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Scientology - Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will - Projekt ...

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zu machen. Chrobog wies auf den kulturellen Unterschied zwischen Europa<br />

(und beson<strong>der</strong>s Deutschland) und den USA hin, den zu erkennen vielen in<br />

den Vereinigten Staaten so schwerfällt. Es wi<strong>der</strong>spricht einfach dem amerikanischen<br />

Denken, dass <strong>der</strong> Staat in Deutschland Schutzfunktionen übernimmt<br />

und - wegen des Nazi-Desasters - durch <strong>die</strong> Verfassung sogar verpflichtet ist,<br />

totalitäre Organisationen schon im Keim zu bekämpfen. In den Vereinigten<br />

Staaten lässt man aus historischen Gründen selbst extreme Gruppen gewähren,<br />

bis sie zu einer echten Bedrohung <strong>der</strong> öffentlichen Sicherheit werden -<br />

dann marschiert <strong>die</strong> Nationalgarde mit Sturmgewehren und Bomben wie<br />

gegen <strong>die</strong> Davidianer-Sekte in Waco 1996 o<strong>der</strong> gegen <strong>die</strong> afroamerikanische<br />

Move-Sekte in Philadelphia 1985. An<strong>der</strong>s als in den USA o<strong>der</strong> Japan ist es in<br />

Deutschland bis 2008 noch zu keinem »Cult Desaster« mit Toten und Verwundeten<br />

gekommen - sicher eine Folge <strong>der</strong> Aufklärung und besseren staatlichen<br />

Fürsorge. Doch was können solche eher abstrakten Hinweise schon<br />

gegen <strong>die</strong> dramatischen Geschichten vermeintlicher Opfer »religiöser Verfolgung«<br />

ausrichten?<br />

An jenem Tag sprach im US-Kongress <strong>die</strong> Hollywood-Schauspielerin und<br />

Scientologin Catherine Bell (TV-Serie JAG) als Zeugin. Sie erhob zunächst <strong>die</strong><br />

üblichen Vorwürfe gegen Deutschland und wies dann auf deutsche Staatsbürger<br />

unter den Zuhörern hin, <strong>die</strong> in ihrer Heimat beson<strong>der</strong>s hart diskriminiert<br />

worden seien, »weil sie Scientologen sind«. Eindringlich stellte Catherine Bell<br />

eine Dame vor, »<strong>die</strong> 1997 als erste deutsche Scientologin von einem US-Einwan<strong>der</strong>ungsgericht<br />

Asyl bekam, weil sie zerstörerische religiöse Verfolgung zu<br />

erwarten hätte, falls sie nach Deutschland zurückgekehrt wäre«. 144<br />

Es war <strong>die</strong><br />

schon erwähnte »Ms. Antje Victore«. Catherine Bell ahnte sicher nicht, dass<br />

das deutsche Magazin Stern nur zwei Wochen später <strong>die</strong> genauen Hintergründe<br />

<strong>der</strong> Affäre enthüllen würde. Unter dem Titel »Der große Bluff« konnten<br />

<strong>die</strong> Autoren, darunter <strong>die</strong> bekannte deutsche <strong>Scientology</strong>-Kritikerin Jeanette<br />

Schweitzer, eine Operation des scientologischen Geheim<strong>die</strong>nstes OSA aufdecken,<br />

<strong>die</strong> nach allen Regeln klassischer Desinformation funktionierte und<br />

nichts an<strong>der</strong>es war als ein mit großem Aufwand fabrizierter Asylbetrug. 145<br />

Ein Scientologe namens Jens Billerbeck, <strong>der</strong> früher engen Kontakt mit Antje<br />

Victore hatte, war ausgestiegen und hatte dem Stern eine Mappe mit Dokumenten<br />

und Briefen übergeben, anhand <strong>der</strong>er sich <strong>die</strong> »Operation Asyl« in<br />

allen Details nachvollziehen ließ. Es stellte sich heraus, so <strong>die</strong> Autoren, »dass<br />

<strong>der</strong> spektakuläre Asyl-Fall von <strong>Scientology</strong> inszeniert worden war. Von religiöser<br />

Verfolgung< keine Spur. Die Dame hatte schnöde Geldprobleme, wie<br />

Briefwechsel zeigen.« 146<br />

Aus Victores Zeit in Detlef Foullois' bankrotten Werbefirmen<br />

war eine Steuerschuld von 13100,51 Mark offengeblieben, <strong>die</strong> das<br />

Finanzamt immer vehementer einfor<strong>der</strong>te. 147<br />

Am 26. März 1996 wandte sich<br />

<strong>die</strong> spätere Asylantin in äußerster Not an ihre Freundin und Mitscientologin<br />

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