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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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existiere ein »weit verbreitetes und gut dokumentiertes Muster <strong>der</strong> Diskriminierung<br />

von <strong>Scientology</strong> durch Bundes-, Landes-, Kommunal- und Partei-Offizielle«.<br />

96<br />

Kurz vor dem Votum des Ausschusses schickte <strong>der</strong> deutsche Botschafter<br />

in Washington, Jürgen Chrobog, einen Brief an <strong>die</strong> Abgeordneten, um sie<br />

zum Einlenken zu bewegen. Die Anschuldigungen seien »völlig unbegründet<br />

und absurd«, niemand in Deutschland wolle <strong>die</strong> Glaubensfreiheit einschränken.<br />

<strong>Scientology</strong> werde dort jedoch nicht als Religion, son<strong>der</strong>n als totalitäre<br />

Organisation wahrgenommen - »genau wie in Belgien, Frankreich, Großbritannien,<br />

Irland, Italien, Luxemburg, Spanien, Israel und Mexiko, um einige<br />

an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> zu nennen«. Deutschland sei aufgrund seiner Geschichte eben<br />

beson<strong>der</strong>s sensibel gegenüber Extremismus. 97<br />

Chrobogs Anstrengungen nutzten aber nichts, <strong>der</strong> Auswärtige Ausschuss<br />

nahm <strong>die</strong> Resolution mit überwältigen<strong>der</strong> Mehrheit an. Von 48 Abgeordneten<br />

stimmten nur zwei dagegen, einer enthielt sich <strong>der</strong> Stimme. 98<br />

So nahm <strong>die</strong><br />

Resolution, um den scientologischen »Erzfeind« Deutschland wegen seiner<br />

Sektenpolitik offiziell zu verurteilen, <strong>die</strong> ersten parlamentarischen Hürden<br />

und wurde, nachdem <strong>die</strong> Lobbyisten von Fe<strong>der</strong>al Legislative Associates eine<br />

Gruppe von sechs Abgeordneten aus <strong>der</strong> Demokratischen Partei dazu bewegen<br />

konnten, sie offiziell ins Repräsentantenhaus einzubringen, tatsächlich<br />

zur Abstimmung zugelassen. Schließlich schritt <strong>der</strong> Kongress am Montag,<br />

dem 9. November 1997, zur Abstimmung. Eigentlich sah es gut aus für <strong>Scientology</strong>.<br />

Eine Woche zuvor war <strong>der</strong> deutsche Außenminister Klaus Kinkel<br />

in Washington zu Besuch gewesen. Die Sekte hatte sich generalstabsmäßig<br />

vorbereitet, hatte Kinkel auf Schritt und Tritt von Demonstranten begleiten<br />

lassen, <strong>die</strong> »Freiheit für Min<strong>der</strong>heiten in Deutschland« o<strong>der</strong> sogar »totalitäres<br />

Schwein« brüllten. Bei einer Pressekonferenz musste Kinkel einräumen, dass<br />

ihn all seine Gesprächspartner von Präsident Clinton über Außenministerin<br />

Albright bis hin zum Verteidigungsminister William Cohen auf <strong>Scientology</strong><br />

angesprochen hatten. Es kam sogar fast zu einem Eklat, als <strong>der</strong> deutsche<br />

Außenminister mehrere Scientologen im Saal erblickte und sie hinausbat.<br />

»Die Spione <strong>der</strong> Sekte for<strong>der</strong>n Pressefreiheit und können nur mit Gewalt hinausbeför<strong>der</strong>t<br />

werden«, berichtete <strong>die</strong> Berliner Morgenpost. 99<br />

Drei Tage vor <strong>der</strong><br />

Abstimmung meldete <strong>die</strong> New York Times exklusiv auf ihrer Seite eins, dass<br />

eine deutsche Scientologin in Florida politisches Asyl erhalten habe - für<br />

<strong>Scientology</strong> <strong>der</strong> »ultimative Beweis« <strong>der</strong> deutschen Verfolgung, wie den Kongressabgeordneten<br />

in dringenden Faxen mitgeteilt wurde.<br />

Alles schien auf eine Verurteilung Deutschlands im Repräsentantenhaus<br />

zuzulaufen. Doch als das Plenum begann, über <strong>die</strong> Vorlage zu diskutieren,<br />

zeigten sich Risse in <strong>der</strong> angeblichen Front gegen »Germany«. »Ich halte es<br />

für wichtig, dass wir Tom Cruise o<strong>der</strong> John Travolta nicht <strong>die</strong> Außenpolitik<br />

<strong>die</strong>ses Landes bestimmen lassen, und ich denke, genau das steht hinter <strong>die</strong>-<br />

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