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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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<strong>Scientology</strong>-Anwältin Helena Kobrin gegen »Diebstahl und Vergewaltigung<br />

unseres urheberrechtlich geschützten Eigentums« durch »Internet-Anarchisten«.<br />

132<br />

Nach <strong>der</strong> direkten Intervention des Psychokonzerns brach ein »tödlicher<br />

Kampf zwischen zwei fremden Kulturen« aus, wie das amerikanische Computermagazin<br />

Wired schrieb, »ein flammen<strong>der</strong> Kampf mit echten Waffen«. 133<br />

Es war ein Kampf, in dem <strong>Scientology</strong>s schärfste Waffe das Urheberrecht bildete.<br />

Hubbards Schrifttum ist bekanntlich bis in <strong>die</strong> kleinsten Verästelungen<br />

gesetzlich geschützt. Das OT-Material wird angeblich in speziellen, elektronisch<br />

gesicherten Mappen verwahrt und nur portionsweise unter scharfer Bewachung<br />

für wenige Stunden herausgegeben. Obwohl zahlreiche Aussteiger<br />

darüber verfügen - wie sonst wären so viele Dokumente an <strong>die</strong> Öffentlichkeit<br />

gelangt -, kann <strong>die</strong> Organisation mit dem Vorwurf angeblicher Urheberrechts-<br />

Verletzungen Kritikern gegenüber ein hohes Drohpotential aufbauen. Letztlich<br />

war all <strong>die</strong>s, so Wired, <strong>die</strong> dramatische Begleitmusik zu dem eigentlichen<br />

Stück, in dem es um etwas sehr Wesentliches und Grundsätzliches ging: »Die<br />

wahren Probleme sind <strong>die</strong> Grenzen <strong>der</strong> Meinungsfreiheit und <strong>die</strong> Zukunft des<br />

Copyrights und des intellektuellen Eigentums im Angesicht einer Technik, <strong>die</strong><br />

Kopien in Sekunden um <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> schleu<strong>der</strong>n kann. Die Church of <strong>Scientology</strong><br />

wird nicht <strong>die</strong> letzte Organisation sein, sei sie kontrovers o<strong>der</strong> nicht, <strong>die</strong> versucht,<br />

ihre Interessen gegen das Netz zu behaupten. Denn <strong>die</strong> Technik kümmert<br />

sich nicht um <strong>die</strong> Motive ihrer Nutzer.« 134<br />

<strong>Scientology</strong> hatte ihre Gegner o<strong>der</strong> das neue Medium gewaltig unterschätzt.<br />

Die Teilnehmer <strong>der</strong> Newsgroup begannen damit, bei allen möglichen Gelegenheiten<br />

aus den »geheimen« OT-3-Papieren zu zitieren, um <strong>die</strong> Debatte auszuweiten.<br />

Trotz gerichtlicher Verfolgung stellte ein nie<strong>der</strong>ländischer Provi<strong>der</strong><br />

<strong>die</strong> Fishman-Papiere ins Netz, an<strong>der</strong>e taten und tun es bis heute. Auf <strong>die</strong>se<br />

Weise gelangten sogar <strong>die</strong> sogenannten NO Ts-Materialien (New Era Dianetics<br />

for Operating Thetans) in das Internet. Diese Schriften beschreiben <strong>die</strong> exklusiven,<br />

äußerst kostspieligen OT-Stufen 4 bis 7. Der Erfolg <strong>der</strong> Counterstrategie<br />

war riesig, denn <strong>die</strong> Xenu-Geschichte wurde nun auch außerhalb <strong>der</strong> Netcommunity<br />

bekannt und in Realworld-Me<strong>die</strong>n wie CNN, <strong>der</strong> New York Times<br />

und <strong>der</strong> Washington Post nacherzählt. Wenn <strong>Scientology</strong> hatte verhin<strong>der</strong>n<br />

wollen, dass <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> von Xenu erfuhr, so erreichte sie mit ihrer Kampagne<br />

exakt das Gegenteil. Wer den Namen Xenu hörte, verband ihn bald automatisch<br />

mit <strong>Scientology</strong> und Zensur, und das Interesse an den originalen »Geheimschriften«<br />

nahm exponentiell zu. Im Mai 1995 entdeckten Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Newsgroup, dass es gegen US-Gesetze verstieß, einfach Postings frem<strong>der</strong> Personen<br />

zu löschen, und mahnten <strong>die</strong> Provi<strong>der</strong>, <strong>die</strong> Absen<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Teilnahme<br />

an ihren Foren auszuschließen - was einige taten und <strong>Scientology</strong> damit ein<br />

Zensurinstrument aus <strong>der</strong> Hand schlugen. Ab Mitte des Jahres 1995 wurde<br />

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