkundig aus Rache für nicht gewährte Unterstützung stellte <strong>die</strong><br />

Firma Osterstein sodann im Dezember 1999 ihre Mietgarantiezahlungen mir<br />

gegenüber ein«, erklärte Volker Bouffier im <strong>Wie</strong>sbadener Parlament. 162<br />

Fliegerbauer<br />

begründete <strong>die</strong>se Maßnahme mit »unterlassener Hilfeleistung«. 163<br />

Erst danach, im Januar 2000, stellte <strong>der</strong> inzwischen zum hessischen Innenminister<br />

gewählte Politiker Strafanzeige gegen Kurt Fliegerbauer wegen Untreue<br />

bei <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft Zwickau. Doch es war zu spät, um den politischen<br />

Skandal noch zu stoppen. Längst hatten <strong>die</strong> sächsischen Zeitungen<br />

<strong>die</strong> Brisanz <strong>der</strong> Fliegerbauer-Liste erkannt. Über den »Sektenmann und <strong>die</strong><br />

Politik« schrieb <strong>die</strong> Zwickauer Zeitung. 164<br />

Fast täglich kamen <strong>die</strong> Blätter mit<br />

neuen Enthüllungen heraus; <strong>die</strong> drei CDU-Größen aus Hessen mussten sich<br />

von den sächsischen Kommentatoren vorwerfen lassen, sie hätten sich »in gefährliche<br />

Nähe zur Sekte« begeben. Als dann auch <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n in Frankfurt<br />

und <strong>Wie</strong>sbaden <strong>die</strong> Witterung aufnahmen, geriet <strong>der</strong> Skandal zur hessischen<br />

Staatsaffäre, über <strong>die</strong> Volker Bouffier fast sein Amt einbüßte.<br />

Bei einer heftigen Debatte im Hessischen Landtag im März 2000 sagte <strong>der</strong><br />

Abgeordnete Norbert Schmitt von <strong>der</strong> SPD: »Herr Bouffier, warum sind Sie<br />

als <strong>der</strong> Minister, <strong>der</strong> für den Verfassungsschutz und damit auch für <strong>die</strong> Überwachung<br />

von <strong>Scientology</strong> zuständig ist, denn so still? Sind Sie nicht frei? Warum<br />

äußern Sie sich nicht kritisch zu <strong>die</strong>ser Organisation ...? Werden Sie unter<br />

Druck gesetzt?« 165<br />

Bouffier behauptete in <strong>der</strong> Debatte zwar erneut, es handele<br />

sich bei dem Kauf »um eine private Vermögensangelegenheit, <strong>die</strong> mit meinem<br />

Amt als Staatsminister nichts zu tun hat«. 166<br />

Doch <strong>die</strong> Grünen-Abgeordnete<br />

Evelin Schönhut-Keil rechnete Bouffier, Wagner und Kartmann daraufhin<br />

detailliert vor, wie sie mit ihrem Immobilienkauf <strong>der</strong> totalitären Organisation<br />

<strong>Scientology</strong> geholfen hätten: »Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich mit <strong>der</strong> Materie beschäftigt, weiß,<br />

dass von den Gewinnen 15 Prozent an <strong>die</strong> Mutterorganisation gehen. Bei<br />

Ihrem Deal - wir reden hier ja immerhin über 3,7 Millionen DM - haben Sie<br />

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